Auktion: 531 / Wertvolle Bücher am 28.11.2022 in Hamburg Lot 33

 

33
Gottfried Gärtner
Herbarium. 4 Kassetten, um 1800.
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 5.250

(inklusive Aufgeld)
200 Jahre alte Pflanzen

Gottfried Gärtner
Herbarium - Flora Wetterau. Um 1800.

- Ungewöhnlich umfangreiches und insgesamt guterhaltenes Herbarium
- Enthält ca. 950 getrocknete Pflanzen der Region Wetterau
- Ausgesprochen selten in dieser Erhaltung nach über 200 Jahren Lagerung


„Dr. Gärtner, der eifrige und berühmte Pflanzenforscher .. hat sich durch die Mittheilung vieler schön getrockneten Pflanzenmuster kein geringes Verdienst um die Wissenschaft erworben .. Sein Herbarium, vorzugsweise in cryptogamischer Hinsicht äußerst beträchtlich, ist auf das zierlichste geordnet" (Goethe)

Der in Hanau geborene Apotheker Gottfried Gärtner (1754-1825) arbeitete u. a. einige Jahre in Straßburg. Er hörte dort an der Universität Vorlesungen zu Chemie, Pharmakologie, Botanik, Anatomie, Naturgeschichte, Mineralogie und Physik und bildete sich autodidaktisch weiter. 1783 kehrte er nach Hanau zurück, lebte dort als Privatier und widmete sich ganz seinen Naturbetrachtungen. 1791 legte Gärtner gemeinsam mit dem Hanauer Arzt Bernhard Meyer (1767-1836) einen botanischen Garten an, der nur ca. 6 Jahre bestand, aber bereits etwa 1500 Arten enthielt. Im gleichen Jahr begann Gärtner auch mit regelmäßigen Wetterbeobachtungen, die er bis 1825 dreimal täglich festhielt. Mit den befreundeten Ärzten Johannes Scherbius (1769-1813) und Bernhard Meyer veröffentlichte er 4 Bände unter dem Titel Oekonomisch-technische Flora der Wetterau (1799-1802). Neben den umfassenden Pflanzenkenntnissen der 3 Autoren flossen auch Erkenntnisse aus deren zahlreichen Exkursionen und Fundorten der Wetterau mit ein. 1808 gründete Gärtner mit Mitstreitern in Hanau die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde, unter der auch ein Exsikkatenwerk zur Wetterauer Flora entstand.
Seit 1784 hatte Gärtner bereits mit der Datensammlung für die Flora begonnen. Seine Privatsammlung wurde nach seinem Tod innerhalb von 6 Jahren zwei Mal zum Verkauf angeboten. Im ersten Verkaufskatalog wurden als letzte Position die Pflanzen aufgeführt: "Von den 23 ersten Klassen [Samenpflanzen] des Linné’schen Systems, ungefähr 4500 Stück, jede Pflanze in einem Bogen Papier und nach Linné bestimmt". Im Jahr 1832 bot der Verganthungsschätzer Hausmann im Hanauer Wochenblatt drei Mal in Folge die Sammlung Gärtners an, darunter eine Pflanzensammlung von 6000 Stück. Der Ausgang dieser Auktion bliebt unbekannt. Jedenfalls ging der Nachlaß Gärtners nicht an das Wetterauische Museum in Hanau. Das Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main besitzt eine umfassende Sammlung aus dem Herbarium, vorhanden sind mit Lücken die Nummer 1 bis 1807, diese wurden u. a. 1819 vom Handelsmann Joh. D. Schmidt geschenkt.
Die vorhandenen vier Kisten unserer Sammlung sind bezeichnet Flora Wett. I - IV . In jeder Kiste des Herbariums finden sich farbige Umschläge mit einliegenden Doppelbögen. Die Doppelblätter des Herbariums sämtlich von Gärtner mit Wetterauische Flora , der jeweiligen Klasse und Ordnung nach Linnés Klassifikation nach dem Sexualsystem sowie einer Nummer und der lateinischen Pflanzenbezeichnung versehen. Vorhanden sind getrocknete Pflanzen zu fast allen Monoclinia (Gewächse mit Zwitterblüten) mit den Nummern 15-1805 (mit Lücken).

EINBAND: Doppelbögen mit inliegenden Pflanzen, zusammengefaßt nach Klassen in weiteren Umschlägen und in 4 bezeichneten Originalkisten verwahrt. Ca. 34 : 22 : 14 cm. - ILLUSTRATION: Ca. 950 von Hand bezeichnete lose Doppelbögen mit inliegenden original getrockneten Pflanzen. - ZUSTAND: 5 Doppelbögen ohne inliegende Pflanzen, ca. ein Fünftel der Bögen mit kl. Insektenfraß und dadurch bedingt auch wenig Pflanzenverlust, teils sind die Exponate brüchig und etwas zerrieben, die Doppelbögen vereinz. fleckig, Umschläge fleckig und mit Quetschfalten. Die Kassetten mit Wasserschaden und dadurch verzogen.

LITERATUR: K. P. Buttler und W. Klein, Oekonomisch-Technische Flora der Wetterau. Taxonomie, Nomenklatur und Floristik: Eine Auswertung des Gefäßpflanzenteils. Hanau 2000. - https://botanik-hessen.de/Pflanzenwelt/bio/Gärtner/Gärtner.html

Unusually extensive and generally well-preserved herbarium with dried plants from the Wetterau region. Extremely rare in this condition after more than 200 years of storage. The four existing boxes in our collection are labeled Flora Wett. I - IV. Each box in the herbarium contains colored covers, containing double sheets with inlaid plants. The double leaves of the herbarium are all provided by Gärtner with Wetterau flora, the respective class and order according to Linné's classification according to the sexual system, as well as a number and the Latin plant name. There are dried plants for almost all Monoclinia (plants with hermaphroditic flowers) with the numbers 15-1805 (with gaps). - 5 double sheets without inlaid plants, approx. one fifth of the sheets with small insect damage and as a result also little loss of plants, some of the exhibits are brittle and somewhat rubbed, the double leaves are sporadically stained, covers stained and with creases. The cassettes with water damage and thus warped.




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Gottfried Gärtner
Herbarium. 4 Kassetten, um 1800.
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 5.250

(inklusive Aufgeld)