Auktion: 535 / Evening Sale mit Sammlung Hermann Gerlinger am 09.12.2022 in München Lot 13


13
Andy Warhol
Goethe, 1982.
Farbserigrafie
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 475.000

(inklusive Aufgeld)
Goethe. 1982.
Farbserigrafie.
Feldmann/Schellmann/Defendi II.270-273. Signiert, nummeriert und bezeichnet „PP“. Der vollständige Satz mit 4 Blättern, jeweils PP-Exemplar 5/5 außerhalb der Auflage von 100. Auf Lenox Museum-Karton. 96,5 x 96,5 cm (37,9 x 37,9 in), blattgroß.
Gedruckt von Rupert Jasen Smith, New York (mit dem Trockenstempel). Herausgegeben von den Editionen Schellmann & Klüser, München/New York, in Zusammenarbeit mit Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf (verso mit dem Copyright-Stempel).
• Als komplette Folge und matching Set äußerst selten.
• Eine Ikone der Weltliteratur von Warhol porträtiert.
• Heinrich Wilhelm Tischbeins Gemälde wird zum Kultmotiv der Pop-Art
.

LITERATUR: Forty are better than one. Edition Schellmann 1969-2009, hrsg. von Jörg Schellmann, Ostfildern 2009, S. 342-343.
Andy Warhol, zit. nach: Andrea Bordbeck u.a. (Hrsg.), Andy Warhol. A Factory, Ostfildern 1998, o. S.



Entkontextualisiert und in einer plakativen Inszenierung präsentiert uns Andy Warhol einen der berühmtesten deutschen Dichter aller Zeiten – Goethe mit dem unverwechselbaren Hut, wie ihn Johann Heinrich Wilhelm Tischbein um 1786/87 in seinem Gemälde „Goethe in der Campagna” darstellt. Warhol entreißt ihn der landschaftlichen Umgebung dieses Gemäldes und überführt das Antlitz des großen Dichterfürsten in die quadratische Form seiner Serigrafie. Wiedergegeben in schrillen Farben und unter Verwendung auffälliger Konturlinien, reiht sich Goethe unter den zahlreichen Berühmtheiten ein, die Warhol porträtiert. Dabei widmet sich der Künstler seit den späten 1970er Jahren nicht mehr nur der Darstellung seiner Zeitgenoss:innen, sondern findet auch in den Gemälden Alter Meister und in kulturellen Ikonen wichtige Inspirationsquellen. Im speziellen Fall seiner Goethe-Suite finden nicht nur zwei Epochen, verschiedene Nationalitäten, Stile und Geisteshaltungen in einer Serigrafie zusammen. Auch präsentiert uns der gefeierte US-amerikanische Künstler die Neuinterpretation des bis dahin wohl bekanntesten Goethe-Porträts und überflügelt die Darstellung Tischbeins noch mit der Übersetzung des Motivs in ein unverwechselbares Pop-Statement.
Die enge Verflechtung mit der deutschen Kunst- und Kulturlandschaft wird in diesem Zusammenhang nicht allein durch die Motivik der vier Serigrafien und ihre Entstehungsgeschichte deutlich: Als ein Porträtauftrag des Verlegers Siegfried Unseld Warhol 1980 nach Frankfurt führt, besuchen sie gemeinsam das dortige Städel-Museum. Vor dem Gemälde Tischbeins soll Unseld den Pop-Art-Künstler angeregt haben, sich das Motiv für seine eigene Arbeit anzueignen. Neben großformatigen Darstellungen auf Leinwand entwickelt Warhol 1982 die Folge der Serigrafien mit diesem Motiv. Diese einzigartige Suite wie auch die gesamte spätere Schaffensperiode des Künsters sind zudem in besonderem Maße geprägt durch die enge Zusammenarbeit mit den Verlegern Jörg Schellmann und Bernd Klüser. Besonders Schellmann arbeitet ab etwa 1970 als einer der bedeutendsten Herausgeber zeitgenössischer Editionen mit Künstler:innen wie Joseph Beuys, Keith Haring und Hanne Darboven zusammen. Das Jahr 1980 markiert dabei wiederum den Beginn der äußerst fruchtbaren Kooperation mit Andy Warhol, denn hier erscheint mit dem berühmten Porträt von Joseph Beuys die erste serielle Arbeit des Künstlers bei Schellmann & Klüser. Bis zum Tod Warhols im Jahr 1987 entstehen neben der heute so gefragten und seltenen Goethe-Suite mehr als 20 weitere Editionen im Rahmen dieser Zusammenarbeit, die dem Pop-Art-Pionier eine wertvolle Plattform für die Verbreitung seiner ikonischen, am Massenkonsum orientierten Serigrafien bietet – frei nach seinem selbsterklärten Motto: Thirty are better than one. [AM]



13
Andy Warhol
Goethe, 1982.
Farbserigrafie
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 475.000

(inklusive Aufgeld)