Auktion: 498 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.07.2020 in München Lot 556

 

556
Franz von Stuck
Porträt Luise Bestehorn, 1917.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Porträt Luise Bestehorn. 1917.
Öl auf Leinwand.
Voss 488/407 (hier betitelt "Weibliches Porträt"). Rechts unten signiert und datiert. 110 x 105,5 cm (43,3 x 41,5 in).
[EL].

PROVENIENZ: Sammlung Richard und Luise Bestehorn, Aschersleben.
Seither in Familienbesitz.

Als Frau eines der größten Fabrikbesitzer Deutschlands wählt Luise Bestehorn für die Anfertigung ihres Porträts den renommierten Münchner Malerfürsten Franz von Stuck, zu dieser Zeit auf der Höhe seines Ruhms angekommen und einer der angesehensten, somit standesgemäßen Porträtisten des Großbürgertums sowie der guten Gesellschaft. 1918 folgen noch zwei weitere Porträts von ihr, im selben Jahr ebenso das ihres Gatten Richard. Dieser hatte seiner Frau bereits 1911 durch die Widmung eines auf der Promenade im Stephanspark von Aschersleben gestifteten Aussichtspavillons, dem „Luisenblick“, ein Denkmal gesetzt. Auf dem Höhepunkt ihres Wohlstands stellt Stuck Luise hier äußerst repräsentativ als Kniestück sitzend und im großen Format dar, was in der Tradition der Porträtmalerei lange Zeit höhergestellten Persönlichkeiten vorbehalten bleibt. Ihre aufrechte Körperhaltung mit den locker im Schoß gefalteten Händen strahlt elegante Zurückhaltung und Distinguiertheit aus, unterstrichen durch die sie vom Betrachter abgrenzende, Distanz schaffende Armlehne. Dagegen erreicht uns der aufmerksam-wache Blick ihrer klaren blauen Augen aus dem frontal zugewandten Gesicht, von Stuck in malerischer Präzision fein modelliert. Den blonden Haaren, nach dem Stil der Zeit in modische Wasserwellen gelegt, verleiht er feinste goldene Reflexe. Diese hellen Glanzpunkte finden sich ebenfalls wieder in ihrem zurückhaltenden Schmuck aus Gold und Perlen. In freiem Duktus sind verschiedene Texturen dabei eher angedeutet als detailliert ausgeführt, so das schwarz schimmernde, bestickte Kleid mit leichtem transparenten Stoff und der samtig schwere Polstersessel. Im dunklen Hintergrund schimmert auf der Kommode eine Buddha-Statue als Zeichen ihres weltläufigen Geschmacks, der hinter ihr zu erkennende Rahmen erinnert an die Stucks, wodurch sie als gebildete und kultivierte Sammlerin von Asiatika und Gemälden ausgewiesen wird. Durch die sie einrahmenden klaren geometrischen Linien der Möblierung und die dunklen violetten und grünlichen Farbflächen charakterisiert Stuck sie meisterhaft in ihrer gefassten Ruhe. [KT]



556
Franz von Stuck
Porträt Luise Bestehorn, 1917.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.000

(inkl. Käuferaufgeld)