Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 58


58
William N. Copley
Father, Dear Father, Come Home With Me Now, The Clock in the Steeple Strikes One (From "Come Home, Father" by Henry Clay Work), 1966.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 266.700

(inklusive Aufgeld)
Father, Dear Father, Come Home With Me Now, The Clock in the Steeple Strikes One (From "Come Home, Father" by Henry Clay Work). 1966.
Acryl auf Leinwand.
Links unten signiert "cply" und datiert. Verso auf der Leinwand betitelt und bezeichnet "Come Home, Father by Henry Clay Work" (jeweils in Großbuchstaben). 116 x 89 cm (45,6 x 35 in).


• In den 1960er Jahren findet Copley zu seiner unverwechselbaren Bildsprache aus runden, geschwungenen Formen, einem an Comiczeichnungen erinnernden Konturenstil und meist gesichtslosen Figuren.
• Nach seiner Rückkehr aus Paris setzt sich Copley mit amerikanischen Alltagsmythen und Balladen auseinander und fügt seinem oftmals erotisch-frivolen Œuvre damit eine gesellschaftskritische Dimension hinzu.
• Im Entstehungsjahr ehrt das Stedelijk Museum, Amsterdam, den Künstler mit einer ersten Retrospektive.
• Vergleichbare Gemälde aus den 1960er Jahren befinden sich u. a. im Museum of Modern Art, New York, im Museum of Contemporary Art (MCA), Chicago, im Centre Pompidou, Paris, und im Museum Ludwig, Köln
.

Die vorliegende Arbeit ist im Archiv des William N. Copley Estate, New York, registriert. Wir danken Herrn Anthony Atlas für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Onnasch, Berlin (1974 vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: William N. Copley. Ballads, Galerie Iolas Gallery, Paris, 30.3.-22.4.1967, Kat.-Nr. 11 (auf dem Keilrahmen m. d. handschrifl. bez. Galerieetikett).
William N. Copley. Western Songs, Galerie Onnasch, Köln, Juli 1974.
William N. Copley. Post-Raphaelite Paintings, Reinhard Onnasch, Berlin, 3.5.-11.6.1983.
William N. Copley, Roo-a-toot-toot Three Times She Shot Through That Hardwood Door, König Galerie, Berlin, 2.6.-27.7.2003.
William N. Copley, El Sourdog Hex, Berlin, 5.1.-28.2.2009.
Re-view Onnasch Collection, Hauser & Wirth, London, 20.9.-14.12.2013, S. 142 (m. Abb.).
The Ballad of William N. Copley, Galerie Max Hetzler, Berlin, 17.1.-7.3.2020.

LITERATUR: Bernhard Kerber, Reinhard Onnasch (Hrsg.), Bestände Onnasch, Berlin 1992, S. 104.
El Sourdog Hex (Hrsg.), Nineteen Artists (Ausstellungsreihe), Berlin 2010, S. 146 (m. Abb.).

"He's an amazing, inventive artist who needs to be ranked up there with those great outsider people who flesh out the story of modernism in the United States."
Toby Kamps, Kurator für moderne and zeitgenössische Kunst in der Menil Collection, Houston, zit. nach: Molly Glentzer, The World According to CPLY: Surrealism 'made everything understandable', Houston Chronicle, 26.2.2016.

Mit seinem unverwechselbaren künstlerischen Schaffen, einer Symbiose aus amerikanischer Pop-Art und europäischem Surrealismus sowie der Ästhetik von Comic-Kunst und "naiver" Malerei fordert Copley die Konventionen und Sehgewohnheiten der Betrachterinnen und Betrachter heraus, verfasst eine singuläre Position der figürlichen Malerei und beeinflusst damit die Nachkriegskunst in den Vereinigten Staaten wie auch in Europa nachhaltig. Seine künstlerische Karriere beginnt Copley Mitte der 1940 Jahre, nachdem seine mit Leidenschaft und Ehrgeiz geführte, doch leider erfolglose Galerie für surrealistische Kunst in Beverly Hills nach nur zwölf Monaten schließen muss. Copley ist mittlerweile nicht nur zum Sammler surrealistischer Kunst, sondern auch zum Maler geworden. Zu Beginn der 1950er Jahre zieht er nach Paris, wo er zum einen seine Kunstsammlung erweitert (u. a. um Arbeiten von Jean Arp, Giorgio de Chirico, Alberto Giacometti, Arshile Gorky, Joan Miró, Meret Oppenheim, Francis Picabia, Kurt Schwitters und Dorothea Tanning) und wo er bis zu seiner Rückkehr in die USA bereits mit ersten Einzelausstellungen in renommierten Galerien in Paris und in Italien vertreten ist, u. a. bei Iris Clert.

Nach seiner Rückkehr nach New York findet der Autodidakt Mitte der 1960er Jahre zu seinem unverwechselbaren Stil: einer erzählerischen Bildsprache mit runden, geschwungenen Formen, einem an Comiczeichnungen erinnernden Konturenstil, kräftiger Farbigkeit, einer auf die Fläche angelegten Räumlichkeit und einem Vokabular wiederkehrender Motive und meist gesichtsloser gerundeter (und damit im Ansatz bereits Harings Figurentypus vorwegnehmender) Figuren, mit der er sich klar und deutlich den zeitgenössischen abstrakten Strömungen widersetzt. Vermehrt greift Copley nun amerikanische Alltagsmythen und Balladen auf, die er in ebendiese unverwechselbare künstlerische Sprache übersetzt und damit ganz eigene, dichte, erzählerische und opulent-gemusterte Bildwelten erstellt. Eine Rezension seiner damaligen Ausstellung bezeichnet Copley treffend als "Vuillard à la Wild West" (Washington Post, 4.4.1967, zit. nach: Ausst.-Kat. William N. Copley, Fondazione Prada, Mailand, 2016, S. 144).
Mit "Father, Dear Father, Come Home With Me Now, the Clock in the Steeple Strikes One" überträgt der Künstler das Lied "Come Home, Father" (1863, auch "Poor Benny") von Henry Clay Work in seine Malerei. Die Ballade aus der amerikanischen Abstinenz-Bewegung erzählt die Geschichte eines Mädchens, das versucht, seinen betrunkenen Vater zu überreden, nach Hause zu kommen. Obwohl Copley zumeist für seine frivol-erotischen Darstellungen bekannt ist, offenbart die hier angebotene Arbeit eine sozial- bzw. gesellschaftskritische Komponente, die trotz ihres vergnüglichen malerischen Stils der Leichtigkeit und Frivolität seiner späteren Werkreihen diametral gegenübersteht.

1972 und 1982 ist William N. Copley auf der documenta in Kassel vertreten, 1978 werden drei seiner Arbeiten in der legendären Ausstellung "Bad Painting" im New Museum in New York präsentiert. Insbesondere in den vergangenen Jahren wird das Schaffen des Künstlers in einigen bedeutenden Einzelausstellungen gewürdigt, darunter im Museum Frieder Burda in Baden-Baden, in Copleys bisher umfangreichster Retrospektive in der Menil Collection in Houston und in der Fondazione Prada in Mailand (2016/17) sowie im Institute of Contemporary Art (ICA), Miami (2018/19). [CH]



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William N. Copley
Father, Dear Father, Come Home With Me Now, The Clock in the Steeple Strikes One (From "Come Home, Father" by Henry Clay Work), 1966.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 266.700

(inklusive Aufgeld)