Auktion: 342 / Modern Art / Seitenwege am 03.12.2008 in München Lot 205

August Macke - Frauen am See (Die Landung)


205
August Macke
Frauen am See (Die Landung), 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 816.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Frauen am See (Die Landung). 1913.
Aquarell, Gouache und Tuschfeder.
Heiderich Aquarelle 377. Vriesen Aquarelle 382. Rechts unten signiert und datiert. Auf Aquarellbütten, fest auf Malpappe aufgezogen. 45 : 30 cm (17,7 : 11,8 in), blattgroß. Begeistert von der Malerei Böcklins beginnt August Macke mit 17 Jahren sein Studium an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1907 reist er nach Paris, wo er die Malerei der Impressionisten sieht, die ihn fasziniert und beeinflusst. Später besucht er für kurze Zeit die Malschule von Lovis Corinth in Berlin. 1909 lernt Macke am Kochelsee Franz Marc kennen, mit dem ihn eine lebenslange Künstlerfreundschaft verbinden wird. Mit ihren farbintensiven und großzügigen, flächigen Formen zeigen August Mackes Arbeiten aus dieser Zeit deutlich den Einfluss der Malerei von Henri Matisse und Franz Marc. 1911 schließt sich Macke der Münchner Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" an. Auf einer weiteren Parisreise mit Marc lernt er Robert Delaunay und dessen orphistische Malweise kennen.

Diese farbenfrohe Form des Kubismus beeindruckt ihn nachhaltig und prägt auch unser intensives Aquarell, das bei einem längeren Ferienaufenthalt Mackes mit seiner Frau im schweizerischen Hilterfingen entsteht. Gemeinsam mit dem Künstlerpaar Hélène und Louis Moilliet unternehmen Mackes Segeltouren auf dem Thuner See – unbeschwerte Erlebnisse in einem paradiesisch anmutenden Spätsommer, die alle Beteiligten in schönster Erinnerung behalten. Wie so oft fließt Mackes persönliches Erleben unmittelbar in seine Kunst ein. Unser Blatt scheint eine Momentaufnahme dieser idyllischen, lichtdurchfluteten Szenerie aus der Perspektive des Künstlers zu sein, der seine Begleiter von einem leicht erhöhten Standpunkt aus sieht. Macke malt das Aquarell jedoch im Atelier, verwendet für die Komposition historische Vorlagen und vorhandene Skizzen und komponiert die Farbigkeit nach den Prinzipien der Farbtheorie des Orphismus. Unser Bild strahlt einerseits Spontaneität und Frische, andererseits die Ruhe einer klassischen Landschaft aus und weiß in dieser Kombination immer wieder aufs Neue zu faszinieren.

1914 kann August Macke noch mit Paul Klee und Louis René Moilliet eine Reise nach Tunis unternehmen, die seine künstlerische Entwicklung weiter voranbringt. Am 26. September 1914 fällt Macke an der Westfront in Frankreich mit 27 Jahren. [KR]
EXPERTISE: Wir danken Frau Ursula Heiderich, Syke, für die wissenschaftliche Beratung
PROVENIENZ: Verein zur Förderung Deutscher Kunst (1918 bis 1924).
Privatsammlung Dr. Hessberg, Essen (ab 1924).
Privatsammlung Dr. Kirchner, Gelsenkirchen.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Das junge Rheinland, Kölnischer Kunstverein, Köln, Januar-Februar 1918.
Macke. Aquarell-Ausstellung, Städtisches Kunsthaus Bielefeld, 1957, Kat.Nr. 382, S. 48 (mit Abb.).
Die Arbeit ist in den Nachlasslisten unter der Nummer "A 116" verzeichnet. Nach der großformatigen Tuschfederzeichnung "Rast nach dem Segeln" (Heiderich Zeichnungen 2077), die Motive und Komposition im Wesentlichen festlegt. Auf der Grundlage von Zeichnung und Aquarell entstand das nicht mehr erhaltene Gemälde "Picknick am Segelboot (Die Landung)" (Vriesen Gemälde 445) von 1913
In guter, farbfrischer Erhaltung. Linke obere Ecke mit zwei winzigen Nadeleinstichlöchlein. Rechte Kante mit kleinem Papierverlust. Mit wenigen unbedeutenden Bereibungsspuren.




205
August Macke
Frauen am See (Die Landung), 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 816.000

(inkl. Käuferaufgeld)