Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 131

 
Emil Nolde - Im Alter


131
Emil Nolde
Im Alter, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 400.000
Ergebnis:
€ 413.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Im Alter. 1918.
Öl auf Leinwand, randdoubliert.
Urban 780. Am rechten Rand signiert. Auf dem Keilrahmen signiert und betitelt sowie von fremder Hand datiert. 62 x 41 cm ( 24,4 x 16,1 in).
In Noldes eigenem Gemäldeverzeichnis von 1930 verzeichnet "1918 Im Alter". Die Leinwand ist von Nolde selbst an der rechten Seite beschnitten worden (vgl. Urban, Bd. I, S. 45 und Bd. II, S. 157).

Auf der Rückseite der Leinwand befindet sich das Gemälde "Fetisch" von 1912 (Urban 486). In Noldes eigenem Gemäldeverzeichnis von 1910 ist es mit diesem Titel unter der Nummer 402 vermerkt. Es wurde von ihm später mit blaugrauer Farbe übermalt und ist im Gemäldeverzeichnis von 1930 als "selbst vernichtet" gekennzeichnet. 1990 wurde diese Übermalung entfernt und das Gemälde freigelegt.

Mit zwei Foto-Expertisen von Herrn Prof. Dr. Martin Urban, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 7. April 1998

PROVENIENZ: Sammlung Eugen Buchthal, Berlin-Westend (vor 1928).
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf (1953).
Privatsammlung Rheinland.

Ausstellung: Neue deutsche Kunst aus Berliner Privatbesitz, National-Galerie Berlin, 1928, Kat.Nr. 148.

Emil Nolde studiert bei Adolf Hölzel in Dachau sowie an der Académie Julian in Paris. In Auseinandersetzung mit van Gogh, Munch und Ensor entwickelt er einen eigenständigen Stil und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Kunst des deutschen Expressionismus.

1918, als unser Gemälde entsteht, beginnt eine von Noldes produktivsten Schaffensphasen. Er wendet sich nun verstärkt der Porträtmalerei zu. Dabei handelt es sich selten um Porträts im klassischen Sinne einer Darstellung, die auf Ähnlichkeit abzielt. Nolde fasziniert weniger das Individuelle als das Allgemeine, das Kreatürliche, das sich auf alle Menschen übertragen lässt. Unser Gemälde "Im Alter" ist dafür ein eindringliches Beispiel. Der alte Mann ist eine archetypische Figur, eine Chiffre für Alter und Vergänglichkeit. Dennoch malt Nolde hier kein Memento mori. Komposition und Farbgebung sprechen eine eigene, dynamische Sprache und bilden einen Gegenpol zum Sujet. Die hochaufragende, turbanähnliche Mütze ist ein Gegengewicht zum geneigten Oberkörper des Mannes, und das immer wieder aufscheinende Rot belebt den bildbeherrschenden Grün-Blau-Klang. Unser Gemälde ist in seiner Intensität und kompositorischen Prägnanz ein beeindruckendes Zeugnis der künstlerischen Kraft Noldes, der mit sparsamsten Mitteln maximale Wirkung zu erreichen versteht.

In seinen Stillleben malt Nolde vorzugsweise kleine Figuren und Gegenstände, die er gezielt dafür erwirbt. Wie auch andere Maler des Expressionismus interessiert er sich vor allem für Kultgegenstände aus Afrika und Übersee, die in ihrer archetypischen Erscheinung sowohl als Sujet für die Malerei dienen, als diese auch stilistisch beeinflussen. Unser rückseitiges Stillleben zeigt ein Krokodil und zwei Kachina-Figuren - Maskenpuppen der nordamerikanischen Pueblo-Indianer - in denkbar einfachster Anordnung und konzentriert sich ganz auf die Wiedergabe der leuchtenden Farbigkeit.

1928 lässt sich Nolde in Seebüll nieder. Von den Nationalsozialisten verfemt, malt er ab 1938 seine "Ungemalten Bilder", die er nach 1945 in Ölbildern wieder aufgreift. Der Maler verstirbt am 13. April 1956 in Seebüll. [KR]

Zustand: In farbfrischer Erhaltung. Guter Gesamteindruck.




131
Emil Nolde
Im Alter, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 400.000
Ergebnis:
€ 413.000

(inkl. Käuferaufgeld)