Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 76

 

76
Günther Förg
Metro 4, 2001.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 175.000

(inklusive Aufgeld)
Metro 4. 2001.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 200,5 x 200,5 cm (78,9 x 78,9 in).

• Kontraststarke, großformatige Hommage an Barnett Newman.
• Förgs Malerei vereint scheinbar Gegensätzliches: die geometrische Strenge der Bildanlage mit der gestischen Spontanität des vibrierenden Farbauftrages.
• Großformatige Farbfelder Günther Förgs befinden sich heute in zahlreichen bedeutenden internationalen Sammlungen, wie u. a. der des Museum of Modern Art, New York, des Städel, Frankfurt am Main, des Stedelijk Museum, Amsterdam und des San Francisco Museum of Art
.

Wir danken Herrn Michael Neff vom Estate Günther Förg für die freundliche Bestätigung der Authentizität dieser Arbeit. Das Werk ist unter der Nummer WVF.01.B.0617 im Archiv registriert.

PROVENIENZ:
Privatsammlung Deutschland (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Belgien.

"Für mich ist abstrakte Kunst heute das, was man sieht und nicht mehr."
Günther Förg im Gespräch mit Thomas Groetz 2004.

Während seiner gesamten Laufbahn ist Förg von der Moderne und ihrem Erbe fasziniert und entwickelt eine Bildsprache, die ihre Grundprinzipien untergräbt und gleichzeitig auf sie aufmerksam macht. Die Bezugspunkte in Günther Förgs Werk reichen vom russischen Konstruktivismus über den italienischen Rationalismo bis hin zum abstrakten Expressionismus und Minimalismus. Förg nimmt in seinem Werk sozusagen den Standpunkt einer postmodernen Retrospektive ein, die die gesellschaftliche Utopie der Avantgarde verloren hat. Trotzdem gibt Förg deren ästhetischen Entwürfen eine erfrischende Aktualisierung, der Reichtum und die Last der Erinnerung treffen auf die unbeschwerte Leichtigkeit des Hier und Jetzt. Der 1952 in Deutschland geborene Förg erlebt die Kölner Kunstszene in ihrer Hochzeit in den 1980er Jahren, in der Künstler wie Sigmar Polke und Martin Kippenberger die Traditionen der Malerei respektlos herausfordern. Förgs frühe Streifzüge durch verschiedene Disziplinen wie Malerei, Fotografie, Grafikdesign und Bildhauerei legten den Grundstein für die ehrgeizigen konzeptuellen und philosophischen Überlegungen, die seine Karriere in einer Reihe von Medien und unterschiedlichen Werkgruppen bestimmen sollten. In seinen frühen monochromen Wandgemälden und Bleiarbeiten hinterfragt Förg modernistische und minimalistische Anliegen aus einer zeitgenössischen Perspektive. In der Wandmalerei wurzelt die immer wiederkehrende Teilung der Fläche im Oeuvre Förgs. Als Abschlussarbeit an der Akademie entsteht ein Ensemble von monochromen Bildern auf Aluminium im Format 100 x 120 Zentimeter. Damit war der erste Schritt hin zum Raum getan. Ab 1978 beginnt er mit der Wandmalerei in der Tradition von Blinky Palermo. In der eigenen Wohnung oder bei Freunden sucht er sich eine Wand aus und bedeckt sie zur Hälfte mit Farbe. In der Mitte entsteht so eine senkrechte Teilung, zwischen der Farbe und der weiß gelassenen Wand. Nach der Akademie arbeitet Förg zunächst als Anstreicher, die Schweizer sagen "Flach-Maler", und zieht daraus wertvolle Erkenntnisse für seine Kunst. Je nach Beschaffenheit der Wand musste der Untergrund zuerst grundiert oder geschliffen werden, dann die Wahl des Farbmaterials entweder als Fertigprodukt oder Pigmente, mit dem passenden Binder angerührt, schließlich die Entscheidung für den richtigen Pinsel oder die Bürste. Aus diesem Wissen speist sich später Farbwahl und Flächenteilung in Förgs Kompositionen. Auf extreme Weise vereint er gegensätzliche Aspekte der modernen Kunst - geometrische Strenge trifft auf expressive Spontanität. Diese Polarität zeigt sich deutlich in Förgs Arbeitsweise. Einerseits unterwirft er den Malprozess einem kalkulierten System von formalen Variationen. Andererseits überlässt er zentrale Entscheidungsprozesse seiner jeweiligen Stimmung. So entstehen seine Bilder immer in einem Zug, ohne dass sie korrigiert oder übermalt werden: "Wenn man beim Malen lange nachdenken muss, wird es schwierig. Manchmal male ich ein Bild und habe auch Probleme damit. Dann tritt man zurück, schaut es sich an und nimmt einfach ein bisschen Blau und malt es blau. Ich denke nicht darüber nach, ob ich in Blau malen soll oder nicht. Aber ich greife instinktiv nach Blau. Und das ist das Wesen der Dinge. Wenn man zu lange nachdenkt, wird es anstrengend" (Günther Förg, 1997). Die Wirkung dieser großformatigen Arbeit ist zutiefst fesselnd und unterstreicht gleichzeitig die einzigartige Vision des Künstlers, seinen anhaltenden Dialog mit der kunsthistorischen Tradition. [SM]



76
Günther Förg
Metro 4, 2001.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 175.000

(inklusive Aufgeld)