Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 381


381
Hermann Nitsch
Bodenschüttbild (38. Malaktion 1996), 1996.
Öl und Blut auf weiß grundierter Jute
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Bodenschüttbild (38. Malaktion 1996). 1996.
Öl und Blut auf weiß grundierter Jute.
250 x 300 cm (98,4 x 118,1 in).

• Nitschs berühmte "Schüttbilder" haben meist die Farbe des Blutes: Rot!
• Monumentales und energiegeladenes Zeugnis von Nitschs legendärer Aktionskunst.
• Nitsch gilt als Hauptvertreter des Wiener Aktionismus, seine berühmten "Schüttbilder" befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen, u. a. dem Museum of Modern Art, New York, der Tate Liverpool und der Albertina in Wien.
• 2019 widmete die Albertina in Wien Nitschs großformatiger Aktionskunst die Ausstellung "Nitsch. Räume aus Farbe"
.

PROVENIENZ: Aus einer bedeutenden europäischen Sammlung (1997 direkt vom Künstler erworben).

"Rot ist die Farbe, die am intensivsten zur Registration reizt, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist."
Hermann Nitsch


"Meine Arbeit ist ganz stark von der griechischen Tragödie beeinflusst. Da geht es immer um den Tod, das Leiden und die Auferstehung. Für mich als einer, der reale Geschehnisse inszeniert, sind Tod und Auferstehung [..] sehr wichtig."
Hermann Nitsch, 2017, zit. nach: Jürgen Klatzer u. a., Hermann Nitsch "Die Angepassten sind die Schlimmsten", kurier.at, aufgerufen 1.4.2021.

Riesig, energiegeladen, farbgewaltig und mystisch ist Hermann Nitschs faszinierendes "Bodenschüttbild". Nitsch entwickelt aus dem Aktionismus des von ihm erfundenen "Orgien Mysterien Theaters" seine eigene Variante des Informel: das Schüttbild. Dabei ist die Aktion des Schüttens ein künstlerischer Vorgang und das Ergebnis ein gesteuerter Zufall. Durch nachträgliche manuelle Eingriffe, das Bearbeiten der Farbe auf der am Boden liegenden Leinwand unter Einsatz des gesamten Körpers - wie unter anderem Nitschs Handabdruck rechts unten sowie das mit Füßen und Fingern zerfurchte Rot belegt - werden die teils pastosen und dichten Farbverläufe zudem noch durch die Energie des künstlerischen Schaffensprozesses aufgeladen. Die Leinwand protokolliert das künstlerische Ergebnis einer malerischen Aktion. Rot steht dabei für Blut - das eigentliche und alleinige Medium, das die orgiastisch-mystische Vision des Künstlers transportieren kann. In der vorliegenden Arbeit kombiniert Nitsch Tierblut mit darübergesetzter pastoser roter Farbe, die das Werk durch seine besondere haptische Präsenz und Dichte auszeichnet. Als Bildträger wird vorrangig Rupfen verwendet, der in seiner Unregelmäßigkeit und Grobheit etwas Archaisches hat und mit der roten Farbe (= Blut) korrespondiert. Der Niederschlag auf dem Rupfen bleibt als Dokumentation eines "geheiligten" Vorgangs. So ist das Bild nur noch der indirekte Überbringer einer Botschaft, die bereits in der Aktion des Schaffensprozesses Ausdruck fand. "Nitsch deutet das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion. Jedes Bild hat diese Botschaft. Alle Farbspritzer erinnern an Blutspuren. Alle Bilder sprechen von Verletzungen, von Verletzungen, die nicht auszulöschen sind. Hermann Nitsch führt uns seine Bilder vor Augen, als weise er Wundmale vor." (Wieland Schmied, in: Hermann Nitsch. Die Architektur des Orgien Mysterien Theaters, Bd. II, München 1993, S. 15). [JS]



381
Hermann Nitsch
Bodenschüttbild (38. Malaktion 1996), 1996.
Öl und Blut auf weiß grundierter Jute
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)