Lexikon
Caravaggismus in Italien

Caravaggio selbst hat, im Gegensatz zu den Carracci, weder eine Schülerschar ausgebildet noch eine künstlerische Nachfolge forciert. Dennoch wurde sein Werk in großem Maße rezipiert - sei es in einer Adaption des besonderen Hell-Dunkel-Effekts, in einer Weiterführung seines Verismus oder in einer Übernahme von Figurentypen. Naturgemäß war die Wirkung seines Werkes in Italien am intensivsten, wobei sich die caravaggesken Elemente mit den lebendigen regionalen Darstellungstraditionen vermengten und so den neapolitanischen Caravaggismus von seiner venezianischen oder florentiner Variante unterscheidbar machen.
Zu Lebzeiten Caravaggios, vor 1610, blieb die Rezeption jedoch vergleichsweise gering. Zu den frühesten Nachfolgern zählten Giovanni Baglione (1571-1643) und Orazio Gentileschi (1563-1638), der den Stil an seine Tochter Artemisia weiterreichte. Der Venezianer Carlo Saraceni (1579-1620), der Caravaggios Neuerungen auch in der Altarkunst fortführte, wirkte anregend auf viele nordalpine Künstler. Ähnliches ist für Bartolomeo Manfredi (um 1582-1622) festzustellen, der als einer der wenigen Maler auch das Frühwerk Caravaggios rezipierte. Es wird vermutet, dass Manfredi in Rom Mitarbeiter oder Schüler des Meisters war. Als weitere italienische Caravaggisten sind Antiveduto della Grammatica (1570/71-1626) und Cecco del Caravaggio (aktiv um 1610-20) anzuführen.
Zwischen 1610 und 1620, mit Ausläufern bis 1630, erreichte der italienische Caravaggismus seinen Höhepunkt, danach wurde er von der nie ganz aufgegebenen Orientierung an den Carracci und dem pathetisch-dekorativen Hochbarock eines Pietro da Cortona verdrängt.