Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 28

 

28
Renée Sintenis
Daphne, 1917.
Bronze
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 14.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Daphne. 1917.
Bronze, mit goldbrauner Patina. Auf braunen Granitsockel montiert.
Berger/Ladwig 30. Buhlmann 63. Mit dem Monogramm sowie dem Gießerstempel "Noack Berlin". Höhe: 29,2 cm (11,4 in). [CB].
Gegossen von der Bildgießerei Hermann Noack, Berlin. Andere Exemplare befinden sich in folgenden öffentlichen Sammlungen (in Auswahl): Nationalgalerie Berlin. Museum am Ostwall, Dortmund. Wallraf-Richartz-Museum, Köln. Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld.

Mit einem Gutachten von Frau Dr. Ursel Berger, Berlin, von 13. April 2014.

LITERATUR: (in Auswahl; jeweils anderes Exemplar)
R. Crevel/G. Biermann, Renée Sintenis, Berlin 1930, S. 22 (mit Abb.).
Wolfgang Stechow, Apollo und Daphne, Leipzig/Berlin 1932, Abb. 63.
Hanna Kiel, Renée Sintenis, Berlin 1935, S. 18 (mit Abb.).
Hanna Kiel, Renée Sintenis, Berlin 1956, S. 16 (mit Abb.).
C. L. Kuhn, German Expressionism and Abstract Art. The Harvard Collections, Cambridge 1957, S. 71, Abb. 116.
H. Westhoff-Krummacher, Die Bildwerke seit 1800 im Wallraf-Richartz-Museum und im öffentlichen Besitz der Stadt Köln, Köln 1965, S. 243 (mit Abb.).

Die deutsche Bildhauerin und Grafikerin Renée Sintenis wird 1888 im schlesischen Glatz unter dem Namen Renate Alice Sintenis geboren. 1908 beginnt sie ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Berlin, das sie nach einer kurzen Unterbrechung gegen den Willen der Eltern fortführt. Schon 1915 kann sie erste Arbeiten in der Berliner Secession ausstellen und gewinnt neben einflussreichen Freunden bald an Popularität. 1917 heiratet Sintenis den Maler und Schriftkünstler Emil Rudolf Weiß.

In der "Daphne" hat Renée Sintenis wohl den schönsten Ausdruck weiblicher Anmut geformt. Die von Apoll bedrängte Daphne, Tochter des Flussgottes Peneios, wird auf ihr Gebet hin in einen Lorbeerbaum verwandelt. Sintenis deutet die Transformation nur in Blättern um die Beine sowie im Haar der Daphne an und konzentriert sich ganz auf eine fragile Körperlichkeit, die in ihrer Streckung der Gliedmaßen die Metamorphose bereits vorwegnimmt.

Sintenis künstlerischer Erfolg wächst in den 1920er Jahren und sie erhält 1932 den Olympia-Preis für die 1926 entstandene Bronze "Der Läufer von Nurmi". Als einige der wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit wird Sintenis 1931 an die Preußische Akademie der Künste berufen, wo sie bis zu ihrem von den Nationalsozialisten erzwungenen Austritt 1934 lehrt. Nach dem Krieg folgt Renée Sintenis 1947 erneut dem Ruf an die Hochschule der Künste. Ein Jahr später wird sie mit dem Kunstpreis der Stadt Berlin ausgezeichnet und 1955 schließlich wieder als ordentliche Professorin in die Akademie der Künste aufgenommen. In den 1950er Jahren wird Renée Sintenis mit dem Schlag zum "Ritter der Friedensklasse" des Ordens Pour le mérite und der Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes geehrt. Seit den 1920er Jahren ist sie eine der erfolgreichsten Berliner Bildhauerinnen, die ihre größte Bekanntheit vor allem als Tierbildhauerin erringt, nach ihrem Entwurf entsteht u.a. der Berliner Bär. Aber auch Porträts und Sportlerfiguren gehören zu ihrem plastischen Repertoire. Ihre letzten Schaffensjahre sind von Krankheit und schwerem Leiden gekennzeichnet, sie stirbt 1965 im Alter von 77 Jahren in Berlin.




28
Renée Sintenis
Daphne, 1917.
Bronze
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 14.375

(inkl. Käuferaufgeld)