Lexikon
Botanische Literatur

Die Botanik, ein Teilgebiet der Biologie, beschäftigt sich mit der Erforschung der Organisation und der Lebensfunktionen der Pflanzen. Die spezielle botanische Literatur schildert Bau und Lebensvorgänge der einzelnen Pflanzen, wobei die Pflanzensystematik oder Taxonomie die Einzelformen systematisch beschreibt und sie nach dem Grad ihrer natürlichen Verwandtschaft zur ordnen versucht. Weiterhin werden in der botanischen Literatur die Form und Struktur der Pflanzen beschrieben (Pflanzenmorphologie), die Funktion und Lebenserscheinung erforscht (Pflanzenphysiologie), die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und deren Umwelt untersucht (Pflanzenökologie) sowie weiterhin die Gesetzmäßigkeit und Ursachen der Verbreitung (Pflanzengeographie) erforscht und das zeitliche Auftreten der Pflanzen in der Erdgeschichte (Paläobotanik) bestimmt.

Wie bei den andere Naturwissenschaften auch konnten durch die Erfindung des Buchdrucks botanische Beschreibungen und Beobachtungen – häufig unter therapeutischem Aspekt – einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Eine wichtige Rolle in der botanischen Literatur spielen die Illustrationen, die anfangs meist in Holzschnitt, später in Kupferstich, Holzstich und Lithographie reproduziert wurden. Klassiker der botanischen Literatur und Buchillustration des 16. Jahrhunderts sind die Werke von Hieronymus Bock, Leonhard Fuchs und Conrad Gesner. Eine Berühmtheit ist die 1613 erschienene Beschreibung der Gartenanlage auf der Willibaldsburg unter dem Titel Hortus Eystettensis, verfaßt von dem Botaniker Basilius Besler (1561-1629).

Zahlreiche botanische Prachtwerke erschienen Anfang und Mitte des 18. Jahrhunderts in Nürnberg, wo sie von den Kupferstechern vielfach im eigenen Verlag herausgebracht wurden. Das Kräuterbuch von Elisabeth Blackwell etwa gilt mit seinen über 600 Kupfertafeln als das bekannteste botanische Werk des 18. Jahrhunderts. Gegen Ende des Jahrhunderts verlagerte sich das Schwergewicht dann nach Frankreich, wo Stil und Technik der naturwissenschaftlichen Zeichnungen durch das 1793 gegründete Musée d’histoire naturelle maßgebend beeinflußt wurde. Die Leistungen dieser französ. Schule sind mustergültig und unübertroffen, und nicht von ungefähr erzielen die botanische Literatur des flämischen Blumenmalers Pierre Joseph Redouté auf internationalen Auktionen die höchsten Preise.

Im 19. Jahrhundert wurde England das Zentrum botanischer Buchillustration, von herausragender Bedeutung sind hier die Werke von William Curtis und Joseph Paxton. – Wichtige Sammlungen der bekanntesten und prachtvollsten botanischen Literatur sind diejenigen von Robert de Belder (Verkaufkatalog London 1987) und Arpad Plesch (Bibliogr. Verzeichnis, Brüssel 1973).