Auktion: 393 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 09.06.2012 in München Lot 207

Heinz Mack - Ohne Titel


207
Heinz Mack
Ohne Titel, 1962.
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 183.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1962.
Aluminiumrelief. 14 wabenstrukturierte Gitter auf Aluminiumplatte, auf Hartfaserplatte aufgezogen. In Objektkasten montiert.
Vgl. Honisch 559. Verso signiert, datiert und bezeichnet "14 B" sowie mit dem Richtungspfeil. 170 x 100 x 4,5 cm (66,9 x 39,3 x 1,7 in). Objektkasten: 182 x 111,5 x 12 cm (71,6 x 43,8 x 4,8 in).
Besonders monumentale und eindrucksvolle Arbeit des wichtigen "ZERO"-Künstlers aus seiner gefragtesten Zeit. [KP].

PROVENIENZ: Sammlung Philippe Dotremont, Brüssel.

Der am 8. März 1931 im hessischen Lollar geborene Heinz Mack besucht 1950-53 die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf und macht sein Staatsexamen in Kunst- und Werkerziehung. Parallel dazu studiert er in Köln Philosophie. Zusammen mit Otto Piene gründet Mack 1957 die avantgardistische Künstlergruppe "ZERO", mit der sein Name seither untrennbar verbunden ist. Anstelle von "Klassischen Kompositionen" stellt sie den Betrachter vor völlig neue und provozierende Aspekte: Licht, Bewegung, Raum, Zeit, Dynamik, Vibration und serielle Strukturen treten in den Vordergrund. Licht und Bewegung sind auch die zentralen Themen der nun entstehenden Kunstwerke, wie das "Sahara-Projekt", das Mack 1958 konzipiert und 1968/69 teilweise realisiert.

Mit seinen Arbeiten hat Heinz Mack sich einen eigenen Platz in der Kunst der Moderne gesichert, der zwischen skulpturalem Anspruch und architektonischem Raumelement liegt. Durch die Hereinnahme von Licht, sei es nun passiv oder aktiv, werden die Objekte von Mack aus ihrem rein skulpturalen Umfeld herausgehoben und bekommen eine eigenständige Komponente. Es ist nicht mehr nur die Materialität der Formen, die den Gesamteindruck bestimmt, das Licht bestimmt aktiv deren Aussagekraft. Es entstofflicht Materie und hebt sie in eine andere Ebene. Je nach Lichteinfall oder anders ausgedrückt, nach der Intensität, mit der das Licht die Gesamtwirkung einer Arbeit von Mack bestimmt, kann die Wirkung völlig unterschiedlich sein. Das heißt, dass das Stoffliche, die Materie nur relativ gesehen werden kann. Es ist zwar vorhanden, aber optisch unterschiedlich präsent. Mack nimmt für seine Arbeiten eine Umwelt in Anspruch, der nur noch eine dienende Funktion zukommt. Das raumbeherrschende Element, sowohl optisch als auch in der Intensität seiner Wirkung, ist das Objekt von Heinz Mack. Ihm hat sich alles andere unterzuordnen.

Für die documenta III in Kassel schafft er 1964 zusammen mit Piene und Uecker den "Licht-Raum", der sich heute im Kunstmuseum in Düsseldorf befindet. 1966 findet eine Einzelausstellung seiner Arbeiten in der New Yorker Howard Wise Gallery statt. Im selben Jahr findet die letzte ZERO-Ausstellung in Bonn statt. Neben den "Rotoren" bilden die "Lichtreliefs" eine weitere selbstständige Werkgruppe, die vor allem während der 1970er Jahre - nach Auflösung der "ZERO"-Bewegung - in Erscheinung tritt. In den 1980er Jahren erhält Mack zahlreiche Aufträge zur Gestaltung des öffentlichen Raums. So stellt er 1981 den "Jürgen-Ponto-Platz" in Frankfurt fertig, 1984 wird die "Columne pro caelo" vor dem Kölner Dom errichtet, 1989 konzipiert Mack den Platz der Deutschen Einheit in Düsseldorf. Inspiriert durch die Sonnenfarben seines Ateliers auf Ibiza widmet sich Mack ab 1991 wieder intensiv der Malerei, nennt seine Werke "Chromatische Konstellationen". Einen Beweis für seine Vielfältigkeit liefert der Künstler 1999: Anlässlich des 250. Geburtstages von Goethe erscheint die Publikation "Mack: Ein Buch der Bilder zum West-östlichen Divan". Für sein Gesamtwerk und für seine Arbeit als Botschafter der Kulturen erhält Mack das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Heinz Mack gilt als unermüdlicher Experimentator im Spektrum des Farblichts. Als Maler, Zeichner, Skulpturenkünstler, Keramiker, aber auch als Gestalter von Plätzen und Interieurs stellt er die ästhetischen Gesetze von Licht und Farbe, Struktur und Form in immer neue Dialoge. Seine Werke befinden sich in rund 100 öffentlichen Sammlungen in aller Welt.




207
Heinz Mack
Ohne Titel, 1962.
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 183.000

(inkl. Käuferaufgeld)