Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 51


51
Sean Scully
Untitled, 2007.
Öl auf Aluminium
Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
+
Untitled. 2007.
Öl auf Aluminium.
Verso signiert, datiert "12.25.07" und bezeichnet "Ingrid". 71 x 81,5 cm (27,9 x 32 in).


• Im Entstehungsjahr verwendet der Künstler erstmals Aluminium als Bildträger für seine sinnliche, vielschichtige Ölmalerei.
• Faszination der Gegensätze: harte, kühle Materialität des Metalls, warme, erdige Farbigkeit und sinnliche, matt-glänzende Oberfläche.
• Vergleichbare Gemälde des Künstlers aus diesem wichtigen Jahr 2007 befinden sich u. a. im Kunstmuseum Bern, in der Albertina in Wien und im Centre Pompidou, Paris.
• Wichtige Gemälde aus den 2000er Jahren sind heute weltweit in musealen Sammlungen zu sehen, darunter in der Tate London, im Art Institute of Chicago sowie im Metropolitan Museum und im Museum of Modern Art, New York
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (2008 direkt vom Künstler erhalten).
Vom jetzigen Eigentümer vom Vorgenannten erworben.

"Ich fange jetzt an, mit Tafeln aus Metall (Aluminium) zu arbeiten. Ich liebe Leinwand und Holz, aber ein altes Medium (Ölfarbe) auf ein zeitgenössisches Metall aufzutragen, wird das Gefühl von Nostalgie aufbrechen und das fasziniert mich."
Sean Scully, 5.9.2007, zit. nach: Kelly Grovier (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 224.

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 18.40 h +/- 20 Min.

Streifen in Schichten
In dem mittlerweile mehr als 50 Jahre umfassenden, faszinierenden Œuvre Sean Scullys dominieren verschiedenfarbige, vertikal und horizontal verlaufende, unterschiedlich breite und lange Streifenkompositionen sowie rechteckige Farbflächen, mit denen der Künstler seine wiederum in Rechtecke aufgeteilten Bildflächen füllt. Scullys Arbeit an einem Werk beginnt zunächst mit der Aufteilung und Gliederung der zu bemalenden Fläche, einer genauen Anordnung der Streifen und Farbfelder. Scully wählt aus einem schier unendlichen Reichtum kompositorischer Möglichkeiten und unterteilt die rechteckige Form der Bildfläche zunächst in mehrere kleinere rechteckige Elemente. In seinen späteren Werken ist die Gliederung deutlich weniger streng: Die Linien werden nicht mit dem Lineal, sondern frei per Hand gezogen. Mit breitem Pinsel trägt Scully dann in zahlreichen, sich überdeckenden und teils pastosen Schichten seine Farbe auf. In der hier angebotenen Arbeit erzeugt Scully durch diese Schichtung eine Vielfalt an Rotnuancen: Aufgrund der verborgenen Untermalungen gleicht kein Rotton dem anderen. Unter den hier sichtbaren Farben der Oberfläche liegen Blau, Graugrün, helles Gelb, Violett und Braun, Farben, die an den weichen Grenzen und Übergängen zwischen den einzelnen Farbfeldern in schmalen Streifen hervorblitzen, die gesamte Bildfläche zum Vibrieren bringen und mit Leben füllen. "There are no simple colors in my work… there are no whites, no reds. Colors are always subverted by the colors underneath, so when you’re looking at something you’re never quite sure what you’re looking at.” (Sean Scully, zit. nach: Hossein Amirsadeghi, Maryam Homayoun Eisler (Hrsg.), Sanctuary: Britain’s Artists and their Studios, London, 2011, S. 112)

Von der Leinwand zum Aluminium
Die Kunstauffassung Sean Scullys hat sich über die Jahre hinweg nicht grundlegend geändert, obwohl seine Malerei einer steten Entwicklung und Veränderung unterworfen ist. Nach ersten künstlerischen Experimenten mit im rechten Winkel von der Wand abstehenden, 'schwebenden' Aluminium-Panels in den 1990er Jahren entdeckt der Künstler das Metall als ungewöhnliches, zeitgenössisches Material 2007 auch für seine in der Fläche angelegte Malerei. Im Gegensatz zur Leinwand widersteht das härtere, glatte Aluminium der leichten 'Atmung' der Farbe, denn sie liegt nun auf der Oberfläche auf, wird, anders als bei den Leinwandarbeiten, nicht vom Bildträger angenommen bzw. aufgesogen. Die metallische Oberfläche führt in Verbindung mit dem sanften Glanz der Ölfarbe zu einer ganz neuartigen Ästhetik. Je nach Lichteinfall verändert sich die Ausdruckskraft der jeweiligen Farbflächen und ihrer Oberflächenbeschaffenheit und schafft in Verbindung mit den hier verwendeten warmen Farben eine überaus sinnliche Opulenz.

"Full of emotion"
In der hier angebotenen Arbeit geht Scully noch ein Stück weiter als in früheren Werken aus den 1990er Jahren. Hier hält das formgebende Gerüst die Komposition kaum noch zusammen. Die schwarze Farbfläche gibt der Darstellung Halt, doch die einzelnen Farbbalken sind zum Teil unterschiedlich lang, die Kanten durch den breiten Pinselstrich unscharf, hier und da setzt der Künstler sein Werkzeug ein wenig 'zu früh' oder ein wenig 'zu spät' ab, sodass der Farbauftrag der zuvor erdachten geometrischen Einteilung der Bildfläche auf sehr sinnliche Weise widerspricht. Jegliche Strenge und Rigidität muss sanften Übergängen, einem besonders malerischen Duktus sowie Scullys beim Malen freigesetzter Energie und seinen Emotionen weichen. "Ich bin überzeugt, dass Abstraktion dazu da ist und war, tiefe Emotion zu verkörpern", erklärt der Künstler selbst (zit. nach: Kelly Grovier (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 104). Von den abstrakten Expressionisten, u. a. von Mark Rothko inspiriert, findet Scully so zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren Bildsprache, einer tief empfundenen, poetisch aufgeladenen Abstraktion: "Newman tried to make a space that was spiritually charged, and that is what I try to do in my work too" (S. Scully, zit. nach: Florence Ingleby (Hrsg.), Sean Scully. Resistance and Persistence. Selected Writings, London 2006, S. 90).

Über diese emotionale Seite von Scullys Malerei schreibt auch Ai Weiwei: "You could see his expression and passion in every piece, and that is something that has never changed. His works have always been full of emotion, and you can see clearly where intention and form intersect." (Ai Weiwei, zit. nach: Kelly Grovier (Hrsg.), Sean Scully. Bricklayer of the Soul, Ostfildern 2015, S. 55). [CH]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Sean Scully "Untitled"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
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Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.