Rahmenbild
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229
Hermann Nitsch
Ohne Titel (Schüttbild), 1961.
Dispersion auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 600.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Schüttbild). 1961.
Dispersion auf Leinwand.
187 x 296 cm (73,6 x 116,5 in). [SM].
• Diese prozesshafte Schüttung ist nicht nur wegen der physischen Größe ein besonderes Werk des Künstlers.
• "Rot ist die Farbe, die am intensivsten zur Registration reizt, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist", so Hermann Nitsch.
• Schüttbilder des Künstlers zu Beginn dieser Werkreihe um 1960 in diesem großen Format sind äußerst selten.
• Seit über 35 Jahren in der Sammlung.
Mit einer Expertise vom Atelier Hermann Nitsch vom 10. Dezember 2020.
PROVENIENZ: Galerie Heike Curtze, Düsseldorf.
Sammlung Haniel, Duisburg (seit 1984, direkt von der Vorgenannten erworben).
Dispersion auf Leinwand.
187 x 296 cm (73,6 x 116,5 in). [SM].
• Diese prozesshafte Schüttung ist nicht nur wegen der physischen Größe ein besonderes Werk des Künstlers.
• "Rot ist die Farbe, die am intensivsten zur Registration reizt, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist", so Hermann Nitsch.
• Schüttbilder des Künstlers zu Beginn dieser Werkreihe um 1960 in diesem großen Format sind äußerst selten.
• Seit über 35 Jahren in der Sammlung.
Mit einer Expertise vom Atelier Hermann Nitsch vom 10. Dezember 2020.
PROVENIENZ: Galerie Heike Curtze, Düsseldorf.
Sammlung Haniel, Duisburg (seit 1984, direkt von der Vorgenannten erworben).
Ebenso wie Günter Brus, Otto Muehl, Rudolf Schwarzkugler zählt auch Hermann Nitsch zu den zentralen Protagonisten des "Wiener Aktionismus". Im Gegensatz zum malerischen Adolf Frohner folgt bei Hermann Nitsch nach der ersten gemeinsamen Aktion von 1962 eine völlig andere Entwicklung. Sein unbetiteltes rotes "Schüttbild" von 1961 verdeutlicht einen ganz anderen Ansatz als die gleichzeitige Malerei eines Rainers, Platscheks oder Frohners. Nitschs Bilder stehen letztlich alle in geistigem Zusammenhang mit der Idee seines „Orgien Mysterien Theaters“, das der Künstler seit etwa Mitte der 1950er Jahre verfolgt. 1938 in Wien geboren, wendet sich Nitsch bereits während seiner 1953 begonnenen Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker an der dortigen Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt verstärkt der Kunst zu. Wir finden um 1955 die Zeichnungen eines begabten Schülers, der sich schon sehr früh mit religiösen Themen und der Kunst großer Vorbilder auseinandersetzt, rasch Fortschritte macht und im Hinblick auf die Beherrschung der zeichnerischen Mittel ein ungewöhnlich hohes Niveau erreicht. Mit der Begeisterung für die großen Meister wie Rembrandt oder Grünewald, der präzisen Erfassung ihrer künstlerischen Intentionen, nimmt das figurale Jugendwerk zunehmend stilistische Eigenschaften der Vorbilder auf. Obwohl ihn die Malerei des Impressionismus immer im höchsten Maß begeistert hat, ist sie für die künstlerische Entwicklung – mit Ausnahme Cézannes – ohne größere Auswirkungen geblieben. Vielmehr ist es von vornherein das Expressive, das ihn am tiefsten beeindruckt, nicht der Expressionismus als Stilrichtung, sondern als überzeitliche Form des Ausdrucks. Als angehender Künstler erkennt Nitsch die Form als etwas "virtuoses", während der Inhalt ihn eher überzeugen muss. Nitsch beendet die Lehre, um sich sodann der Philosophie und Sprachstudien zu widmen. Erst 1960 folgen Auseinandersetzungen mit dem Informel, die den malerischen und grafischen Diskurs des seit 1957 literarisch konzipierten "Orgien Mysterien Theaters" eröffnen. Der Begegnung mit dem Psychoanalytiker und Theologen Josef Dvorak, Mitbegründer der "Wiener Aktionisten", sowie mit den Künstlern Rainer, Schwarzkogler, Muehl und Brus folgen zwischen 1960 und 1966 verschiedene spektakuläre Aktionen. Nitsch wird dreimal zu Gefängnisstrafen verurteilt, was ihn 1966 veranlasst, Österreich zu verlassen; bis 1978 lebt er in Deutschland. 1971 erwirbt er Schloss Prinzendorf im Burgenland, wo er seit 1974 bis heute mehrtägige Spiele seines dionysisch-apollinischen Theaters realisiert. Dabei werden die in Mythen und Sagen überlieferten menschlichen Grundkonflikte durch neue, von Nitsch erfundene Rituale inszeniert, die bewusst alte Kulte anklingen lassen. Als Anregung dient auch ihm die Prozessualität der informellen Malerei. In den späteren 1960er Jahren veranstaltet Nitsch gemeinsam mit den Künstlern Otto Muehl und Adolf Frohner die sogenannten "theatralischen Malaktionen", die stark durch das US-amerikanische Action-Painting sowie tachistische Malaktionen inspiriert sind. Über Hartfaserplatten (Opus 1, 1961, Abb.) und große Leinwände schüttet Nitsch – wie hier zu sehen – rote Farbe aus, kreiert Verläufe, lässt Tropfen bilden, verspritzen und zerreiben. "Rot ist die Farbe, die am intensivsten zur Registration reizt, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist", so Nitsch. Nach 1961 wird die Farbe durch Blut und die Leinwand durch Betttücher ersetzt, er agiert mit tierischen Innereien und Kadavern, aber auch in den Entstehungsprozess eingebundene Personen gehören zu seinen "Malmitteln". Diese prozesshafte Schüttung ist nicht nur wegen der physischen Größe ein besonderes Werk, sondern es steht auch zeitlich am Beginn jener philosophischen Verstiegenheit des Künstlers, die in den wenigen gestischen Bildern ihre stärkste Wirkung zeigt. [MvL]
229
Hermann Nitsch
Ohne Titel (Schüttbild), 1961.
Dispersion auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 600.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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