Auktion: 563 / Modern Art Day Sale am 07.12.2024 in München Lot 219

 

219
Ernst Ludwig Kirchner
Damenkapelle (Im Konzertsaal), 1908.
Radierung, Druck in Grün
Nachverkaufspreis: € 31.500
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Damenkapelle (Im Konzertsaal). 1908.
Radierung, Druck in Grün.
Signiert, datiert und bezeichnet "Eigendruck" sowie am unteren Blattrand handschriftlich betitelt "Im Konzertsaal". Eines von wohl 8 bekannten Exemplaren. Auf festem Velin. 28 x 30,8 cm (11 x 12,1 in). Papier: 32 x 32,6 cm (12,5 x 12,8 in).
[AR]

Die "Brücke": Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers

Weitere Werke der Sammlung werden in unserem Evening Sale am Freitag, den 6. Dezember 2024, sowie im zeitgleich stattfindenden Online Sale (Auktion endet am 15.12.2024) angeboten.

• Seltener, prachtvoller Eigendruck in dunklem Grün aus der besten "Brücke"-Zeit.
• Aus dem für Kirchners Œuvre so bedeutenden Motivkreis Tanz, Varieté und Zirkus: voyeuristische Momentaufnahme aus dem Dresdner Nachtleben.
• Seit fast 60 Jahren in privatem Familienbesitz.
• Nur äußerst selten wird ein Exemplar auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Weitere Exemplare befinden sich im Museum of Modern Art, New York, im Hammer Museum in Los Angeles sowie im Buchheim Museum, Bernried
.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Günther Gercken für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen (seit 1965: Kornfeld und Klipstein).
Seither in Familienbesitz.

LITERATUR: Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 1 (1904-1908), Bern 2013, WVZ-Nr. 208 3 (von 3) (m. Farbb., anderes Exemplar).
Annemarie u. Wolf-Dieter Dube, E. L. Kirchner. Das graphische Werk, München 1967, WVZ-Nr. R 32 b (von b) (m. S/W-Abb. in Band II Abbildungen, S. 145, anderes Exemplar).
Gustav Schiefler, Die Graphik Ernst Ludwig Kirchners, Bd. 1 (bis 1916), Berlin-Charlottenburg 1926, WVZ-Nr. R 10.
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Kornfeld und Klipstein, Bern, 116. Auktion, Moderne Kunst, 18.6.1965, Los 469 (m. Abb. Tafel 118).

"Unmittelbar und reichhaltig nahmen die Bilder das Leben auf", so Ernst Ludwig Kirchner resümierend. Es ist die Fülle von Tanz-, Varieté- und Zirkusarenen, die bei den Künstlern der "Brücke" zum zentralen Thema ihrer ausdrucksstarken Kunst wird. Kirchner schildert uns mit dieser großformatigen Radierung, was in den Metropolen Europas ab 1900 den Nerv der Zeit trifft und auf den Tanzflächen und bei den Zuschauern einen regelrechten Hype auslöst. Eine uniformierte Damenkapelle mit hochgesteckten Haaren peitscht die (nicht sichtbaren) Tanzpaare zum wilden Auftritt an; Erinnerung an den Film "Cabaret“ mit Liza Minelli und der legendär auftretenden Damen-Kombo werden hier wach. In den Bögen im Hintergrund ist eine Varieté-Kulisse zu erkennen, von denen es in Dresden viele gab, etwa die nahe dem Altmarkt gelegenen Etablissements, das "Central-Theater" und der "Victoria-Salon". Eine theatralische wie erotische Szenerie entspringt diesen abgedunkelten Räumen, aber auch das Käufliche, Wohlfeile einer geschäftstüchtigen Halbwelt kommt darin zum Ausdruck.

Mit dem Kahlköpfigen im Vordergrund nimmt Kirchner die Darstellung von Typen der gesellschaftlichen Gewinner eines George Grosz der 1920er Jahre vorweg. Es ist eine Hommage an das goldene Zeitalter der Unterhaltungskünstler, die vor dem Ersten Weltkrieg mit ihrer schrägen Musik und Showtänzen das Publikum in Ekstase versetzen. Mit dem Varieté und Tanz-affinen Kirchner kommt die Moderne der Bühnenwelt in die Dresdner "Brücke“-Kunst, zeichnend und malend setzt Kirchner die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen in Szene. Der Einfluss des französischen Impressionismus eines Degas oder Toulouse-Lautrec ist ebenso erkennbar wie das Neuartige, dem sich Degas und Matisse zu Beginn des Jahrhunderts mit dem Tanz als einem Ausdruck gewandelter Lebensformen zuwenden. Verwandt den Cafés in dem Pariser Vergnügungsviertel um die Place Pigalle oder dem Moulin Rouge in Montmartre, sind es in Dresden die Ballhäuser und die Varietés, die sich nach französischem Vorbild Cabarets nennen, sie werden zur Heimstätte Kirchners. [MvL]


Die "Brücke": Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers


Seine erste Begegnung mit expressionistischer Kunst ist dem Sammler aus Hessen noch heute gegenwärtig: Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs fielen ihm bei einem Besuch im Frankfurter Kunstkabinett Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff auf. Die Galerie bot als eine der ersten in Deutschland wieder die Gelegenheit, Arbeiten der von den Nationalsozialisten als entartet verfemten „Brücke“-Künstler zu sehen. Diesen Malern nach den dunklen Jahren der Nazi-Herrschaft ein Forum zu geben und sie der Öffentlichkeit neu vorzustellen, war eines der Hauptmotive, die Hanna Bekker vom Rath 1947 bewogen, das Kunstkabinett am Frankfurter Börsenplatz zu eröffnen. „Ich war hin und weg von diesen Arbeiten“, beschreibt der Sammler, was er damals beim Anblick der Exponate empfunden hat. Er mochte den schroffen, holzschnittartigen Stil Schmidt-Rottluffs und entdeckte in der Folge auch die anderen Mitglieder der „Brücke“ für sich, war begeistert von ihrer Art zu malen, die so gänzlich anders war als das, was in den Jahrzehnten zuvor als „schön“ zu gelten hatte. Gemeinsam mit seiner Frau – der es vor allem die Werke von Otto Mueller und Emil Nolde angetan hatten – besuchte er viele weitere Ausstellungen im Frankfurter Kunstkabinett und später auch in anderen Galerien.

Und es blieb nicht beim Betrachten allein. 1962 ersteigerte das Ehepaar das erste expressionistische Werk bei einer Auktion in Stuttgart – bei Roman Norbert Ketterer, dem Onkel des heutigen Inhabers von Ketterer Kunst: Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt „Drei Akte im Walde“ aus dem Jahr 1933 markierte den Auftakt einer umfangreichen Sammlung des Ehepaars mit Grafiken der „Brücke“-Künstler.

Ein spezielles System habe er nicht verfolgt, sagt der Sammler. Aber er habe versucht, nicht nur das zu erwerben, „was auch viele andere hatten“. Sein besonderes Interesse weckten dabei vor allem jene Werke, die nur in kleiner Stückzahl vorhanden waren, etwas Außergewöhnliches hatten, einen zusätzlichen Farbauftrag etwa oder dem Künstler als Probedruck dienten. In erster Linie jedoch, sagt der Sammler, „habe ich nach Gefallen gekauft“.

Weitere Werke der Sammlung werden in unserem Evening Sale am Freitag, den 6. Dezember 2024, sowie im zeitgleich stattfindenden Online Sale (Auktion endet am 15.12.2024) angeboten



 

Aufgeld und Steuern zu Ernst Ludwig Kirchner "Damenkapelle (Im Konzertsaal)"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

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