Auktion: 374 / Moderne Kunst am 04.12.2010 in München Lot 49

 
Lyonel Feininger - Just somewhere II


49
Lyonel Feininger
Just somewhere II, 1940.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)
Tuschfederzeichnung und Aquarell
Links unten signiert und datiert. Unten mittig betitelt. Auf chamoisfarbenem Bütten von Canson & Montgolfier (mit Wasserzeichen). 34,7 x 43,2 cm (13,6 x 17 in), Blattgröße

Mit einer Fotoexpertise von Achim Moeller, New York vom 1. November 2010. Das Werk ist im Archiv des The Lyonel Feininger Project LLC, New York unter der Nummer 385-11-01-10 registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Lyonel Feininger. Die Zeichnungen und Aquarelle, Hamburger Kunsthalle, 23.1.-5.4.1998, Kat.Nr. 133 (verso auf dem Passepartout mit dem Etikett).

Lyonel Feininger wird am 17. Juli 1871 in New York als Sohn eines aus Deutschland stammenden Konzertgeigers geboren, seine Mutter ist Sängerin und Pianistin. 1887 folgt Feininger seinen Eltern nach Europa, wo er zunächst an der Gewerbeschule in Hamburg die Zeichen- und Malklasse besucht, dann von 1888 bis 1892 an der Königlichen Kunst-Akademie in Berlin studiert. Ein einjähriger Besuch der privaten Kunstschule des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi in Paris folgt. 1893 kehrt Feininger nach Berlin zurück, wo er bis 1906 u.a. als Illustrator arbeitet. Die folgenden zwei Jahre hält sich Feininger in Paris auf und macht dort die Bekanntschaft mit dem "Café du Dôme"-Kreis der deutschen Matisse-Schüler, zudem lernt er Robert Delaunay kennen. 1909 wird Lyonel Feininger Mitglied der "Berliner Sezession", an deren Ausstellung er ein Jahr später erstmals teilnimmt. Anlässlich seiner Ausstellung im "Salon des Indépendants" reist der Künstler 1911 nach Paris, wo er mit dem Kubismus in Berührung kommt. Durch die Bekanntschaft mit Alfred Kubin und den "Brücke"-Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1912 eröffnen sich für sein Werk neue Dimensionen. Erste Architekturkompositionen mit der für Feininger typischen kubistischen Zersplitterung entstehen. Auf Einladung von Franz Marc nimmt Feininger 1913 am "Ersten Deutschen Herbstsalon" in der "Sturm"-Galerie von Herwarth Walden in Berlin teil, wo auch 1917 seine erste Einzelausstellung stattfindet. 1919 wird er von Walter Gropius ans "Bauhaus" in Weimar berufen, wo er bis 1926 Grafik und Malerei unterrichtet. Mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gründet Feininger 1924 die Gruppe "Die Blauen Vier". Eine erste umfangreiche Retrospektive findet 1931 im Kronprinzen-Palais in Berlin statt, wohin er 1933 übersiedelt. 1937 emigriert Lyonel Feininger nach New York. Im selben Jahr werden in Deutschland über 400 seiner Arbeiten von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.

In seiner Geburtsstadt New York, welche er bereits als 16-Jähriger Richtung Europa verlassen hatte, muss Feininger nun vierzig Jahre später künstlerisch neu Fuß fassen. Im Anschluss an einen Sommerkurs am Mills College fährt Feininger nach San Francisco, um eine Ausstellung seiner Arbeiten zu besuchen. San Francisco gefällt ihm sehr, in der fantastischen Küstenlandschaft aus vulkanischem Gestein und halbversunkenen Wracks und in der Weite des Pazifischen Ozeans findet er die Fantasie-Küsten seiner Träume in die Wirklichkeit überführt. Zurück in New York beeinflussen diese Eindrücke seine Landschaftsaquarelle weiter. In unserem durch die Horizontale des Himmels und der Landungsbrücke fein akzentuierten Aquarell "Just somewhere II" verschmilzt Feininger diese Naturerfahrung mit jenem kindlich-fantastischen Blick, welcher sein Spätwerk auszeichnen wird.

Der künstlerische Durchbruch in den USA gelingt Feininger erst 1944 durch eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art. 1945 leitet er einen Sommerkurs am Black Mountain College in North Carolina, wo er mit Gropius und Einstein zusammentrifft. Feiningers Unterricht, seine Schriften und seine späten Aquarelle werden in den Vereinigten Staaten richtungsweisend für die Entstehung der Malerei des Abstrakten Expressionismus. [JS].




49
Lyonel Feininger
Just somewhere II, 1940.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)