Auktion: 496 / Evening Sale am 06.12.2019 in München Lot 105

 

105
Ernst Wilhelm Nay
Persisches Gedicht, 1949.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 256.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Persisches Gedicht. 1949.
Öl auf Leinwand.
Scheibler 469. Links unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 65,5 x 110 cm (25,7 x 43,3 in).

• Aus der Werkserie der "Fugalen Bilder".
• Farbgewaltiges Zeugnis für Nays Auseinandersetzung mit Musik als zentrale Inspirationsquelle dieser Schaffensperiode.
• Aus der Sammlung Beck, Stuttgart, die Moderne Kunst von Weltrang beinhaltet.
• Am Übergang von der Figuration zur Abstraktion.
• Balance zwischen Ordnung und Bewegung.
• Farben und Formen in absoluter Setzung.
• "Es entsteht Plastik ohne das plastische Illusion entsteht." - Ernst Wilhelm Nay an Alfred Hentzen am 14. Mai 1950
.

PROVENIENZ: Dr. Helmut Beck, Stuttgart (1919-2001, direkt vom Künstler).
Privatsammlung (seit 2002).

AUSSTELLUNG: Nay - Ölbilder, Gouachen, Zeichnungen. Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main, 8. Juni - Mitte Juli 1949, Kat.-Nr. 23.
Von Nay bis Altenbourg. Meisterwerke der deutschen Nachkriegsmoderne aus einer Privatsammlung, Kunstmuseum Erfurt, 5.6.-11.9.2016 (Ausst.-Kat. mit Abb. S. 49).

"Du bist deine eigene Grenze, erhebe dich darüber."
Hafis, persischer Lyriker

Das Werk "Persisches Gedicht" stammt aus der bedeutenden, aber sehr privaten Sammlung Beck aus Stuttgart. Die Kunstsammlung von Weltrang beinhaltet alle Namen, die in deutschem Expressionismus und klassischer Moderne gesucht sind. Den Anfang der Sammlung macht Paul Beck, geboren 1887. Aus einfachen Verhältnissen kommend, gründet er sein eigenes Heizungs- und Sanitärunternehmen, das letztendlich das größte in Baden-Württemberg werden wird. Den Weg zur Kunst findet er über die Literatur. Die meisten seiner Kunstwerke kauft er direkt von den Künstlern oder deren Erben. So pflegt er Freundschaft mit Käthe Kollwitz und Oskar Schlemmer, ist gut bekannt mit Gerhard Marcks, Willi Baumeister oder dem Sohn von August Macke. Der Familie des Stuttgarter Malers Adolf Hölzel baut er eine Zentralheizung ein im Tausch gegen einen Gutteil des Nachlasses. Sein Sohn Helmut erbt die bereits umfangreiche Kunstsammlung 1949, zu der auch Arbeiten von Wassily Kandinsky, August Macke und Alexej von Jawlensky gehören, und führt sie weiter. Auch er verfährt in der Akquisition neuer Werke ähnlich wie sein Vater: Er pflegt engen Kontakt zu den Künstlern selbst. So verbindet Helmut Beck zum Beispiel eine lebenslange Freundschaft zu Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay. Das Werk "Persisches Gedicht" erwirbt er vom Künstler direkt. Es ist ein beeindruckendes Beispiel für die "Fugalen Bilder", die in der kurzen Schaffensphase zwischen 1949 und 1951 entstehen. Sie bilden den Übergang von der Figuration zur Abstraktion und machen die Entwicklung der Nay’schen ungegenständlichen Malerei sichtbar. In glühenden Farben und verschlungenen Formen kündigt sich hier ein Neubeginn in Nays Malerei an. Die Farbflächen erscheinen nun definierter, werden stärker voneinander abgegrenzt. Die Musik ist zu einer der wichtigsten Inspirationsquellen für Nays Kompositionen geworden. Das Gemälde lässt dies an seiner durch Bewegung und Dynamik belebten Bildstruktur nachvollziehen: Nay kombiniert leichte mit schweren Elementen, setzt leuchtendes Gelb dunklem Grün gegenüber, konfrontiert fließendes Ornament mit spitzen geometrischen Formen und komponiert auf diese Weise einen ausdrucksstarken, rhythmischen Klangteppich, in dem die eine Form der anderen antwortet. Es entsteht eine Komposition, getragen vom Rhythmus und Klang eines persischen Gedichtes, in sanft schwingenden Formen und von samtiger Farbigkeit. [SM]



105
Ernst Wilhelm Nay
Persisches Gedicht, 1949.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 256.250

(inkl. Käuferaufgeld)