Auktion: 451 / Kunst nach 1945 I am 10.06.2017 in München Lot 896

 

896
Martin Kippenberger
Ohne Titel (Krieg böse), 1995.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Krieg böse). 1995.
Mischtechnik. Öl und Acryl auf Kunststofftablett.
38,5 x 48,5 cm (15,1 x 19 in).

Martin Kippenberger, Enfant terrible der Berliner Kunstzene der 1970-1990er Jahre, zählt seit dem legendären Verkauf seines Gemäldes "Paris Bar" (1991) im Jahr 2009 bei Christie´s und dem aktuellen Höchstzuschlag des Künstlers im Jahr 2014 für ein Selbstporträt aus dem Jahr 1988 (20.000.000 $) zu den international gefragtesten deutschen Nachkriegskünstlern.

PROVENIENZ: Sammlung Michel Würthle, Berlin (Betreiber der legendären Berliner "Paris Bar", direkt vom Künstler erhalten).
Galerie Hauser&Wirth, Zürich (verso mit dem Etikett).
Galerie David Zwirner, New York (verso mit dem Etikett).
Privatbesitz (vom Vorgenannten erworben).

Im Jahr 1996 äußert sich Martin Kippenberger, einer der vielseitigsten und gleichzeitig umstrittensten deutschen Künstler, in einem Interview rückblickend über sein stilistisch heterogenes Schaffen: "Einen eigenen Stil finden, daran hat es mir gehapert, bis mir auffiel, dass stillos zu sein auch ein Stil ist, und den habe ich dann verfolgt. Da war ich dann befreit." (zit. nach: Doris Krystof/Jessica Morgan (Hrsg.), Martin Kippenberger, London/Köln 2006, S. 59). Indem Kippenberger sich von den überkommenen Vorstellungen von Kunst und Künstler befreit, versetzt er sein künstlerisches Schaffen in die Lage, den Betrachter mit vollkommen neuartigen, nahezu traditionslosen Bildfindungen zu konfrontieren. In provozierend banalen oder spöttischen Bildfindungen, die bewusst auch Peinlichkeiten akzeptieren, in Nonsenstexten und mit kalkuliertem kindlichem Dilettantismus stellt er unsere traditionelle Vorstellung von Kunst und Künstler immer wieder aufs neue in Frage und stellt auf diese Weise in seinem ausgesprochen vielseitigen Œuvre immer wieder sowohl den zeitgenössischen Kunstbetrieb als auch die konventionellen Denkmuster der zeitgenössischen Gesellschaft bloß. Im Berlin der 1980er Jahre, dem kreativen Schmelztiegel, läuft der Provokateur und kreative Sonderling Kippenberger zu Hochtouren auf. Kippenberger, der Pionier der Nonsens-Kunst, redet exzessiv und pausenlos, entwickelt als Legastheniker auf diese Weise das für seine Sprache und Kunst charakteristische Sprechblasendeutsch. Durch verbale Verknappung nimmt Kippenberger meist ohne Überleitung den kürzesten Weg zwischen zwei Gedanken, was gerade auch bei seinen Titeln schnell zu seinem künstlerischen Markenzeichen wird. Das vorliegende Gemälde "Ohne Titel (Krieg böse)" stellt nicht nur durch den ungewöhnlichen, einer touristischen Trouvaille gleichenden Malgrund des blauen Plastiktabletts mit dem Aufdruck "Made in Greece" unsere tradierte Vorstellung von Kunst in Frage, sondern ist aufgrund des kindlich-provokanten Bildinhaltes auch als zeitgenössischer politischer Kommentar gegen die Jugoslawienkriege zu lesen. [JS]



896
Martin Kippenberger
Ohne Titel (Krieg böse), 1995.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)