Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 222

 

222
Tony Cragg
Ice Cubes, 2017.
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ice Cubes. 2017.

Unikat. An der Unterkante monogrammiert. Ca. 85 x 21 x 17 cm (33,4 x 8,2 x 6,6 in).
Ausgeführt in der Glasmanufaktur Berengo Studio, Murano, und herausgegeben von Glasstress, Venedig 2017, zusammen mit Arbeiten anderer bedeutender internationaler Künstler wie Ai Weiwei, Xenia Hausner, Paul McCarthy, Thomas Schütte und Erwin Wurm.

• Eine der seltenen Glasskulpturen des Künstlers.
• In Zusammenarbeit mit der rennomierten Glasmanufaktur Berengo Studio in Murano ausgeführt.
• Wunderbare, transluzide Schöpfung, die wie ein ephemeres Geschöpf aus Eis wirkt.
• Unikat; erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt
• Weitere Glasskulpturen des Künstlers befinden sich u.a. in der Tate Gallery, London
.

Mit einer vom Künstler unterzeichneten Fotobestätigung des Berengo Studio, Murano.

PROVENIENZ: Berengo Studio, Murano.
Privatsammlung Süddeutschland (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Glasstress 2017, Palazzo Franchetti, Venedig, 11.5.-26.11.2017.

"Die Zukunft der Bildhauerei hat gerade erst begonnen. Ihr Potential ist heute größer denn je, und ihre Möglichkeiten beginnen gerade. Ihre Sprache und ihre Formen fangen gerade erst an, sich zu entwickeln."
Tony Cragg, 2006, zit. nach: Anthony Cragg. Parts of the World, Köln 2016, S. 399.



Dass Tony Cragg, einer der international bedeutendsten zeitgenössischen Bildhauer, zunächst eine naturwissenschaftliche Ausbildung durchlaufen hat, ist in entscheidender Weise prägend für sein wechselvolles Œuvre. Cragg entdeckt jedoch glücklicherweise bald die Kunst für sich und beginnt sein virtuoses Spiel mit verschiedensten Formen und Materialien, das von Kunststoff, über Holz, Stein, Metall und Bronze auch selten - wie in unserem transluziden Unikat - bis hin zu Glas reicht. Cragg selbst hat sich mit Blick auf seine künstlerische Laufbahn auf die Bildlichkeit des Flusses bezogen. Die bekannte, auf den antiken Philosophen Heraklit zurückgehende Metapher beschreibt eindringlich, dass alles in Bewegung ist und man eben nicht zweimal in denselben Fluss hinabsteigen kann, da der vorbeirauschende Augenblick nicht wiederkehrt. Dass Cragg seit seinem Sprung in den Fluss im Jahr 1969 als Kunststudent Stile, Formen und Materialen stetig wechselt und dabei immer wieder zu vollkommen neuartigen Ergebnissen kommt, begeistert die internationale Kunstwelt und hat doch auch bei Kritikern Unbehagen hervorgerufen, da sein Werk - zumindest auf den ersten Blick - beständige ästhetische Prinzipien vermissen lässt. "Die Leute sagen, dass mein Werk sehr vielfältig sei, aber ich bin nicht wirklich sicher, ob das stimmt [..] Es ist, als ob man eine ganze Landschaft mit all ihren Teilen macht: Da ist die urbane Welt mit Architektur usw., da ist die organische Welt, da ist die Atmosphäre und die geologische Struktur." (zit. nach: A. Cragg. Parts of the World, Köln 2016, S. 174). Craggs wechselvolles Formenspiel basiert somit auf einer fundamentalen Einheit, den variantenreichen Strukturen unseres irdischen Daseins. Gerade in seinen späteren Arbeiten, die wie unsere gläsern-kristalline Schöpfung zwischen Gegenstandslosigkeit und Biomorphismus changieren, wird Craggs wissenschaftliche Prägung überdeutlich sichtbar. Unser zerbrechliches Unikat wirkt aufgrund seiner Form, Struktur und Materialität dauerhaft wie ein vergängliches Geschöpf aus Eis. Cragg hat hierin einmal mehr durch die individuellen Eigenschaften des Materials zu einer neuen Formsprache gefunden, die naturwissenschaftliches Interesse in eine überaus sinnliche Ästhetik überführt. Schon Ende der 1990er Jahre hat Cragg eine Werkserie in Glas geschaffen und darin noch mit dem künstlerischen Reiz industriell gefertigter Glas-Produkte gespielt, die er - wie in "Cumulus" (1998, The Tate Gallery, London) zu dreidimensionalen Glaslandschaften zusammenfügt. 2017 jedoch bringt der Werkstoff ihn zu einem vollkommen anderen, neuartigen Ergebnis, weil man eben - nach Craggs Verständnis - niemals zweimal in denselben Fluss springen kann. Seit den 1980er Jahren gilt Tony Cragg als einer der wichtigsten Vertreter der "New British Sculpture" und wird mit dem renommierten Turner Prize geehrt. Seine Werke befinden sich heute in bedeutenden internationalen Museen, darunter die Tate Gallery, London, das Centre Pompidou, Paris, das Stedelijk Museum, Amsterdam, und das Museum Ludwig, Köln. [JS]



222
Tony Cragg
Ice Cubes, 2017.
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)