392
Joan Miró
Ohne Titel, 1971.
Farbige Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 25.000 Ergebnis:
€ 50.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1971.
Farbige Kreidezeichnung über Lithografie.
Rechts unten signiert. Links unten datiert "25/X/71". Auf Velin (mit dem Filigran des Künstlers als Wasserzeichen). 41 x 56 cm (16,1 x 22 in), Blattgröße.
Vgl. Mourlot 824. [SM].
Mit einer Fotoexpertise der Association pour la défense de l'œuvre de Joan Miró (ADOM), Paris, vom 6. Oktober 2014.
PROVENIENZ: Galerie Berggruen (mit einer Fotobestätigung von Heinz Berggruen vom 27.2.1974).
Privatsammlung New York.
Ketterer Kunst, 6. Juni 1994, Los 214.
Privatsammlung Süddeutschland.
In den Jahren 1907-1910 besucht Joan Miró die Handelsschule in Barcelona und parallel dazu die Escuola de Bellas Artes de La Longa. Zunächst arbeitet er als Buchhalter. Doch bereits 1912 schreibt er sich an der Academia Gali ein, die er nach drei Jahren verlässt, um als freier Künstler zu arbeiten. In den folgenden Jahren wird Miró stark von den "Fauves" sowie den französischen Kubisten beeinflusst und zeigt 1918 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Dalmau in Barcelona. Ein Jahr später reist er erstmals nach Paris und lernt dort Pablo Picasso kennen. Aus dieser ersten Begegnung entwickelt sich eine enge Freundschaft. Kurz darauf, 1921, zieht Miró nach Paris und gerät in den Kreis der Surrealisten um André Breton. Er entwirft zu dieser Zeit, ausgehend von den "dessins automatiques", weite Raumkompositionen, in denen er spielerisch erfundene Zeichen abstrahiert. Es folgen mehrere Ausstellungen in Paris, New York und Brüssel. Miró widmet sich nun verstärkt der Collage und entwickelt daraus das Materialbild. Die politische Situation in Spanien und der Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs veranlassen den Künstler, zahlreiche politische Plakate zu entwerfen. 1937 entsteht das große Wandgemälde "Der Schnitter" für den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in der Normandie kehrt Miró 1940 nach Barcelona zurück und lässt sich auf Mallorca nieder. Das Museum of Modern Art in New York widmet ihm 1941 eine umfangreiche Retrospektive. In den folgenden Jahren entstehen vorwiegend plastische Arbeiten, meist aus Keramik.
Insbesondere ab dem Kriegsende arbeitet Joan Miró mit Verve an seinem grafischen Lebenswerk. Im Jahr 1971 schafft der 78-jährige Künstler unser reifes Blatt, eine überzeugende Kombination aus Handzeichnung und Lithografie. Die Komposition bleibt ohne Titel und spielt dadurch gezielt mit der Wechselbeziehung von biomorpher Abstraktion und Figuration. Der Betrachter erahnt in den schwarzflächigen Gebilden Figürliches, wird aber bewusst im Unklaren gelassen: Erkennt er traumhafte Gebäudeteile oder doch fantastische Wesen? Von besonderem Reiz ist schließlich der Kontrast zu den freien, bunten Linien der Kreidezeichnung, im Sinne der "Art Brut" mit dem impulsiven Automatismus einer Kinderkritzelei hingeworfen. Farbe und Nichtfarbe, Linie und Fläche treten in unserem Blatt in ein spannungsvolles Verhältnis und werden zugleich zum kunsttheoretischen Gegenentwurf der geometrischen Abstraktion. Diese Vertiefung gelingt Joan Miró mit einem subtilen Verweis auf die Kunstgeschichte: Sicher nicht ohne Grund erinnert das schwarze Gittergeflecht mit den gefüllten Rechteckformen an Piet Mondrians "De Stijl".
Die Abstraktion bleibt für Joan Miró zeitlebens sinnstiftend. Das Spätwerk des Künstlers wird von großformatigen abstrakten Gemälden bestimmt. Kurz vor seinem Tod komponiert er die sogenannten "Sobreteixims", Textilbildwerke, in die Gegenstände eingearbeitet sind. Am 25. Dezember 1983 stirbt Miró in Palma de Mallorca.
Farbige Kreidezeichnung über Lithografie.
Rechts unten signiert. Links unten datiert "25/X/71". Auf Velin (mit dem Filigran des Künstlers als Wasserzeichen). 41 x 56 cm (16,1 x 22 in), Blattgröße.
Vgl. Mourlot 824. [SM].
Mit einer Fotoexpertise der Association pour la défense de l'œuvre de Joan Miró (ADOM), Paris, vom 6. Oktober 2014.
PROVENIENZ: Galerie Berggruen (mit einer Fotobestätigung von Heinz Berggruen vom 27.2.1974).
Privatsammlung New York.
Ketterer Kunst, 6. Juni 1994, Los 214.
Privatsammlung Süddeutschland.
In den Jahren 1907-1910 besucht Joan Miró die Handelsschule in Barcelona und parallel dazu die Escuola de Bellas Artes de La Longa. Zunächst arbeitet er als Buchhalter. Doch bereits 1912 schreibt er sich an der Academia Gali ein, die er nach drei Jahren verlässt, um als freier Künstler zu arbeiten. In den folgenden Jahren wird Miró stark von den "Fauves" sowie den französischen Kubisten beeinflusst und zeigt 1918 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Dalmau in Barcelona. Ein Jahr später reist er erstmals nach Paris und lernt dort Pablo Picasso kennen. Aus dieser ersten Begegnung entwickelt sich eine enge Freundschaft. Kurz darauf, 1921, zieht Miró nach Paris und gerät in den Kreis der Surrealisten um André Breton. Er entwirft zu dieser Zeit, ausgehend von den "dessins automatiques", weite Raumkompositionen, in denen er spielerisch erfundene Zeichen abstrahiert. Es folgen mehrere Ausstellungen in Paris, New York und Brüssel. Miró widmet sich nun verstärkt der Collage und entwickelt daraus das Materialbild. Die politische Situation in Spanien und der Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs veranlassen den Künstler, zahlreiche politische Plakate zu entwerfen. 1937 entsteht das große Wandgemälde "Der Schnitter" für den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in der Normandie kehrt Miró 1940 nach Barcelona zurück und lässt sich auf Mallorca nieder. Das Museum of Modern Art in New York widmet ihm 1941 eine umfangreiche Retrospektive. In den folgenden Jahren entstehen vorwiegend plastische Arbeiten, meist aus Keramik.
Insbesondere ab dem Kriegsende arbeitet Joan Miró mit Verve an seinem grafischen Lebenswerk. Im Jahr 1971 schafft der 78-jährige Künstler unser reifes Blatt, eine überzeugende Kombination aus Handzeichnung und Lithografie. Die Komposition bleibt ohne Titel und spielt dadurch gezielt mit der Wechselbeziehung von biomorpher Abstraktion und Figuration. Der Betrachter erahnt in den schwarzflächigen Gebilden Figürliches, wird aber bewusst im Unklaren gelassen: Erkennt er traumhafte Gebäudeteile oder doch fantastische Wesen? Von besonderem Reiz ist schließlich der Kontrast zu den freien, bunten Linien der Kreidezeichnung, im Sinne der "Art Brut" mit dem impulsiven Automatismus einer Kinderkritzelei hingeworfen. Farbe und Nichtfarbe, Linie und Fläche treten in unserem Blatt in ein spannungsvolles Verhältnis und werden zugleich zum kunsttheoretischen Gegenentwurf der geometrischen Abstraktion. Diese Vertiefung gelingt Joan Miró mit einem subtilen Verweis auf die Kunstgeschichte: Sicher nicht ohne Grund erinnert das schwarze Gittergeflecht mit den gefüllten Rechteckformen an Piet Mondrians "De Stijl".
Die Abstraktion bleibt für Joan Miró zeitlebens sinnstiftend. Das Spätwerk des Künstlers wird von großformatigen abstrakten Gemälden bestimmt. Kurz vor seinem Tod komponiert er die sogenannten "Sobreteixims", Textilbildwerke, in die Gegenstände eingearbeitet sind. Am 25. Dezember 1983 stirbt Miró in Palma de Mallorca.
392
Joan Miró
Ohne Titel, 1971.
Farbige Kreidezeichnung
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€ 25.000 Ergebnis:
€ 50.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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