Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 270

 

270
Henri Michaux
Komposition, 1970.
Tuschpinselzeichnung
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 26.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Komposition. Um 1970.
Tuschpinselzeichnung.
Rechts unten monogrammiert. Auf leicht strukturiertem, festen Papier. 75 x 105 cm (29,5 x 41,3 in), Blattgröße.

Wir danken Dr. Micheline Phankim für die Bestätigung der Authentizität des vorliegenden Werkes.

PROVENIENZ: Privatsammlung Basel.

Der französische Schriftsteller, Maler und Zeichner Henri Michaux wird 1899 im belgischen Namur geboren und verbringt seine Kindheit in Brüssel. Zunächst denkt er an ein Studium der Medizin, gibt diesen Plan jedoch bald wieder auf. Erste Kontakte zur künstlerischen Welt eröffnen sich für Michaux durch die Lektüre von Lautréamont, die ihn ab 1922 zum Schreiben inspiriert, sowie durch die Bekanntschaft mit Paul Klee, Max Ernst und Giorgio de Chirico, die er 1925 in Paris kennenlernt. Es folgen erste malerische Versuche, die er auf einer Ecuador-Reise vertieft. Ausgedehnte Reisen in die Türkei, nach Südamerika, Indien und China bestimmen die Jahre von 1927 bis 1937; seither zeichnet und malt Michaux regelmäßig Phantomismen. Nun beginnen auch die ersten Ausstellungen in Pariser Galerien, denen wichtige Stationen im Ausland folgen. Ab Mitte der fünfziger Jahre experimentiert Michaux systematisch mit Halluzinogenen, vor allem mit Meskalin, und nutzt seine Erfahrungen als Stimulanz für literarische, zeichnerische und malerische Arbeiten. Diese sind zum ersten Mal 1956 in der Galerie La Hune in Paris zu sehen, im Dezember 1957 folgt eine umfangreiche Ausstellung im Palais des Beaux Arts in Brüssel und im März 1959 findet schließlich eine Retrospektive bei Daniel Cordier in Frankfurt am Main statt. In seinen Tuschzeichnungen nimmt Michaux skripturale Elemente und kalligrafische Zeichen auf, die seismografisch aus inneren Bewegungen hervorgehen. Die Systeme der Wort-Sprache und der Zeichen-Sprache durchdringen sich gegenseitig. Das außergewöhnliche Werk von Michaux findet internationale Anerkennung. So ist er 1959 und 1964 Teilnehmer der Documenta 2 und 3 in Kassel. 1960 wird er auf der Biennale in Venedig mit dem Einaudi-Preis ausgezeichnet. Bei aller Tendenz zur Abstraktion bleiben Michaux' Bilder doch der Gegenständlichkeit verhaftet. Intendiert ist nämlich nicht Weltflucht, sondern Welterweiterung durch Bewusstseinsveränderung. Die reale Welt soll so um weitere Wahrnehmungen bereichert werden. [DB]




270
Henri Michaux
Komposition, 1970.
Tuschpinselzeichnung
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 26.250

(inkl. Käuferaufgeld)