Auktion: 484 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.05.2019 in München Lot 4


4
Carl Spitzweg
Nixenfang, Ca. 1860.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Nixenfang. Ca. 1860.
Öl auf Holz.
Links unten monogrammiert. Verso mit altem, fragmentarischen Etikett. 34,9 x 28,5 cm (13,7 x 11,2 in).

•Wiederentdeckung nach über 100 Jahren
•Museales Motiv, eine kleinere Fassung befindet sich in der Sammlung Schäfer, Schweinfurt
•Motiv aus einer äußerst selten auf dem Auktionsmarkt angebotenen Werkgruppe
.

Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, der das Werk im Original begutachtet und bestätigt hat, für die freundliche Auskunft. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Sammlung Major Karl Loreck (angeheirateter Neffe des Künstlers), München (verso mit dem fragmentarischen Besitzeretikett).
Sammlung J. K. Brinckmann, Südafrika.
Privatsammlung Südafrika (vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten).

Mit dem Motiv des Nixenfangs beschäftigt sich Spitzweg vor allem ab Ende der 1860er Jahre mehrmals, wie die bei Roennefahrt und Wichmann verzeichneten Gemälde und in diesem Zusammenhang erwähnten Vorstudien und Fassungen des Bildthemas belegen (vgl. Roennefahrt 466, Wichmann 656-657). Bei unserem Werk handelt es sich um eine bislang unbekannte Fassung des Motivs, die jedoch kompositorisch nah mit den verzeichneten Gemälden verwandt ist. Handlungsort ist eine sich tief in den Bildhintergrund ziehende Felsenschlucht, an deren Abhänge sich mehrere Burgruinen schmiegen. In der Tiefe fließt ein ruhiger Strom, der im Vordergrund in ein seichtes Bassin mündet. In diesem haben sich sieben Frauen zum Bade versammelt, ihre bunten Kleider sind achtlos an das sandige Ufer links im Bild geworfen. Während sich sechs der Damen auf den Felsen räkeln, wird eine an einer Angelschnur zu der über dem Bassin thronenden Burg emporgezogen. Als Angler erscheint hier seitlich auf der Mauer sitzend ein Mann in orientalisch wirkender Kleidung mit ausgeworfener Angelrute in der rechten Hand. Meisterlich wählt Spitzweg hier braun-grüne und weiß-blaue Farbkontraste für die Schilderung der Landschaft, in denen die Kleidungsstücke der Nixen und des Anglers bunt aufleuchten. Der von schräg rechts oben einfallende Sonnenschein gibt dem Bild eine bühnenhafte Wirkung: Der Angler wird durch diesen "spotlightartig" akzentuiert, während man die im Schatten badenden Nixen erst auf den zweiten Blick erspäht. Nixen treten bei Spitzweg meist in zwei Rollenbildern auf: als Verführerinnen tugendhafter Einsiedler oder als unschuldige Naturwesen, auf die im Bild versteckte Beobachter (und mit ihnen gleichsam auch der Bildbetrachter) einen intimen Blick erhaschen. Demgegenüber erscheint der hier dargestellte Nixenfang als eine Mischung der beiden vorgenannten Themen. Inspiration für die Kulisse des Motivs findet Spitzweg auf seinen Wanderungen bei Meran, wie Zeichnungen aus dem sogenannten Meraner Skizzenbuch nahe legen. Der Künstler überarbeitet diese vor der Natur aufgenommene Landschaftsimpression zu einer romantischen Burgszenerie, die wohl auch durch Richard Wagners Musikdrama "Rheingold" inspiriert ist. Etwa zeitgleich mit den ersten Behandlungen des Nixenfangs sitzt Spitzweg bei der Erstaufführung des Stücks 1869 in München im Publikum. Der märchenhafte Charakter der frei von Habgier und Arglist agierenden Rheintöchter, der Wächterinnen des Rheingolds, scheint Spitzweg bei der Umsetzung seiner umbefangen badenden Nixen unmittelbar vor Augen gehabt zu haben. [FS]



4
Carl Spitzweg
Nixenfang, Ca. 1860.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)