Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 850

 

850
Ernst Wilhelm Nay
Hellblau im Zentrum, 1961.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Hellblau im Zentrum. 1961.
Öl auf Leinwand.
Scheibler 1013. Unten links signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 150 x 100 cm (59 x 39,3 in).

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers
Galerie Neher, Essen
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Ernst Wilhelm Nay. Werke aus den 50er und 60er Jahren, 15.Juni - 30.September 2000.
Klassische Moderne - Zeitgenössische Kunst. Eine Gegenüberstellung, Galerie Neher,Essen, 29.Oktober 2000 - 20.Januar 2001, Abb S. 19.

"Die neue Kunst kennt nur die Farbe in ihrer mythischen Symbolkraft, aus ihr entsteht Form, Bewegung, Licht."
E.W.Nay 1902-68. Gemälde und unveröffentlichte Schriften. Krefeld 1987, S. 36.

Wichtigstes Charakteristikum für Nays Gemälde ist die rhythmische Gestaltung der Bildfläche allein durch die Farbe. Die Punkte werden mit Farbe auf die Leinwand gesetzt und erweitern sich zwangsläufig mit den kreisenden Bewegungen des Pinsels zu Scheiben. Mit dieser bewussten, malerischen Erweiterung zu Scheiben eröffnen sie ab 1954 Nays berühmteste Werkphase der sogenannten "Scheibenbilder". In unserem Gemälde von 1961 stehen sich die mit großzügigen Pinselschwüngen aufgetragenen Scheiben als gebündelte Energiefelder gegenüber. Im Zentrum dringt Hellblau zwischen dunkleren Rot-, Rotbraun- und Schwarztönen hervor. Es sind die hellen Farben, wie Zitronengelb, Weiß, Orange und ein leuchtendes Königsblau, die die Komposition bestimmen. Georg Schmidt charakterisiert 1962 diese Entwicklung so: "Aus dunkleren, tieferen Tiefen brechen die hellen Farben jetzt heißer hervor. Und da die unangefochtene Heiterkeit der frühen Scheibenbilder in der Wiederholung ins Kandide zu verflachen drohte, entfesselt Nay jetzt dunklere, chaotischere Kräfte und beheimatet seine Bilder gleichsam zwischen Elysium und Acheron. Damit sind sie lebenswirklicher und wahrhaft auch zeitwirklicher geworden. [..] Und weiterhin ist Nay, im grauen Alltag der jüngeren Generation, ein großer Meister der Farbe." (Georg Schmidt in: E. W. Nay - 60 Jahre, Museum Folkwang Essen, 1962, S. 29).
Die auf die "Scheibenbilder" nur zwei Jahre später folgende Werkphase im Schaffen Ernst Wilhelm Nays wird unter dem Begriff "Augenbilder" zusammengefasst, bezugnehmend auf die augengleiche, spindelförmige Überlagerung der Scheiben. In unserer Arbeit klingt das Augenmotiv schon in den gelben Bereichen an: Ein zentraler, pupillenartiger Punkt ist in das schwungvolle Rund gesetzt und verweist damit auf die nachfolgende Entwicklung. [EH]



850
Ernst Wilhelm Nay
Hellblau im Zentrum, 1961.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)