Auktion: 434 / Wertvolle Bücher am 21./22.11.2016 in Hamburg Lot 5

 

5
Johannes Balbus de Janua
1 Bl. aus Catholicon., 1460.
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 4.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Gutenberg. - Balbus, Johannes,
Catholicon. Mainz, [Drucker des Catholicon] 1460.

Schönes und sehr gut erhaltenes Blatt eines der Meilensteine der Druckgeschichte , das vollständig im Handel hochgradig selten ist. - Dritter Druck der ersten Ausgabe. - Das berühmte Catholicon , ein enzyklopadisches Wörterbuch zur Bibel, wurde Ende des13. Jhs. von Johannes Balbus zusammengestellt und noch zu Beginn der Neuzeit als eine Art Konversationslexikon genutzt. Da sein Umfang den der Bibel noch übertrifft, wurde für die berühmte Mainzer Erstausgabe die bis dahin kleinste Drucktype entwickelt, eine ligaturenreiche Gotico-Antiqua, mit der man platzsparend drucken konnte.
Das Werk ist eines der frühesten Zeugnisse der Druckkunst und seit dem 18. Jh. Gegenstand zahlreicher Untersuchungen über die Anfange der Druckkunst und insbesondere über die Frage des Druckers geworden. Der berühmte Schlußvermerk - das erste Kolophon und eines der bekanntesten Zitate in der Gutenberg-Literatur - gibt lediglich Mainz als Druckort und das Jahr 1460 an. Als Drucker fur solch ein kostspieliges Unternehmen kommen nur Gutenberg und Fust & Schöffer in Frage. Da letztere jedoch bei Drucken aus den Jahren 1459 und 1462 eine andere Variante der Gotico-Antiqua verwendet haben, werden diese als Drucker ausgeschlossen, und Gutenbergs Werkstatt wird, zumindest fur den ersten Druck, als Entstehungsort in Betracht gezogen.
Die Papier-Exemplare des Catholicon wurden in drei Auflagen gedruckt, die sich anhand Wasserzeichen und Punkturen jeweils den Druckdaten 1460, 1469 und 1472 zuordnen lassen. Das vorliegende Blatt auf Turm- und Kronenpapier (hier ohne Wasserzeichen) mit 2 deutlichen Punkturen ober- und unterhalb des Spalten-Zwischenraums entspricht den Kriterien der dritten Auflage, die auf das Jahr 1472 datiert wird. Alle drei Auflagen zeigen das merkwürdige und bis heute vieldiskutierte Phänomen, daß der Satz - bis auf wenige Ausnahmen - nahezu identisch ist. Paul Needham hat in jüngerer Zeit nachweisen konnen, daß diese Drucke nicht mit beweglichen Einzellettern, sondern mit zweizeiligen Druckformen gesetzt wurden. Seine Erklärung dafür ist, daß man beim Erstdruck zweizeilige Klischees (sogenannte "slugs") gegossen habe, um spätere Auflagen schneller drucken zu können. Einen abweichenden Standpunkt vertritt die Inkunabelforscherin Lotte Hellinga: Sie vermutet, daß die drei Auflagen um 1468-69 jeweils auf drei unterschiedlichen Pressen gedruckt worden seien, und zwar von mehreren Druckherren, die eine Art Investorengemeinschaft gebildet hätten. Das Phänomen des Zweizweilendrucks erklärt sie damit, daß jeweils zwei Zeilen mit dünnem Draht zusammengebunden wurden und diese von Presse zu Presse wanderten. Sie führt u. a. Beispiele herausgefallener Druckbuchstaben an, was nach Needhams Theorie nicht vorkommen dürfte (vgl. auch J. Mosley, Fallen and threaded types . Internetblog Typefoundry , 2007). - Zustand: Die kl. blauen Initialen tls. verblaßt oder verfärbt, Seitensteg tls. mit kl. Randläsuren, Unterand mit kl. Wurmspur, äußere Ränder tls. schmal wasserrandig.

EINBAND: Daraus: 1 Blatt. Folio 248 aus dem Abschnitt B mit dem Wörterbuch, enthaltend die Stichwörter "nuper" bis "obijcio". Zweispaltiger Satz zu 66 Zeilen, rubriziert. Gotico-Antiqua-Type (Catholicontype). Mit großer eingemalter historisierter Prachtinitiale in Rot und Blau auf grünem Palmzweig-Grund und mit Fleuronnée-Ausläufer sowie zahlr. rot und blau eingemalten Initialen. Blattgr. 39,5 : 29 cm.

LITERATUR: GW 3182. - BMC I, 39. - Vgl. Zedler, Das Mainzer Catholicon, Mainz 1905 (= Veroffentl. d. Gutenberg-Gesellsch., Bd IV). - Zieschke/Schnitger, Elektronenradiographische Untersuchung der Wasserzeichen des Mainzer Catholicon von 1460. In: AGB XXI, Ffm 1981, Sp. 1303ff. - P. Needham, Johann Gutenberg and the Catholicon Press. In: The Papers of the Bibliographical Society of America, 76, 1982. S. 395. - L. Hellinga, Analytical bibliography. In: Gutenberg-Jb. 1989, S. 47-96.

Fine and very well-preserved leaf from one of the milestones of printing history, very rare on the market in this completeness. - Third print of the first edition. Folio 248 from section B with the dictionary, contains the keywords "nuper" to "obijcio". Two-columns with 66 lines, rubricated. Gotico-Antiqua-Type (Catholicontype). With large drawn-in historizised splendid initial in red and blue on green palm leaf ground and with fleuronnés, as well as with numerous drawn-in initials in red and blue. Size of sheet: 39.5 : 29 cm. The work is one of the earliest printing documents, since the 18th century it has been subject of a lot of research regarding the early days of printing and especially regarding the question of the printer. The famous closing note - the first colophon and one of the most famus quotes in Gutenberg literature - only mentions Mainz as printing location and the year 1460 as date. Owed to the project's costlines, the only possible printers are Gutenberg and Fust & Schöffer. - The small blue initials are partly faded or discolored, gutters with small marginal blemishes, lower margin with small wormtrace, outer margins with small isolated waterstains .




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Johannes Balbus de Janua
1 Bl. aus Catholicon., 1460.
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 4.800

(inkl. Käuferaufgeld)