Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 331

 

331
Franz von Defregger
Schulbub mit großem roten Schirm, 1901.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)
Schulbub mit großem roten Schirm. 1901.
Öl auf Leinwand.
Defregger 12347. Rechts unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit neuerem, typografisch bezeichnetem Etikett. 36,5 x 24,5 cm (14,3 x 9,6 in).

PROVENIENZ: Christie's, London, German and Austrian Art, Auktion 13.10.1994, Los 29 (mit Abb.).
Privatsammlung Süddeutschland.
Privatsammlung Süddeutschland (erworben 2017).

AUSSTELLUNG: Defregger II, Städtische Galerie Rosenheim, 1.3.-14.4.1991, Kat.-Nr. 134.

Neben den Genreszenen der Tiroler und oberbayerischen Landbevölkerung stehen gleichbedeutend die zahlreichen Typenbildnisse und vor allem die Porträts, die geradezu einen Schwerpunkt im Werk Defreggers bilden. Dabei versteht er es auf beeindruckende Weise, Charakterköpfe voll malerischer Kraft zu gestalten, am bekanntesten sind darunter wohl die Kopfbildnisse junger Frauen, den sogenannten „Dirndln“. Auch seine eigene Familie dient ihm vor allem für Kinderporträts als beliebtes Modell. Defregger hatte die Wirtstocher Anna Müller 1872 geheiratet und mit ihr fünf Söhne, Robert, Hermann, Franz, Hans und Friedrich, sowie zwei Töchter, Hermine und Emma, bekommen, die jedoch beide im Kindesalter versterben. Von seinen Söhnen entstehen einfühlsame Bildnisse, die durch ihre Natürlichkeit und Intimität eine besondere Seite im Schaffen Defreggers zeigen. Besonders in den Kinderporträts zeigt sich Defreggers Vermögen, hier in toniger Modulation das frische Inkarnat des kleinen Jungen zu erfassen, wobei er in dem von ihm bevorzugten Farbspektrum der erdigen Braun- und Rottöne bleibt. Mit klarem, unverstelltem Blick wendet der kleine Bub das Gesicht gen Betrachter:in, den braunen Ranzen auf dem Rücken und den viel zu großen Erwachsenenschirm stolz im Arm. Eine feine psychologische Beobachtungsgabe und treffende Charakterisierungskunst machen Defregger zu einem großartigen Porträtisten, dessen Bildnisse sich schon beim zeitgenössischen Publikum größter Beliebtheit erfreuen und ihn zu einem der wichtigsten Vertreter der Münchner Schule der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machen. Defregger wächst auf dem Hof seiner Eltern in Stronach im Pustertal auf. Seine malerische Laufbahn beginnt in Innsbruck und führt in den 1860er Jahren über die Münchner Akademie nach Paris und schließlich in die Historienklasse Karl von Pilotys, in der er 1867-1870 sein Studium beendet. In kurzer Zeit sehr erfolgreich, wird er 1878 selbst von König Ludwig II. zum Professor für Historienmalerei der Münchner Akademie ernannt. Neben diesen Erfolgen sind die 1880er und die frühen 1890er Jahre die Zeit der Typenbildnisse und Porträts, in denen Defregger im Laufe der Zeit zu immer größerer Ausdruckskraft und technischer Qualität gelangt. [KT]



331
Franz von Defregger
Schulbub mit großem roten Schirm, 1901.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)