Auktion: 534 / Contemporary Art Day Sale am 09.12.2022 in München Lot 169


169
Stephan Balkenhol
Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose, 2011.
Holzskulptur- Figur aus Wawaholz, teils farbig ...
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inklusive Aufgeld)
Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose. 2011.
Holzskulptur- Figur aus Wawaholz, teils farbig gefasst.
223 x 56 x 39 cm (87,7 x 22 x 15,3 in).

• Keinem anderen zeitgenössischen Bildhauer ist es gelungen, so unverwechselbare plastische Werke zu schaffen.
• Unikat von hohem Wiedererkennungswert.
• Das Lehmbruck Museum in Duisburg zeigte vom 22. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021 eine umfangreiche Werkschau des Künstlers
.

PROVENIENZ: Galerie Leu, München (2013).
Privatsammlung Baden-Württemberg.

"Ich glaube [..], daß im Grunde jede Darstellung einer menschlichen Figur allein deshalb existenzialistischer Natur ist, weil sie die Frage aufwirft, wer ich bin, was ich hier auf Erden tue, wie ich sehe, denke und fühle."
Stephan Balkenhol in einem Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks, Kunstforum, Band 144, 1999, Gespräche mit Künstlern, S. 272.

Balkenhols Werk strebt danach, die figurative Skulptur von ihren politischen, religiösen und allegorischen Vereinnahmungen zu lösen und neu zu begründen. Die Suche der deutschen Künstler seit den 1980er Jahren nach neuen Formulierungsmöglichkeiten und Sinngebungen alltäglichen Materials manifestiert sich deutlich auch in Balkenhols Werk, der in der Klasse des streng minimalistisch arbeitenden Künstlers Ulrich Rückriem in Hamburg in der Bildhauerei ausgebildet wird. Seit etwa 1982 bestimmen die unmittelbar aus dem Holzblock herausgeschlagene, oft überlebensgroße menschliche Figur und der Kopf sein Schaffen. Mit traditionellem Werkzeug bearbeitet Balkenhol das Holz, das er als lebendige Substanz versteht. Die Handschrift des Bildhauers und seine körperliche Arbeit bleiben in dem Werk sichtbar. Der Eindruck der scheinbaren Unfertigkeit bleibt ihr immanent und ist genau kalkuliert. Der Archetypus des Mannes mit schwarzer Hose und weißem Hemd macht Balkenhol über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die scheinbare Durchschnittlichkeit seiner Figuren gleicht er durch ungewöhnliche Dimensionen aus: Mal sind die Figuren überlebensgroß und riesig, mal verkleinert auf viermal so hohen Sockeln, damit sie auf Augenhöhe mit dem Betrachter bleiben. Lässig präsentiert sich hier der junge Mann in der typischen balkenholschen Uniform, Hemd und schwarzer Hose. Eine Figur aus dem Jetzt, sehr lebendig und aktuell. Er steht über dem Betrachter, sein Sockel ist ein Hocker. Eine ungewöhnliche Erhöhung, meist sind die Sockel noch sehr an die Holzstämme, aus denen sie herausgearbeitet sind, erinnernde Pfeiler oder Säulen. Gerade durch ihre Einfachheit und Sachlichkeit faszinieren uns die Figuren von Stephan Balkenhol. Sie sind uns fremd und vertraut zugleich. Meist stehen seine Figuren einfach so da, tun nichts. Selten ist ihnen ein Gegenstand beigegeben oder sie werfen sich in Pose. Ihre Hauptaufgabe ist es, präsent zu sein, lässig und selbstverständlich. Sie wirken aber auch seltsam entrückt, man kann ihren Blick nicht einfangen, eine Aura des Unantastbaren umfängt sie. Stephan Balkenhol selbst meint: "Meine Skulpturen erzählen keine Geschichten. In ihnen versteckt sich etwas Geheimnisvolles. Es ist nicht meine Aufgabe, es zu enthüllen, sondern die des Zuschauers, es zu entdecken." [EH]



169
Stephan Balkenhol
Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose, 2011.
Holzskulptur- Figur aus Wawaholz, teils farbig ...
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inklusive Aufgeld)