Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 224


224
Serge Poliakoff
Composition abstraite, 1960.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 103.700

(inkl. Käuferaufgeld)
Composition abstraite. 1960.
Öl auf Leinwand.
Poliakoff 60-29. Rechts unten signiert. Verso nochmals signiert. 81 x 65 cm (31,8 x 25,5 in).
[KP].

Die Arbeit ist unter der Nummer 960047 im Poliakoff-Archiv verzeichnet.

AUSSTELLUNG: Galerie im Erker St. Gallen, 17.2.-15.4.1962 (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett).
Galerie Louis Carré & Co., Paris (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett).
Galerie Bonnier, September 1962, Nr. A.211 (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett).
Serge Poliakoff, Christian Fayt Art Gallery, Knokke-Heist, 23.6.-4.8.1984, Kat.Nr. 13 (mit Farbabb.).

Der russische Maler Serge Poliakoff, am 8. Januar 1900 in Moskau geboren, gilt als wichtiger Vertreter der Nouvelle École de Paris. 1917 flieht er vor der Russischen Revolution nach Konstantinopel, gelangt 1923 nach Paris, wo er bis auf wenige Jahre sein Leben verbringt. Zuerst als Musiker den Lebensunterhalt verdienend, beginnt er gleichzeitig mit einem intensiven Studium der Malerei. Von 1929 an ist er an den Pariser Akademien Forchot und de la Grande Chaumière eingeschrieben, 1935 wechselt er für zwei Jahre an die Slade School of Art in London. Zunächst variiert er die akademischen Traditionen und bevorzugt gegenständliche Motive wie Akte, Häuser, Bäume u.ä. Nach 1935 findet er sukzessive zur Abstraktion und benutzt die Farbe als Mittel ohne gegenständliche Bezüge. Entscheidend beeinflusst wird er in dieser Richtung von Kandinsky, den er bei seiner Rückkehr nach Paris kennenlernt. Von Sonia und Robert Delaunay lernt er die Wandelbarkeit der Farben schätzen, das Interesse für Simultankontraste wird geweckt. Auch der Bildhauer Otto Freundlich übt mit seinen gebogenen Farbform-Kompositionen maßgeblichen Einfluss auf Poliakoffs Bildsprache aus.

Wie Eingangs erwähnt, gehört Serge Poliakoff, neben Jean Dubuffet, Pierre Soulages, Jean Fautrier und anderen, zu den Hauptvertretern eines Künstlerkreises, der als "Nouvelle École de Paris" Geschichte geschrieben hat. Wenngleich es der Begriff anders vermuten lässt, bezeichnet die "Nouvelle École de Paris" keine Schule oder Stilform im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr die Entwicklung der abstrakten Malerei in Paris nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere bis in die frühen 1960er Jahre hinein. Poliakoff entwickelt für sich eine sehr individuelle Form abstrakter Malerei, die Farbflächen nebeneinanderstellt. Das hier vorliegende, in seinem stark reduzierten Kolorit atmosphärisch dichte Gemälde steht auf dem Höhepunkt einer künstlerischen Entwicklung, die nicht nur formal wegweisend ist, sondern auch den Zeitgeist der Kunst einfängt. In unermesslicher Schöpfungskraft lässt uns Poliakoff in seinen Werken die abstrakte Malerei immer wieder neu entdecken: "Viele Leute sagen, dass es in der abstrakten Malerei nichts zu sehen gibt. Wenn es nach mir ginge, könnte ich dreimal länger leben und doch nicht alles, was ich sehe, gesagt haben." (Serge Poliakoff, zitiert nach: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 31, Heft 21, III 1995, S. 2).

Der hohe künstlerische Rang Poliakoffs spiegelt sich in der Vielzahl von Ausstellungen, auf denen seine Bilder seit den 1950er Jahren präsentiert werden. Nach der Einbürgerung in Frankreich 1962 erhält der Künstler einen eigenen Saal auf der Biennale von Venedig. Mitte der 1960er Jahre verschlechtert sich infolge eines Herzinfarktes der Gesundheitszustand des Künstlers, was sich auch im Œuvre bemerkbar macht, entstehen nun doch vermehrt Bilder kleineren Formats. Am 12. Oktober 1969 stirbt Serge Poliakoff in Paris. [KP].




224
Serge Poliakoff
Composition abstraite, 1960.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 103.700

(inkl. Käuferaufgeld)