Auktion: 562 / 19th Century Art am 07.12.2024 in München Lot 123


123
Fritz von Uhde
Gang nach Bethlehem (Schwerer Gang), Um 1890.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 18.000 - 24.000
+
Gang nach Bethlehem (Schwerer Gang). Um 1890.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert. 117 x 128 cm (46 x 50,3 in).
Auf dem Schmuckrahmen mit Metallplakette "Prof. Fritz v. Uhde / Gang nach Bethlehem".

• Als einer der erfolgreichsten und umstrittensten Künstler seiner Zeit findet Fritz von Uhde für vertraute religiöse Szenen eine neue Bildsprache.
• Er schafft hier heroische Bauernfiguren nach Vorbild des französischen Realisten Jean-François Millet.
• Raffiniert verbindet Uhde realistische mit idealistischen sowie profane mit spirituellen Elementen.
• Eine Version des Motivs wurde 1890 in der Müchner Galerie Heinemann ausgestellt und fand im selben Jahr durch den Prinzregenten Luitpold Eingang in die Bayerische Staatsgemäldesammlung
.

PROVENIENZ: Sammlung Heinrich Glosemeyer (1896-1969), Bremen.
Privatsammlung Norddeutschland (1960 erworben, seither in Familienbesitz).

Aufrufzeit: 07.12.2024 - ca. 13.29 h +/- 20 Min.

Fritz von Uhde ist einer der wichtigsten Maler, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts an eine Aktualisierung tradierter Bildformeln mit den Mitteln des Realismus und Naturalismus wagen. Auf einer tristen, schlammigen Straße im herbstlichen Nebel und schwindenden Tageslicht wandert ein in ärmliche Kleider gehülltes und mit wenigen Habseligkeiten ausgestattetes Paar in Richtung der einfachen Häuser am Wegesrand. Der Mann, seine sich an ihn lehnende Frau stützend, trägt über der Schulter eine große Handsäge, die ihn als Zimmermann ausweist. Um das Entstehungsjahr des Gemäldes war die Situation vieler Handwerker, darunter auch Schreiner und Zimmerleute, prekär, besonders, wenn eine Familie zu ernähren war. Eine Version des Motivs stellt Uhde im Februar 1890 in der Münchner Galerie Heinemann unter dem Titel "Gang nach Bethlehem" aus (1890 durch Prinzregent Luitpold erworben, heute Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München). Das obdachlose und arbeitssuchende Paar erzählt so gleichzeitig die Geschichte von Joseph und Maria auf Herbergsuche. Damit verbindet Uhde auf geschickte Weise die oftmals wegen ihrer Sozialkritik abgelehnte Malerei des Naturalismus mit einem Appell an das Mitleid als primärer christlich-abendländischer Tugend. Gerade über die Verlassenheit des sich aneinanderschmiegenden Paares vor der kargen und trüben Landschaft erreicht Uhde eine starke emotionale Rührung der Betrachtenden, wofür die Kritik lobende Worte findet. Als Vorbild dienen Uhde dabei die heroischen Gestalten der einfachen, arbeitenden Klassen, wie sie in Frankreich Jean-François Millet mit seinen Bauernfiguren geschaffen hatte. Stolz berichtet Uhde an Fritz Gurlitt: "Es kommt an Einfachheit einem Millet nahe." (zit. nach: Fritz Uhde, Briefe an Fritz Gurlitt, in: Meister der Farbe 11, 1914, S. 60, Briefe an Gurlitt vom 20. Oktober 1889). Das Motiv gehört zu einem der bekanntesten im Werk Uhdes, das für seinen realistischen Anspruch mit idealistischem Überbau im Zusammentreffen von Profanem und Spirituellem von exemplarischer Bedeutung ist. [KT]




Aufgeld und Steuern zu Fritz von Uhde "Gang nach Bethlehem (Schwerer Gang)"
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