Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 357

 

357
Edward Cucuel
Sommerabend, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)
Sommerabend. 1916.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen mit alten Etiketten, dort von fremder Hand sowie typografisch betitelt und datiert. Verso auf der Leinwand mit altem Etikett. 90 x 100 cm (35,4 x 39,3 in).

• Charakteristisches Motiv im Schaffen Cucuels von mondäner und zarter Eleganz.
• Harmonischer und lichter Farbklang, dessen pastellene Nuancen die sommerliche Leichtigkeit spürbar machen.
• Entstanden in der Sommervilla des Malers am Ammersee.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angebotenes Werk aus Privatbesitz
.

PROVENIENZ: Privatsammlung (Juli 1917 erworben, verso mit dem Etikett).
Privatsammlung Schleswig-Holstein.

Den besonderen Reiz von Edward Cucuels Gemälden macht ihre spürbare Leichtigkeit und nonchalante Eleganz aus. Die Inszenierung der Modelle lässt die Grenze zwischen Pose und unbeobachteter Spontaneität verschwimmen, in der lockeren Ausführung erscheint die Malerei als angenehmer sommerlicher Zeitvertreib. Cucuel beginnt mit einer solchen lichtvollen und freien Plein-air-Malerei bereits um 1911, als er sich unter dem Einfluss seines Malerfreundes Leo Putz gänzlich der impressionistischen Freiluftmalerei zuwendet. Zuvor ist er hauptsächlich als Grafiker und Illustrator für die Presse tätig, unter anderem in den 1890er Jahren in New York, nachdem er in seiner Geburtsstadt San Francisco an der Kunstakademie und in Paris an der fortschrittlichen Académie Julian studiert hat. Bis 1914 verbringt Cucuel die Sommermonate mit diesem Malerfreund bei Schloss Hartmannsberg im Chiemgau, wo sich beide vor allem den Motiven der Badenden und der Frau in der Natur widmen. Auch nach 1914 setzt er in den Sommermonaten diese Arbeitsweise fort und verlegt seinen Wohnsitz während dieser Jahreszeit an den Ammersee und anschließend den Starnberger See südlich von München, wo er eine Villa mit weitläufigem Seegrundstück besitzt. Hier entstehen immer neue Variationen seiner lichtvollen und ungezwungenen Szenen. Häufig verwendet er dabei nicht nur den Pinsel, sondern trägt die Farbe in breiten Strichen mit dem Malmesser auf, wodurch seine Motive trotz der hellen, pastelligen Farben eine solide Körperlichkeit erlangen. Cucuels Gemälde atmen die Wärme des Sommers, den Duft der Vegetation und die Kühle des Wassers. Sie verhelfen ihm aufgrund dieser Sinnlichkeit und der stets präsenten leicht voyeuristischen Erotik zu großem internationalen Erfolg, unter anderem im Pariser Salon, in dem er 1912 ausstellt. Seine Modelle, die er wie in unserem Gemälde mit den femininen Accessoires der Zeit wie den Florentiner Hüten, hellen luftigen Kleidern und Pashmina-Schals ausstattet, verkörpern die melancholische Eleganz der Belle Époque. Die zarte Sinnlichkeit der Frauen zeigt er hier in der hellen Haut der anmutigen Nacken- und Schulterpartie, die das leichte Kleid nachlässig freigegeben hat, sowie in dem eleganten Schuhwerk, dem ebenfalls ein malerisch prominenter Platz eingeräumt wird. Cucuels Gemälde verkörpern eine Sehnsucht nach idyllischer, sommerlicher Harmonie, die gerade zum Zeitpunkt ihrer Entstehung kaum als gegeben angenommen werden durfte; der Wunsch danach kann in dem lichterfüllten Gemälde auch heute noch nachvollzogen werden. [KT]



357
Edward Cucuel
Sommerabend, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)