Auktion: 533 / Modern Art Day Sale und Sammlung Hermann Gerlinger am 10.12.2022 in München Lot 514

 

514
Oskar Kokoschka
Blumenstilleben, 1964.
Aquarell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)
Blumenstilleben. 1964.
Aquarell.
Unten mittig signiert und datiert. Auf Velin von Arches (mit dem Wasserzeichen). 50 x 65,7 cm (19,6 x 25,8 in), blattgroß. [CH].

• Äußerst seltenes blattfüllendes Aquarell des Künstlers.
• Kokoschka bringt die feingliedrige Aquarellzeichnung ohne Vorzeichnung zu Papier.
• Die Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers befinden sich in weltweit renommiertesten Museen und Sammlungen, darunter das Metropolitan Museum, New York, die Tate Gallery und das Victoria & Albert Museum, London, das Centre Pompidou, Paris, und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München.
• Die späteren Jahre seiner künstlerischen Karriere bringen große Erfolge mit sich: 1948 Teilnahme an der Biennale in Venedig, 1955, 1959 und 1964 Teilnahme an der documenta I, II und III sowie groß angelegte Retrospektiven in der Londoner Tate Gallery 1962 und im Belvedere in Wien 1971
.

Wir danken Herrn Dr. Alfred Weidinger, Linz, für die freundliche wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hamburg (wohl in den 1960er Jahren erworben).
Seitdem in Familienbesitz.

Insbesondere in den späteren Jahrzehnten spielen die Darstellungen von Bäumen und Blumen in Oskar Kokoschkas Schaffen eine immer größere Rolle.
Bereits ab 1925 entstehen einige Blumenstillleben in Öl, doch seine heute so berühmten Blumenaquarelle entstehen erst ab den 1940er Jahren nach seiner Flucht und Emigration nach Großbritannien. In den damals so schwierigen, herausfordernden Kriegsjahren widmet sich der Künstler den Blumenmotiven mit großer Freude. Ihre universale Bildsprache erlaubt es ihm, auch in England weiterhin als Maler tätig zu sein: "Ich musste fortfahren, Augen und Hände zu üben, vor allem, als nach der Schneeschmelze im ersten Sonnenlicht Schneeglöckchen, Krokusse, Hyazinthen, Narzissen und Tulpen aufblühten. Öffnete man die Augen, so wurde jeder Tag zum Erlebnis." (Oskar Kokoschka, zit. nach: Ausst.-Kat. Kokoschka als Zeichner, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, 2011/2012, S. 180) Zu Beginn der 1950er Jahre zieht es Kokoschka und seine Frau Olda nach Villeneuve an den Genfer See. Das Wohnhaus, die "Villa Dolphin", verfügt über einen großen Garten, der dem Künstler reichhaltige Inspirationsquelle ist.
Die Darstellung der ihn umgebenden Fauna scheint ihn auch aufgrund eines tieferen Umweltbewusstseins fasziniert und interessiert zu haben. So schreibt er in den 1970er Jahren in seinem umweltpolitischen Grußwort an den Kanton Waadt, er hege die große Hoffnung, dass es auch in der nächsten Generation noch möglich sein werde, "einen in Blüte stehenden Kastanienbaum an Stelle eines neuen Autoparks, an Stelle eines Wolkenkratzers aus Beton zu sehen" (Ebd.)

In jedem Fall sind Kokoschkas spätere Blumenaquarelle keinesfalls liebliche Darstellungen eines altbekannten, alltäglichen Motivs. Stattdessen schafft der Maler – wie auch in dem hier angebotenen blattfüllenden Aquarell von 1964 – aus zarten und kräftigen, pastelligen und satten Farbflächen eine offene, locker-leichte Komposition, in der er partiell sogar die Grenze zur Abstraktion überschreitet. [CH]



514
Oskar Kokoschka
Blumenstilleben, 1964.
Aquarell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.500

(inklusive Aufgeld)