Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 105

 
Marc Chagall - Rosen und Mimosen


105
Marc Chagall
Rosen und Mimosen, 1975.
Farblithografie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Rosen und Mimosen. 1975.
Farblithografie.
Mourlot 733. Signiert und bezeichnet "Épreuve d´artiste". Verso handschriftlich datiert, betitelt und bezeichnet. Wohl eines von 5-7 Künstlerexemplaren außerhalb der Auflage von 50. Auf festem Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 66 x 52,5 cm (25,9 x 20,6 in). Papier: 82,8 x 65 cm (32,5 x 25,6 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Hamburg.

Die Studienzeit verbringt Chagall zunächst in Witebsk, anschließend an der Petersburger Akademie bei Leon Bakst, der ihn auf Cézanne, van Gogh und Gauguin hinweist. Diese Einflüsse werden abgelöst von kubistischen und fauvistischen Tendenzen, die Chagall ab 1914 während eines vierjährigen Parisaufenthaltes zunehmend in seine Arbeit miteinbezieht. Seinen eigenen Stil entwickelt Chagall aber erst nach seiner Rückkehr nach Russland. In Witebsk gründet er 1919 eine Kunstschule und wird deren Direktor. Im selben Jahr übernimmt er die Ausstattung des Jüdischen Theaters in Moskau. 1922 verlässt Chagall endgültig Russland und geht über Berlin, wo die ersten grafischen Blätter, Radierungen zu der Autobiografie "Mein Leben", entstehen, nach Frankreich zurück. 1923 in Paris angekommen macht Chagall die Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Vollard, der die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol in Auftrag gibt. Nach weiteren 100 Radierungen zu La Fontaines "Fabeln" entstehen ab 1930 die Bibelillustrationen, insgesamt 105 Blätter. Ausgedehnte Reisen führen den Künstler in diesen Jahren nach Palästina, Ägypten, Holland, England und Spanien. 1941 flieht Chagall in die USA, wo er die folgenden sechs Jahre lebt. Er entwirft in dieser Zeit Bühnenbilder für Ballettaufführungen von Tschaikowsky ("Aleko") und Strawinsky ("Feuervogel"). Nach einer großen Ausstellung im Museum of Modern Art 1946 kehrt der Künstler 1950 nach Frankreich zurück. Einige Großaufträge unterbrechen sein beschauliches Leben in Vence: Für verschiedene öffentliche Bauwerke wie z.B. die Kathedrale von Metz (1958), die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik bei Jerusalem (1960), oder das Haus der Vereinten Nationen in New York (1964) entwirft Chagall Glasfenster. Für die Pariser Oper wird ihm ein Deckengemälde in Auftrag gegeben. Als dieses 1964 fertiggestellt ist, beginnt Chagall mit Wandgemälden in der Metropolitan Opera in New York, die 1967 eingeweiht werden. 1975 werden Arbeiten auf Papier in Chicago ausgestellt, im selben Jahr reist er nach Japan, wo in fünf Städten über zwei Jahre eine Wanderausstellung gezeigt wird.

Der stets um das beste Resultat besorgte Chagall überarbeitet seine Lithografien häufig mehrfach und fertigt dazu jeweils neue Probedrucke an. Wie auch bei dem hier vorliegenden Blatt, ergeben sich daraus immer wieder leichte Farbabweichungen. Darüber hinaus wird die irreale Kombination verschiedener Bildmotive, gepaart mit dem Einfluss der in Paris entdeckten modernen Kunst, in dieser Farblithografie deutlich. Im Vordergrund das überdimensionierte Blumenbouquet in einer kleinen Vase, umringt von Figuren in einer nur angedeuteten Landschaft bestätigen die schon früh von Apollinaire kreierte Namensschöpfung "surnaturel" (übernatürlich), die für das Gesamtwerk Chagalls angewendet werden kann.

Neben anderen zahlreichen Auszeichnungen erhält Chagall 1977 vom damaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing das Großkreuz der Ehrenlegion. Im selben Jahr reist er nach Italien und Israel. Es folgen weltweit umfangreiche Ausstellungen, in denen auf seine internationale Bedeutung und seinen enormen Einfluß auf die Kunst des 20. Jahrhunderts hingewiesen wird. Ab 1978 fertigt Chagall für die Pfarrkirche St. Stephan in Mainz die Entwürfe zu den Chorfenstern an, von denen neun zu Lebzeiten von ihm selbst auch ausgeführt werden.Nach seinem Tod am 28. März 1985 werden die übrigen von einigen seiner Schüler fertig gestellt. [DB].




105
Marc Chagall
Rosen und Mimosen, 1975.
Farblithografie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)