Auktion: 361 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.12.2009 in München Lot 395

 
Jörg Immendorff - Sieger


395
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 134.200

(inkl. Käuferaufgeld)

Bronze mit brauner Patina
Auf der Plinthe mit dem Namenszug, der Datierung und Nummerierung sowie mit dem Gießerstempel "Kayser Düsseldorf". Exemplar 4/6. 171 x 41 x 39 cm (67,3 x 16,1 x 15,3 in)Höhe mit Sockel: 216 cm (88,1 in).
Herausgegeben von Galerie Rackey, Bad Honnef. Die Bronze "Sieger" wurde bisher nur zweimal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artnet).

Immendorff studiert 1963/64 zunächst Bühnenkunst an der Düsseldorfer Kunstakademie und wechselt dann in die Klasse von Joseph Beuys. Angeregt durch seinen Lehrer verfasst er mehrere Manifeste und initiiert diverse künstlerische und politische Aktionen. Am bekanntesten wird das "Lidl"-Projekt 1968-70 - Kunstaktionen, Happenings und Debattenrunden, den dem politischen Flügel der Fluxus-Bewegung zuzuordnen sind. 1977 wendet sich Immendorff, angeregt vor allem von den Werken Renato Guttusos, verstärkt der Malerei zu. Mit der politisch und gesellschaftskritisch engagierten Bildserie "Café Deutschland" gelingt ihm der internationale Durchbruch. Daneben ist er auch im Bereich Kunstpädagogik tätig. 1971 bis 1980 arbeitet er als Kunsterzieher an der Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf. In den 1980er Jahren nimmt der Künstler mehrere Gastprofessuren an internationalen Universitäten an: 1981 an der Kunsthochschule in Stockholm, 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Hamburg und der "Klasse F+F" in Zürich sowie 1984 an der Werkschule in Köln und der Akademie der Bildenden Künste in München.

Die Bronze des Siegers mag ein späte Reminiszenz an die Lidl-Akademie sein, die in humorvoller Anspielung auf die Kämpfe innerhalb des Kulturbetriebs per Visitenkarte Künstler und Intellektuelle der Kulturlandschaft zu Ring- und Boxkämpfen einlud. Jörg Immendorff erklärt sich augenzwinkernde selbst zum Sieger, denn: "Siegen heißt für mich, ein gutes Bild zu malen, und wenn das gelingt, siegt man immer, nicht zuletzt über sich selbst" (zit. nach: Michael Stroeber, Jörg Immendorff. Bilder und Zeichnungen, Ausst.Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 2000, S. 32).

Neben der Malerei widmet sich Immendorff auch dem Bühnenbild und entwirft 1986 er die Kostüme zu "Elektra" von Richard Strauss, die am Bremer Stadttheater aufgeführt wird. 1994 folgen Bühnenbild und Kostüme zu der Oper "The rakes progress" von Igor Strawinsky im Rahmen der Salzburger Festspiele. Immendorff ist auch als Bildhauer tätig. Seit den siebziger Jahren ist Immendorff auf wichtigen Ausstellungen vertreten. 1972 und 1982 nimmt er an der documenta in Kassel teil, 1976 an der Biennale von Venedig. 1983/84 ist er auf der großen Wanderausstellung "Expressions: New Art from Germany" vertreten, die u.a. durch New York, Philadelphia, St. Louis, Oslo und Malmö tourt. 1997 sind seine wichtigsten Werke auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" in Berlin zu sehen. Große Einzelausstellungen finden u.a. in New York, St. Petersburg, Peking, Köln und Chicago statt. [SM].




395
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 134.200

(inkl. Käuferaufgeld)