Haushofer, A., Moabiter Sonette. (Mit einer Einleitung von F. W. Euler). Ohne Ort, Drucker u. Jahr [Berlin, Privatdruck 1945]. Orig.-Karton. 21 : 15 cm.

Erste Ausgabe dieses literarisch-biographischen Dokumentes, von größter Seltenheit . Bis auf das Exemplar der Universitätsbibliothek Siegen (fälschlich als die Ausgabe von 1946 identifiziert) findet sich kein Nachweis in deutschen und europäischen Bibliotheken. Bei Wilpert/Gühring und anderen literarischen Nachschlagewerken wird nur die erste öffentliche Ausgabe von 1946 verzeichnet. Laut A. Brodersen (im biograph. Nachwort zur englischen Ausgabe, New York 1978) wurde der vorliegende Privatdruck von einer Gruppe amerikanischer Offiziere herausgegeben: "First complete edition, published by a group of officers of the U.S. occupation forces in Berlin .. with an introduction by the German historian Fr. W. Euler".
Der vielseitig begabte Wissenschaftler, Dichter, Politiker und Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer (1903-1945) wurde 1933, obwohl seine Mutter 'Halbjüdin' war, durch Vermittlung von Rudolf Heß Dozent an der Berliner Hochschule für Politik und 1940 Professor der Geographie an der Universität Berlin. Neben seiner Lehrtätigkeit war er außenpolitischer Berater von Heß und von Joachim Ribbentrop. Nach Heß' Englandflug im Mai 1941 wurde Haushofer zwei Monate inhaftiert und in der Folge als "politisch unzuverlässig" überwacht. Er distanzierte sich zunehmend vom nationalsozialistischen Regime und schloß sich dem Widerstandskreis um den preuß. Finanzminister Joh. Popitz an. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er im Dezember des Jahres in einem Bergbauernhof bei Garmisch-Partenkirchen aufgespürt und in das Gefängnis Berlin-Moabit gebracht. Kurz vor Ende des Dritten Reichs, in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945, wurde Haushofer zusammen mit 15 Mithäftlingen von einem Rollkommando der SS erschossen. Bei dem Toten fand man die im Gefängnis entstandenen Moabiter Sonette . "In den ausnahmslos während der Haft entstandenen, formal der Tradition des 19. Jhs. verpflichteten Sonetten rekapituliert der Dichter die Stationen seines Lebens und zieht, an der Schwelle des Todes, eine von absoluter Humanität und hoher geistiger Zucht geprägte Bilanz .. Zwischen Verzweiflung und Hoffnung, Empörung und Zuversicht, Verehrung und Verachtung bewegen sich Haushofers lyrische Bekenntnisse." (KLL) - OKart. und 2 Bll. unbedeut. fleckig, Innengelenke leicht gelockert.

First edition of this literary-humane document, of highest rarity, no copy in international auctions, no copy in German and European libraries except for the one in the university library Siegen (erroneously identified as the 1946 edition). Wilpert/Gühring and other literature reference works register only the first edition for trade from 1946. According to A. Brodersen (in his essay to the Engl. edition New York 1978) this private print was published by a group of American officers. Haushofer, who was of partly Jewish descent, was originally professor at the Berlin university and Rudolf Heß' and Joachim Ribbentrop's external advisor. He later on joined the resistance movement and took part in the attempted assassination of Adolf Hitler in 1944. In December 1944 he was arrested and imprisoned in Berlin-Moabit, where he wrote this 'Moabiter Sonette'. He was shot by a special SS task force in the night from 22 to 23 April 1945. The manuscript was found with the dead man. - Orig. wrappers and 2 ll. minimally stained, inner joints very slightly loosened.