Auktion "Online Sale", endet in: 8 Tagen Lot 122000574


122000574
Ernst Ludwig Kirchner
Längmatte, 1921.
Bleistiftzeichnung
Startpreis: € 12.000
Längmatte. 1921.
Bleistiftzeichnung und Aquarell.
Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der handschriftlichen Registriernummer "A Da / Aa 57". Verso von fremder Hand betitelt "Berghütte". Auf kreidegrundiertem Velin. 38 x 50 cm (14,9 x 19,6 in), blattgroß. [CH].

• Seit über 50 Jahren Teil der Sammlung Hermann Gerlinger.
• Dynamisch und doch detailliert ausgearbeitete Darstellung aus der Davoser Zeit.
• Im Sommer des Jahres 1921, im Entstehungsjahr unserer Arbeit, lebt der Künstler im Haus "In den Lärchen" in Davos-Frauenkirch und entfaltet trotz seiner immer wieder aufflammenden Krankheit eine scheinbar unerschöpfliche kreative Energie.
• Die Darstellung verbindet die grandiose Schweizer Bergwelt und Kirchners einfaches, ausgewogenes Leben fernab des turbulenten Stadtlebens mit seiner meisterlichen Zeichenkunst und mutigen, expressionistischen Farbakzenten
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Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946).
Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Stuttgart (1954).
Galerie Nierendorf, Berlin.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (1971 vom Vorgenannten erworben, mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 273, SHG-Nr. 399 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 352, SHG-Nr. 787 (m. Abb.).

„Der gute van de Velde schrieb mir heute, ich solle doch lieber wieder ins moderne Leben zurück. [..] Das ist für mich ausgeschlossen [..]. Ich habe hier ein reiches Feld für meine schöpferische Tätigkeit, dass ich es gesund kaum bewältigen könnte, geschweige denn heute. Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äußeren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen als in dem sogenannten 'modernen' Leben, das meist trotz seiner reichen äußeren Form so sehr viel oberflächlicher ist.”

Ernst Ludwig Kirchner, 1919, zit. nach: Lucius Grisebach, Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938, Köln 1995, S. 153.

Ab 1917 reist E. L. Kirchner mehrfach nach Davos, um sich aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands dort bei Dr. Frédéric Bauer, dem damaligen Chefarzt des Davoser Parksanatoriums, in Behandlung zu begeben, bevor er mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling schließlich endgültig in die Schweiz übersiedelt. Den Sommer 1918 verbringt er in den Bergen auf der "Stafelalp". Die darauffolgenden Jahre bis 1923, in denen auch die hier angebotene Zeichnung entsteht, verbringt Kirchner in dem Haus "In den Lärchen" in Davos-Frauenkirch. An seinem Sehnsuchtsort in den Schweizer Bergen genießt er nun ein einfaches, rustikales Leben mit nur wenigen Annehmlichkeiten. Die Alpenlandschaft, das Leben der dort ansässigen Bauernfamilien und die von der Natur geprägte bukolische Idylle sind Kirchner in diesen Jahren bedeutende Inspirationsquellen und führen sowohl zu einer seelischen Stabilisierung, als auch zu erneuter Kreativität. Beeindruckt von der ihn nun umgebenden Natur, die der vielseitig begabte Künstler auch fotografisch verewigt, schildert Kirchner die bergige Landschaft in Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden und Druckgrafiken. In der hier vorliegenden dynamischen Zeichnung verbindet er die grandiose Schweizer Bergwelt und sein einfaches, ausgewogenes Leben fernab seines einstigen turbulenten Stadtlebens mit seiner meisterlichen Zeichenkunst und mutigen, expressionistischen Farbakzenten. Die dichte und zum Teil bereits in Farbe angelegte Komposition findet sich u. a. in den Gemälden "Kummeralpberg" (1920, Art Institute of Chicago) und "Tobel der Stafelalp" (1919, Gordon 596) wieder. [CH]

In guter Erhaltung. Kanten teils minimal bestoßen bzw. gestaucht sowie schwach unfrisch. Im oberen Drittel mit leichten Knickspuren sowie einer diagonalen Falzspur im Bereich der rechten oberen Ecke, dort mit einem kleinen Einrisschen in die Oberkante. Darstellung partiell minimal berieben bzw. oberflächlich angeschmutzt.