Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 66

 

66
Gerhard Marcks
Büste Justine, Um 1920.
Terrakotta
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Büste Justine. Um 1920.
Terrakotta. Dunkelgrauer Scherben mit brauner Oxydengobe.
Rudloff 108 e. Wohl Unikat. 20,5 x 22,5 x 11 cm (8 x 8,8 x 4,3 in).
Die Büste wurde von Marcks in seinen nach dem Material (in diesem Falle Terrakotta) getrennt geführten Werk-Tagebüchern unter Nr. 9 verzeichnet. Aus einer um 1923 entstandenden Folge von Terrakotta-Köpfen und -Masken, von denen nur wenige erhalten sind.
Die vorliegende Büste zeigt eine Frau vom Obersalzberg. Für Marcks sind von 1915 bis 1920 regelmäßig Aufenthalte auf dem Obersalzberg belegt. Die Familie seiner Frau besaß dort ein Haus, und für ihn war es der Ort der Rekonvalenz nach dem Weltkrieg. Unter Einfluss der dortigen Volkskunst findet seine zunehmende Hinwendung zu einer vereinfachten Formensprache statt, welche die Phase am Bauhaus bestimmen wird. [KD].

Wir danken Herrn Dr. Arie Hartog, Gerhard Marcks Haus, Bremen, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Wohl Sammlung Frans Wildenhain.
Privatsammlung USA.

Ist in Marcks' frühen Arbeiten die klassische Körpersprache noch dominierend, wird das vorliegende Werk, das während der Zeit am Bauhaus entsteht, zugunsten einer Intensivierung des Ausdrucks auf eine abstrahierend formale Körpersprache reduziert. Nicht zu übersehende Vorbilder sind sowohl die Frühzeit der klassischen Antike als auch die etruskische Kunst. Die kleine Büste ist in ihrer Direktheit der Aussage von archaisch-abstrakter Geschlossenheit, die in ihrer Klarheit der Formensprache sich jeder Interpretation im Sinne eines Illusionismus entzieht. Marcks formuliert den Typus, weniger das Individuum.




66
Gerhard Marcks
Büste Justine, Um 1920.
Terrakotta
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)