Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 82

 
Hermann Max Pechstein - Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm


82
Hermann Max Pechstein
Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm, 1946.
Öl auf Hartfaserplatte
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 70.760

(inkl. Käuferaufgeld)
Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm. Um 1946.
Öl auf Hartfaserplatte.
Soika 1946/8. 70 x 53,8 cm (27,5 x 21,1 in).

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Norddeutschland.

Schon früh wird das künstlerische Talent Hermann Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Die Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten. 1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Er schafft Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt. 1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste.

Neben Landschaften und Stillleben sind es vor allem Porträts, die im späten Schaffen von Max Pechstein einen besonderen Platz einnehmen. Die effektvoll ins Bild gesetzte Dame im gelben Kostüm wird sich ihrer Rolle in diesem Porträt nur zögerlich bewusst. Das kräftige Gelb, das Pechstein sehr liebte, steht in seiner herausfordernden Präsenz in bewusstem Gegensatz zu dem eher skeptischen Gesichtsausdruck der Dargestellten. Dem Anspruch auf ein repräsentatives Porträt wird so nur bedingt Folge geleistet. Der kräftige Farbauftrag in breitem Pinselstrich verrät eine Dynamik des Malens, die Pechstein ungebrochen bis in sein Alterswerk begleitet.

Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen. Pechstein stirbt 1955 in Berlin. [KD].




82
Hermann Max Pechstein
Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm, 1946.
Öl auf Hartfaserplatte
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 70.760

(inkl. Käuferaufgeld)