Bereits seit den frühen 1990er Jahren widmet sich der Maler einer ganz bestimmten formalen Komposition, seinen mittlerweile charakteristischen, immer wiederkehrenden Gitterstrukturen, die er nach und nach mit kräftigen, gesättigten, aneinandergereihten Farbblöcken füllt. Zusätzlich werden die Leinwände stets von drei bis fünf horizontal verlaufenden Farbbändern strukturiert.
Trotz dieser vorgegebenen Struktur ist Whitneys Malerei alles andere als starr und folgt keiner sie einengenden Ordnung. “The color makes the structure. [..] I wanted a system that allowed me to lay color down when I felt like it – I wanted nothing to get in my way. When I start these paintings I have no idea what it’s going to be. I don’t start with a sketch or an idea.“ (Stanley Whitney in einem Gespräch mit Arunda D'Souza, 30.5.2017, zit. nach: www.artnews.com/art-news/news/the-color-makes-the-structure-stanley-whitney-paints-
a-picture-8418/)

Whitney arbeitet sich Farbblock für Farbblock und Reihe für Reihe von der linken oberen Ecke bis nach rechts unten vor. In der hier angebotenen Arbeit fügen sich jeweils vertikal und horizontal verlaufende, übereinander "gestapelte" Farbflächen zu einer dynamischen, rhythmischen Gesamtkomposition zusammen. Ähnlich wie die großformatigen Arbeiten des Künstlers erzeugt auch die hier angebotene Arbeit aufgrund der zum Teil ineinanderlaufenden Flächen, der deutlichen, die Arbeit des Künstlers offenbarenden Pinselspuren und der in variierender Deckkraft aufgetragenen Farbe innerhalb der so klar strukturierten Querstreifen und Quadrate eine faszinierende Lebendigkeit.
Lange Jahre wurde dem beeindruckenden künstlerischen Schaffen Stanley Whitneys erstaunlich wenig Aufmerksamkeit zuteil. Das ändert sich jedoch insbesondere nach seiner Teilnahme an der documenta 14 in Kassel im Entstehungsjahr der hier angebotenen Arbeit. Danach sind seine Werke u. a. in Einzelausstellungen im Modern Art Museum in Fort Worth (2017) und im Palazzo Tiepolo in Venedig zu sehen (2022). Für 2024 plant das Buffalo AKG Art Museum (vormals Albright-Knox Art Gallery) in Buffalo, New York, eine erste umfassende Retrospektive seines Schaffens. [CH]