Auktion: 495 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2019 in München Lot 208

 

208
Fritz Winter
Aus der Mitte, 1969.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Aus der Mitte. 1969.
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Lohberg. Unten rechts signiert und schwer leserlich datiert. Verso nochmals datiert sowie betitelt. 81 x 91,5 cm (31,8 x 36 in).

Mit einer Fotoexpertise von Frau Helga Gausling, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, vom 11. September 2019. Die Arbeit wird in das Archiv des Fritz-Winter-Hauses aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.

Inspiriert von der amerikanischen Malerei, setzt sich Fritz Winter in den 1960er Jahren vorrangig mit der Komplexität der Farbigkeit auseinander. Die Farbe wird zum ausschließlichen Gestaltungsträger des ganzheitlich begriffenen Bildes. Sie tritt mit einem Optimismus auf, den wir so aus den früheren Phasen nicht kennen. Trotz gesteigerter Farbigkeit bleibt der Grundtenor in "Aus der Mitte" erhalten. In vielfältigen Abstufungen bezieht der Maler das für ihn typische Grau mit ein und nuanciert sehr feinfühlig die lokalen Farbwerte. Das Spektrum reicht von warmen zu kühlen und von hellen zu dunklen Farben mit differenzierten Farbqualitäten, die sich zwischen stumpf und leuchtend bewegen. Winter malt nicht deckend mit der Ölfarbe, sondern legt stattdessen mehrere Lasuren übereinander. So ergibt sich ein außergewöhnliches Farbenspiel, in dem die zugrunde liegenden Farbtöne die darüberliegenden Farbfelder aus dem Hintergrund beeinflussen. In den 1960er Jahren experimentiert Fritz Winter mit dicht verwobenen Rechtecken und Farbabstufungen. Während seine Bildsprache zunächst von Leichtigkeit und Unschärfe geprägt ist, zeigt sich ab 1967 eine Verhärtung der einzelnen Farbflächen und Formen. Es findet sich eine klare Konturierung mithilfe von Schablonen und einem kantigen Umriss. Figur und Grund sind ohne Zwischenräume klar voneinander getrennt. Umso bemerkenswerter ist es, dass er in unserer Arbeit aus dem Jahr 1969 zu seiner Formensprache der konturlosen und weichen Farbreihen zurückkehrt. Die Komposition ist bestimmt von den Akzenten der Vertikalen des Pinselstrichs und den Horizontalen der Reihung. Die Staffelung der Farbfelder, die unscharfen Ränder, fließende Übergänge und das optische Vor- und Zurückweichen heller und dunkler Partien erwecken den Eindruck potenzieller Bewegung und ständiger Veränderlichkeit. Die unterschiedlichen Elemente scheinen zu tanzen, zu atmen und zu vibrieren, öffnen sich in die Tiefe, wodurch so etwas wie ein meditativer Raum entsteht. [CE]



208
Fritz Winter
Aus der Mitte, 1969.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)