Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 30

 

30
Emil Nolde
Junges Paar, 1913.
Farblithografie
Schätzpreis: € 80.000 - 120.000
+
Junges Paar. 1913.
Farblithografie.
Schiefler/Mosel/Urban L 52. Signiert und von Ada Nolde bezeichnet "von 3 Dr. dieser Fassung Nr. 2" sowie betitelt. Eines von 3 Exemplaren in dieser Farbfassung. Auf feinem Japan. 61,4 x 50,5 cm (24,1 x 19,8 in). Papier: 70 x 60,5 cm (27,5 x 23,8 in).
Gedruckt im Atelier Westphalen, Flensburg. [SM].

• Die 1913 entstandenen Lithografien gehören zu den Höhepunkten in Noldes druckgrafischem Œuvre.
• Die Lithografien bilden die kleinste Werkgruppe im grafischen Œuvre Noldes, die er in zeitlich konzentrierten Phasen voller experimenteller Begeisterung schafft.
• "Junges Paar" wird in verschiedensten Farbvarianten abgezogen, jeweils in nur wenigen Exemplaren.
• Von dieser Farbfassung existieren nur 3 Exemplare.
• In dieser Farbvariante das erste Mal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
.

PROVENIENZ: Dr. Rainer Horstmann, Hamburg.
Sammlung Serge Sabarsky (1912-1996), New York (seit Juni 1981, vom Vorgenannten erworben)
Nachlass Serge Sabarsky, New York.
Sammlung Vally Sabarsky (1909-2002), New York.
Vally Sabarsky Stiftung, New York.

AUSSTELLUNG: (in Auswahl)
Graphik des deutschen Expressionismus, Künstlerhaus Wien, 15.5.-17.6.1984, Kat.-Nr. 13.
Grafica dell'espressionismo tedesco, Palazzo della Permanente, Mailand, Dez. 1984/Jan. 1985; Ca' Pesaro, Venedig, Feb./März 1985 Kat.-Nr. 13.
Graphik des deutschen Expressionismus, Neuer Sächsischer Kunstverein, Dresden, 14.4.-15.5.1991; Angermuseum Erfurt, 23.5.-23.6.1991; Staatliches Lindenau-Museum, Altenburg, 7.7.-1.9.1991; Kunsthalle Rostock, 19.9.-27.10.1991; Staatliche Galerie Moritzburg, Halle, 8.12.1991-19.1.1992; The National Museum, Krakau, 31.1.-23.2.1992; Städtische Galerie, Rosenheim, 4.3.-12.4.1992; Märkisches Museum, Witten, 27.4.-6.6.1992, u. a., Kat.-Nr. 136.

Aufrufzeit: 09.06.2023 - ca. 17.58 h +/- 20 Min.

Die Lithografien, die im Jahr 1913 entstehen, gehören zu den Höhepunkten in Noldes druckgrafischem Œuvre. Neben dem hier angebotenen Blatt "Junges Paar" sind es "Tänzerin" und die "Heiligen drei Könige". Diese großformatigen Blätter zählen zu den begehrtesten Blättern auf dem Auktionsmarkt. Seine Grafiken sind die eines Malers. Er lehnt es ab mit Umdruckpapier zu arbeiten und zeichnet unmittelbar mit dem Pinsel auf den Lithostein. Die direkte, unmittelbare Gestaltung und vor allem der unbegrenzte, freie Einsatz der Farbe begeistern den Maler und fördern seine Lust am experimentieren. Für Nolde sind die grafischen Techniken der Radierung, des Holzschnitts und der Lithografie der Ölmalerei und dem Aquarell nicht untergeordnet. Vor allem die Farblithografien ermöglichen ihm eine fast grenzenlose Gestaltung des Motivs. Das "Junge Paar" druckt er in ca. 68 verschiedenen Abzügen. "Ich konnte nach Herzenslust schalten und walten. Farben wurden verschrieben, verrieben, und ich stand immerzu zeichnend, ätzend, schleifend, mischend, abwägend, umschaltend in Farben und Farben und von der Presse die großen Bilder hervorholend, fast alle in verschiedensten Nuancen und Zuständen." (Emil Nolde, Jahre der Kämpfe, 1967, S. 261) Für diese sehr intensive Auseinandersetzung mit der Lithografie mietet sich Nolde in der Flensburger Druckerei Westphalen ein. Die motivische Inspirationsquelle für "Junges Paar" findet sich wohl im großstädtischen Berlin. Hier ist die erste Heimat von Ada und Emil Nolde nach der Heirat 1902. Den Sommer verbringen sie in Jütland und Flensburg. Im Mai 1903 zieht das Paar in ein Fischerhaus in Alsen, wo sie bis 1916 wohnen. Nolde unterhält ein Atelier in Berlin und so verbringt das Paar viel Zeit in Berlin mit seinem kulturell vielseitigen Nachtleben. Aufgrund der finanziell prekären Lage des jungen Ehepaars arbeitet Ada als Sängerin im Varieté. Anregungen für die Lithografie "Junges Paar" mag Emil Nolde bei einem abendlichen Rundgang in Berlin gefunden haben: Das junge Paar in großer Garderobe – er in Frack, sie im Kimono – könnte auf dem Weg zu einer Großstadtgesellschaft sein, oder es sind Darsteller auf einer großen Theaterbühne. Wer diese zwei Personen letztendlich sind, ist für die Aussage zweitrangig. Noldes Thema hier ist die Spannung zwischen den Geschlechtern und die unterschiedlichen emotionalen Lesarten, die die verschiedenen Farbkombinationen suggerieren. In der nur achtwöchigen Zusammenarbeit mit dem Lithografie-Atelier Westphalen in Flensburg schafft Nolde seine wichtigsten und schönsten Lithografien, welche zu den bedeutendsten Leistungen der expressionistischen Grafik zählen. [SM]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Emil Nolde "Junges Paar"
Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.