Auktion: 514 / Evening Sale am 11.12.2020 in München Lot 246

 

246
Emil Schumacher
Für Berlin, 1957.
Mischtechnik auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 562.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Für Berlin. 1957.
Mischtechnik auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. 170 x 145 cm (66,9 x 57 in).

• Großformatige Komposition des deutschen Informel-Protagonisten.
• Aus Schumachers erster informeller Werkphase, auf die mit der Biennale von Venedig (1961) der internationale Durchbruch folgt.
• "Für Berlin" war Schumachers Beitrag für die II. Documenta 1959.
• Die beiden anderen Schumacher-Gemälde der II. Documenta befinden sich heute im Emil Schumacher Museum, Hagen (Sodom, 1957) und in Privatbesitz (Hephatos, 1958, später überarbeitet und um 180 Grad gedreht)
.

Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv unter der Nummer "0/258" registriert.

PROVENIENZ: Sammlung G. Stein, Köln (um 1964).
Privatbesitz Hessen.
Sammlung Deutsche Bank AG (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Deutscher Künstlerbund, 7. Ausstellung, Hochschule der Bildenden Künste, Berlin 2.5. - 8.6.1956 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Emil Schumacher, La Galleria dell’Ariete, Mailand, 16.2.-16.3.1959.
II. documenta ’59. Kunst nach 1945. Malerei, Fridericianum, Kassel, 11.7.-11.10.1959, Kat.-Nr. 2, mit S-W-Abb. S. 356.
Duitse Kunst van Heden, Museum Boijmans van Beunigen, Rotterdam 1964 (auf dem Keilrahmen mit dem dem Etikett).
Emil Schumacher, Pinacoteca comunale, Casa Rusca, Locarno, 25.9. - 11.12.1994 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Emil Schumacher. Der Erde näher als den Sternen, Sprengel Museum, Hannover, 18.2.-6.5.2007; Museum Wiesbaden, 6.6.-30.9.2007, Kat.-Nr. 17, mit ganss. Abb.
Malerei ist gesteigertes Leben, Emil Schumacher Museum, Hagen, 29.8.2012-20.1.2013.
Emil Schumacher. Inspiration und Widerstand, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 15.11.2018-10.3.2019.

LITERATUR: Ariane Grigoteit, Ein Jahrhundert. One Century. 100 x Kunst, Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. M. 2001, S. 120-121, mit ganzs. Abb.

"Erklärungen finde ich völlig überflüssig. Wenn ein Bild den Betrachter nicht unmittelbar berührt, dann fehlt etwas."

Emil Schumacher

Ab 1950 findet ein radikaler Umbruch in Schumachers malerischem Œuvre statt, das sich vom Gegenstand als Bildmotiv verabschiedet und sich schließlich um 1955 ganz für die reine Ausdruckskraft der Malerei entscheidet. Farbe, Linie und Materialität dominieren fortan sein Schaffen. Dieser stilistische Wandel vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Zeitstils, der von der französischen École de Paris, dem Tachismus und vom amerikanischen Action-Painting geprägt ist. Schumacher fügt dem eigentlichen Malmittel, der Farbe, Sand hinzu, um die größtmögliche plastische Wirkung zu erreichen. Durch die pastosen Malmittel wird der Dualismus von Grund und malerischer Form aufgehoben und die kompositionelle Gliederung zugunsten einer lebendigen Farblandschaft in den Hintergrund gedrängt. Schumacher breitet ein an verkrustete Lehm- und Erdschichten erinnerndes Relief vor dem Betrachter aus und generiert auf diese Weise eine einzigartige Bildsprache, deren kraftvoller Ausdruck von ihrer haptischen Präsenz getragen wird. In der Pressemitteilung des MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, zur großen Einzelausstellung "Emil Schumacher - Inspiration und Widerstand (15. November 2018 bis 10. März 2019)" heißt es: "Die Kunst der Gegenwart ist ohne ihn nicht denkbar: Emil Schumacher (1912-1999) zählt zu den wichtigsten Protagonisten der deutschen Nachkriegsabstraktion, die einen radikalen Neuanfang in der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg wagten und mit neuen Bildfindungen der Vergangenheit entgegentraten." Schumacher hat die Farbe von der Form und die Linie vom Motiv befreit und durch diesen radikal emanzipatorischen Akt eine Entgrenzung der Malerei von der Fläche erreicht. "Für Berlin" ist ein wunderbar frühes Zeugnis für Schumachers künstlerisch wegweisende Entscheidung, die Malerei durch den Aufbruch in die dritte Dimension zu entgrenzen. Um die reliefartige Wirkung seiner Gemälde noch zu steigern, bezieht Schumacher dann in späteren Werkphasen neben Sand auch weitere kunstferne Materialien wie Steine, Blei, Asphalt oder Sisal in seine Kompositionen mit ein. [JS]



246
Emil Schumacher
Für Berlin, 1957.
Mischtechnik auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 562.500

(inkl. Käuferaufgeld)