Auktion: 355 / Alte und Neuerer Meister am 19.06.2009 in München Lot 331

Adolph von Menzel - Blindekuh


331
Adolph von Menzel
Blindekuh, 1867.
Gouache
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 97.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Lot: 331
Adolph von Menzel
1815 Breslau - 1905 Berlin
Blindekuh. 1867.
Gouache auf Papier.
Rechts unten signiert und datiert. Ränder umlaufend ca. 2 cm auf festen Karton aufgezogen. 29,4 x 22,7 cm (11,5 x 8,9 in).

PROVENIENZ: Adalbert Freiherr von Lanna, Prag.
Regierungsrat Alfred Sommerguth, Berlin.
Privatsammlung Deutschland.
Villa Grisebach Auktionen, Berlin, Nr. 112, 28. November 2003, Los 4.
Privatsammlung Deutschland.

AUSSTELLUNG: Ausstellung von Werken Adolph von Menzels. Königliche Nationalgalerie, Berlin 1905, S. XXIII, Kat.-Nr. 275.
Adolph von Menzel 1815-1905. Ausstellung von Gemälden, Gouachen, Pastellen, Zeichnungen, Galerie Thannhauser, Berlin 1928, Kat.-Nr. 99.

LITERATUR: Max Jordan und Robert Dohme, Das Werk Adolph Menzels. Vom Künstler autorisierte Ausgabe. München 1890, Band II, Tafel 59. Max Jordan, Das Werk Adolph Menzels. Eine Festgabe zum achtzigsten Geburtstage des Künstlers. München 1895, S. 69, Abb. S. 36. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Hofheim am Taunus 1979, Band II, S. 19, Kat.-Nr. 47. Max Jordan, Das Werk Adolph Menzels 1815-1905. München 1905, Abb. S. 66. Hugo von Tschudi, Adolph von Menzel. Abbildungen seiner Gemälde und Studien. München 1906, S. XIII, Kat.-Nr. 558 mit Abb. Hermann Knackfuß, A. von Menzel. Bielefeld und Leipzig 1906, S. 76. Rudolph Lepke's Kunst-Auktions-Haus Versteigerungskatalog, Sammlung des Freiherrn Adalbert von Lanna, Prag, Teil II, Nr. 1605, 21.-28.3.1911, Kat.-Nr. 335, Tafel 32. Elfried Bock, Adolph Menzel. Verzeichnis seines graphischen Werkes, Berlin 1923, S. 74. Hans W. Lange Berlin Versteigerungskatalog, Eine Berliner Privatsammlung. 28 Gemälde, Gouachen, Aquarelle und Handzeichnungen von Adolph von Menzel. Gemälde deutscher Meister, 7.2.1939, Kat.-Nr. 26 mit Abb. Ausstellungskatalog, Adolph Menzel 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit, Musée d'Orsay, Paris, National Gallery of Art, Washington, Nationalgalerie und Kupferstichkabinett, Berlin 1996/97, S. 57.

Der Maler und Grafiker Adolph von Menzel wird 1815 in Breslau als Sohn einer Bürgerfamilie geboren. Nach dem Umzug der Familie von Breslau nach Berlin im Jahre 1830, betreibt der Vater eine lithografische Druckerei, in der der junge Menzel seine lithografische Ausbildung erhält. Nach dem frühen Tod des Vaters, 1832, betreibt er die Druckerei seines Vaters zunächst weiter. 1833-1834 besucht er die Berliner Kunstakademie, an der er seinen späteren Freund und Förderer, den Tapetenfabrikanten Carl Heinrich Arnold, kennenlernt. Seinen ersten künstlerischen Auftrag für eine lithografische Folge zu Goethes "Künstlers Erdenwallen" erhält Menzel von dem Kunsthändler und Verleger Louis Sachse. 1853 wird Adolph von Menzel Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, 1856 dort zum Professor ernannt. 1872 wird er zudem Ehrenmitglied der Kunstakademie in München. Zu Menzels wichtigsten Ölgemälden gehört das Bild "Das Eisenwalzwerk" von 1875, das als erste künstlerische Darstellung eines sog. Industriemotivs in der europäischen Kunstgeschichte gilt. 1884 zeigt die Berliner Nationalgalerie die erste große Ausstellung mit den Werken Adolph von Menzels; die ein Jahr darauf stattfindende Ausstellung in Paris zeigt das bereits internationale Ansehen, das der Künstler mittlerweile genießt. Zahlreichen Ehrungen folgt die Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie von St. Petersburg, wie auch die Aufnahme in die Kunstakademien in Paris und London. Mit der Ernennung zum Ritter des Schwarzen Ordens folgt die Erhebung in den Adelsstand. 1905 stirbt der Künstler in Berlin.
Was die wohl komplexe Thematik des bekannten Blattes betrifft, so muss diese auch nach Jahren der kunst- wie kulturhistorischen Beschäftigung zu Teilen unentschlüsselt bleiben, was der Arbeit die Aura ihrer irritierenden Rätselhaftigkeit bewahrt. Bekannt ist Menzels Interesse für die im Garde du Corps-Saal des Berliner Schlosses befindliche Waffen- und Rüstungssammlung, die der Künstler neben seiner Arbeit an dem Gemälde der "Krönung König Wilhelms I. in Königsberg" zwischen 1861 und 1865 intensiv studiert. Dass ihn die Sammlung wie auch die Sammlung der Dresdner Rüstkammer zweifelsohne beeindruckt haben muss, spiegeln die ausgezeichneten Arbeiten, die sog. "Rüstkammerphantasien" in eindrucksvoller Weise wider. Die skizzenhaft angelegten Arbeiten unterscheiden sich jedoch deutlich von dem vorliegenden, eindeutig narrativen Charakter besitzenden Werk. Thematisch am nächsten steht der Arbeit eine Lithographie aus dem Jahre 1867 (Bock Nr. 86), die in ähnlicher Weise das Spiel der verborgenen Identitäten, wenngleich in unterschiedlicher Rollenverteilung, aufgreift. Vor allem aber lebt und beeindruckt die Arbeit durch ihren deutlich visuell ästhetischen Gehalt, der dem Betrachter mit großer Virtuosität ein kontrastreiches Nebeneinander unterschiedlicher durch Licht modellierter Oberflächen vor Augen führt. [CM].

In sehr guter farbfrischer Erhaltung. Minimaler geschlossener horizontaler Einriss an der Oberkante. Vereinzelte Stellen mit minimalem feinen Craquelé.

EUR: 80.000 - 120.000 DIFF.(19%)
US$: 109.120 - 163.680




331
Adolph von Menzel
Blindekuh, 1867.
Gouache
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 97.600

(inkl. Käuferaufgeld)