Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 35

 

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Yves Klein
Peinture de Feu Coleur, sans titre,(FC 11), Um 1961.
Mischtechnik. Reines Pigment, Kunstharz und Feu...
Schätzpreis: € 400.000 - 600.000
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Peinture de Feu Coleur, sans titre,(FC 11). Um 1961.
Mischtechnik. Reines Pigment, Kunstharz und Feuerspuren auf Papier. Auf Papier, auf Leinwand aufgezogen.
22,5 x 36 cm (8,8 x 14,1 in).
Weitere Werke aus der Ahlers Collection werden in unserem Contemporary Art Day Sale am Freitag, den 8. Dezember, sowie in unserem Modern Art Day Sale am Samstag, den 9. Dezember 2023, angeboten (siehe Sonderkatalog "32 Werke aus der Ahlers Collection").

• Die Kombination von Feuerbild und Anthropométrie ist von großer Seltenheit im Werk.
• Die vorliegende Arbeit gehört zu den "Farbigen Feuerbildern", der letzten Werkserie vor seinem viel zu frühen Tod.
• Das aktuelle Werkverzeichnis von Paul Wember führt lediglich zwei weiter vergleichbare Arbeiten auf.
• Aus dem Besitz von Pontus Hultén, einem der wichtigsten Ausstellungsmacher und Museumsgründer des 20. Jahrhunderts (Moderna Museet, Stockholm, Centre Georges Pompidou, Paris)
• Vergleichbare Arbeiten wurden bisher nur äußerst selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Aus der Ahlers Collection.

PROVENIENZ: Pontus Hultén, Paris.
Margareta Leijonhufvud, Schweden.
Galerie Reckermann, Köln.
Firmensammlung Ahlers AG, Herford (seit 2005, direkt vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Yves Klein - Der Sprung ins Leere: Pretiosen des Nouveau Réalisme, Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte, 28.2.-1.7.2006, und Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen, Passau, 22.7.-24.9.2006 (o. Kat.).
Les Livres de Vie: Eva Aeppli und ihre Künstlerfreunde,Kunstmuseum Solothurn, 26.08.-05.11.2006, Begleitheft Nr. 51, S. 25 (o. Abb.).
Nouveau Réalisme, Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 28.3.-2.7.2007/ Nouveau Réalisme: Revolution des Alltäglichen, Sprengel Museum Hannover, 9.9.2007-27.1.2008, Kat.-Nr. 31, S. 70 (Abb.) u. 318.
Nouveau Réalisme, Kunsthalle Krems, Krems-Stein, 21.11.2010-20.2.2011 (o. Kat.).
Depicting Women - beauty, goddess, motherhood, bathing, soliciting, fulfilling, fragment", Stiftung Ahlers Pro Arte, Herford, 15.9.-9.12.2018, Kat.-Nr. 73, S. 87 u. 73 (Abb.).
Aggregatzustände. Das Material der Kunst - von Abfall bis Zement, Sprengel Museum Hannover, ab 6.11.2019, Kat. Nr. 29.

LITERATUR: Paul Wember, Yves Klein. Werkverzeichnis, Biographie, Bibliographie, Ausstellungsverzeichnis, Köln 1969, WVZ-Nr. FC 11, S. 135 (m. SW-Abb.).

Aufrufzeit: 08.12.2023 - ca. 18.08 h +/- 20 Min.


Yves Klein – Neuer Realist und Avantgarde-Künstler

Dank seines außergewöhnlichen kreativen Schaffens und seines visionären Einfallsreichtums gilt Yves Klein weithin als der einflussreichste Künstler, der in den 1950er und 1960er Jahren aus Frankreich hervorging, und als Vorreiter auf dem Gebiet der Performance- und Konzeptkunst. Yves Klein ist neben Arman und Jean Tinguely Mitglied der losen Künstlergruppe des "Nouveau Réalisme" rund um den Kunstkritiker Pierre Restany. Sie wenden sich klar gegen die Anfang der 1960er Jahre vorherrschende abstrakte und informelle Malerei. Die "Neuen Realisten" verlassen ihre Ateliers. Ihr Kunstschaffen beginnt auf der Straße. Mit neuen Techniken und gefundenen Materialien soll die Realität des täglichen Lebens in die Kunst integriert werden. Sie tragen so maßgeblich zur Entwicklung der Objektkunst und der frühen Form der Aktionskunst bei. Yves Kleins in einem kurzen Zeitraum von nur sieben Jahren entstandenes Gesamtwerk hat legendäre Kunstwerke wie monochrome Gemälde, Schwammskulpturen, Regenbilder, Feuerbilder und Körperabdrucke hervorgebracht. Er ist ein Konzeptkünstler, bevor es den Begriff gibt. Nicht die subjektive Handschrift des Malers, sondern die individuelle Ausdruckskraft der reinen Farbe soll für ihn das Werk bestimmen. Die Monochromie befreit ihn vom konventionellen Staffeleibild und gibt ihm die Möglichkeit, das Immaterielle und das Unendliche als Art der sublimen Erfahrung fassbar zu machen.

La Peinture de feu
Die Entstehungsgeschichte von Kleins bemerkenswerten Feuerbildern liegt in der Auseinandersetzung mit dem Immateriellen. In den Feuerbildern wie auch in den "Kosmogonien", den Abdrücken von Regen und Wind auf der Leinwand, die er ab 1960 schafft, ruft der Künstler die Elemente der Natur herbei, um ihre schöpferische Kraft zu manifestieren. Die sich aus den "peintures de feu" entwickelnde Serie "peinture de feu couleur" entsteht im letzten Lebensjahr des sehr jung verstorbenen Künstlers. Diese Werke sind die Synthese von Kleins vielfältigem, transzendentem und höchst einflussreichem Œuvre. Wohl rund 30 Werke gehören zu dieser kleinen Werkserie. Die reinen Feuerbilder beginnt Yves Klein mit den entwickelten Techniken der "Anthropométries" zu verschmelzen, indem er Spuren des menschlichen Körpers auf seine flammenverbrannten Oberflächen druckt. Auch die Farbe spielt eine immer wichtigere Rolle: Rosa- und Blautöne schwimmen durch die feurigen Tiefen seiner Werke. Das Element Feuer ist seit 1957 Teil seines Œuvres, als er eines seiner monochromen Gemälde bei der Ausstellung in der Galerie Colette Allendy in Brand setzt und in der Symbolik der Regeneration und Verwandlung schwelgt. Anfang 1961, anlässlich seiner ersten retrospektiven Ausstellung im Museum Haus Lange in Krefeld, präsentiert Klein seine Feuerfontänen und seine Feuerwand. Diese Werke, bestehend aus riesigen blauen Flammen, die vertikal brennen, und einer Flammenwand, die mit einer Reihe von Bunsenbrennern erzeugt wurde, beleuchteten theatralisch die Gärten des Museums in der Dämmerung. Klein erkennt die elementare Kraft des Feuers. Im Labor von Gaz de France, einem französischen Gasversorgungsunternehmen mit Sitz in La Plaine Saint-Denis, wo ihm eine industrielle Ausrüstung zur Verfügung gestellt wird, lernt er, das Feuer zu beherrschen und präzise Einstellungen vorzunehmen, um die verschiedenen Stärken des Feuers zu nutzen. Mit den Feuerbildern bringt Yves Klein ein reines Bild der Materie Feuer hervor. Diese Bilder erfindet er nicht. Er entnimmt sie direkt dem Feuer.

Anthropométries
In der Weiterentwicklung seiner reinen Feuerbilder nimmt Yves Klein Elemente vorangegangener Werkserien wieder auf. So findet sich sein berühmtes "International Klein Blue" (IKB) in den farbigen Feuerbildern wieder, ebenso wie menschliche Körperformen aus der "Anthropométrie"-Serie, die nach dem Studium der menschlichen Körpermaße benannt ist. In dieser bekannten Werkserie benutzt Klein weibliche Modelle als "lebende Pinsel". Die in Farbe getränkten Körper werden auf die Leinwand gepresst oder darübergezogen. So berührt der Künstler selbst die Leinwand nicht und wird im konventionellen Sinne nicht malerisch tätig. Die Gemälde entstehen meist in einer Performance vor Publikum. Die wohl legendärste Performance findet am 9. März 1960 in der Galerie Internationale d'Art Contemporain in Paris vor einem faszinierten, erstaunten, aber auch schockierten Publikum statt. Diese Performance wird Yves Kleins Ruf als Provokateur manifestieren. Das Happening wird von einem Orchester begleitet, das die von Klein komponierte "Monotone Symphonie" spielt, während drei Aktmodelle sich mit dem von Klein und dem Chemiker Edouard Adam vier Jahre zuvor entwickelten intensiven Ultramarinblau "International Klein Blue“ (IKB) bestreichen und ihre Körper anschließend nach Anweisungen des Künstlers auf die Leinwand pressen. Es ist der Höhepunkt seiner von ihm "Anthropométrien" genannten Kunstwerke, bei denen er die von ihm geförderte Distanzierung von der Leinwand auf die Spitze treibt und gleichzeitig die "leibhaftige Berührung mit der unkörperlichsten aller Farben möglich" macht. Die Feuerbilder repräsentieren den letzten Schritt in seinem sublimierenden Übergang vom Materiellen zum Geistigen. [SM]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Yves Klein "Peinture de Feu Coleur, sans titre,(FC 11)"
Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.