Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 212

 
Fritz Winter - Kommendes Blau


212
Fritz Winter
Kommendes Blau, 1966.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 57.340

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Lohberg 2579. Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. Auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet "Sch". 70,2 x 60 cm (27,6 x 23,6 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland, 1978 bei Galerie Pohlkötter, Münster, erworben.

Fritz Winter wird 1905 in Altenbögge bei Unna geboren. Nach einer Elektrikerlehre und einer sich anschließenden Tätigkeit als Bergmann widmet sich Fritz Winter ab Anfang der 1920er Jahre der Malerei und der Zeichenkunst. 1927 wird Winter am Bauhaus in Dessau aufgenommen und studiert dort die folgenden drei Jahre unter anderem bei Paul Klee, Wassily Kandinsky, Josef Albers und Oskar Schlemmer. 1928/29 nimmt Winter an der Ausstellung "Junge Bauhausmaler" teil. Zur gleichen Zeit macht der junge Künstler Bekanntschaft mit Ernst Ludwig und Erna Kirchner, bei denen er wiederholt in Davos zu Gast sein wird. Nach seinem Studium unterrichtet Winter an der Pädagogischen Akademie in Halle. 1933 folgt ein Umzug nach München, 1936 ein weiterer nach Dießen am Ammersee. In der Zeit des Nationalsozialismus wird Winters Kunst als "entartet" diffamiert, der Künstler erhält Malverbot. Bereits 1939 als Soldat an die Ostfront eingezogen, wird Winter mehrmals schwer verwundet und gerät kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wird. Unmittelbar nach seiner Heimkehr ruft Winter gemeinsam mit anderen Künstlern die Gruppe "ZEN 49" ins Leben und findet schnell Anschluss an die europäische Avantgarde. Im Rückgriff auf seine vom Bauhaus beeinflussten Arbeiten der 1930er Jahre entwickelt der Künstler eine eigene Formensprache, die ihm neben dem Informel eine Sonderstellung zuweist. Ab 1953 ist Winter Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg, zwei Jahre später wird er Professor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel.

In den 1960er Jahren entstehen die sogenannten Rechteck- und Reihenbilder, zu denen auch unsere Arbeit zu zählen ist. In dieser Werkphase überwiegt das Primat der Farbe und die Kompositionen werden von Farbflächen beherrscht. In vielfältig schillernden Tönen erscheinen rhythmisch über die Bildfläche verteilte Farbbänder, die an ihren Rändern keine scharfen Konturen aufweisen. Auf diese Weise ergibt sich ein differenziertes, überwiegend senkrecht angeordnetes dynamisches Farbgeflecht, in dem die Farbtöne einerseits ineinander zu verschmelzen scheinen, während sie sich andererseits aber auch kontrastreich voneinander absetzen. In "Kommendes Blau" sind es satte violette, grüne und braune Farbtöne, die mit verschiedenen Blauwerten in einen überaus spannungsreichen und faszinierend vielschichtigen Dialog treten.

Zum 60. Geburtstag 1965 ehrt man den Künstler mit einer großen Retrospektive, die in verschiedenen Städten Deutschlands gezeigt wird. Als einer der wichtigsten deutschen Maler der Nachkriegszeit erhält Winter das "Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland" im Jahr 1969. 1970 erfolgt die Emeritierung in Kassel; Winter lebt danach wieder in Dießen. 1975 wird in Ahlen das Fritz-Winter-Haus eröffnet. Fritz Winter verstirbt 1976 und wird posthum mit dem Rubenspreis der Stadt Siegen geehrt. [KP].




212
Fritz Winter
Kommendes Blau, 1966.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 57.340

(inkl. Käuferaufgeld)