Auktion: 375 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2010 in München Lot 118

 
HP (d.i. Hans Peter) Zimmer - Attentat (Robert Kennedy)


118
HP (d.i. Hans Peter) Zimmer
Attentat (Robert Kennedy), 1968.
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.875

(inkl. Käuferaufgeld)
Dispersionsfarbe und Lack über Holzrelief auf Leinwand. Mit Metallband eingefasst
Verso zweifach signiert sowie datiert, betitelt, bezeichnet "oben" und mit einem Richtungspfeil. Zusätzlich auf einem Klebeetikett handschriftlich bezeichnet. 95 x 130 x 7,5 cm (37,4 x 51,1 x 2,9 in)

Wir danken Frau Vera Zimmer für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

1936 in Berlin geboren, wird HP Zimmer früh durch seinen Onkel, den Sammler Otto Ralfs, an Kunst herangeführt. 1956/57 studiert Zimmer an der Kunsthochschule in Hamburg bei Prof. Kranz und Prof. Johannes Itten, bevor er an die Kunstakademie München wechselt. Noch im selben Jahr gründen die Maler HP Zimmer, Helmut Sturm und Heimrad Prem sowie der Bildhauer Lothar Fischer die Gruppe "SPUR". 1958 erscheint das erste SPUR-Manifest und die SPUR-Grafikmappe mit 12 Radierungen der Künstler und Texten von Asger Jorn, Hans Platschek und Conrad Westphal. Von 1959 bis 1962 ist die Gruppe "SPUR" Mitglied der "Situationistischen Internationale", einer kulturpolitischen Bewegung von Architekten, Filmern, Künstlern und Schriftstellern. 1962 gibt die Gruppe das SPUR-Buch heraus, in dem die SPUR-Zeitschriften Nr. 1 bis 7 abgedruckt sind. Nach gemeinsamen Projekten der Gruppe "SPUR" mit der Münchner Künstlergruppe "Wir", folgt ein Zusammenschluss unter dem Namen "Geflecht", die sich mit den beginnenden Studentenbewegungen 1968 wieder auflöst. 1963 entstehen in Folge drei Gemeinschaftsarbeiten, an denen Zimmer beteiligt ist: Der SPUR-Bau für die Biennale Paris, das Wandbild "Canal Crescendo" im Palazzo Grassi Venedig und die Ausmalung eines Landhauses bei München. Auf Reisen durch Italien macht HP Zimmer die Bekanntschaft mit Enrico Baj, Jean Dubuffet, Emilio Vedova und Graham Sutherland. 1967 zieht der Künstler sich aus allen Gruppen zurück und malt ein Jahr gar nicht.

Dieses Werk entstand 1968 in München kurz nach dem Attentat auf Robert Kennedy (6. Juni 1968 in Los Angeles), das den Künstler sehr erschüttert hatte. Basierend auf dem Pressefoto, welches den Moment nach dem Attentat zeigt, kreierte er ein Holzrelief von eindringlicher Dramatik in harten Farbkontrasten in Gelb und Blau, um dieses grauenvolle Ereignis zu verarbeiten. Es existiert noch eine großformatige Fassung in Öl auf Leinwand, in Grün und Rot gehalten, welches in Italien direkt nach dem Attentat entsteht.

1973 zieht Zimmer von München nach Aschau im Chiemgau. 1982 erhält er einen Ruf an die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. 1984 erscheint HP Zimmers Autobiografie unter dem Titel "Selbstgespräch". 1986 gründet er das Institut für Dämonologische Ästethik in Braunschweig. Am 5. September 1992 stirbt HP Zimmer an einem Gehirntumor. [JS].




118
HP (d.i. Hans Peter) Zimmer
Attentat (Robert Kennedy), 1968.
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.875

(inkl. Käuferaufgeld)