Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 47


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George Grosz
Tumult, 1916.
Tuschzeichnung auf Papier (mit Blindstempel "Pr...
Schätzpreis: € 80.000 - 120.000
+
Tumult. 1916.
Tuschzeichnung auf Papier (mit Blindstempel "Progress").
Rechts unten signiert und datiert sowie links unten handschriftlich bezeichnet "6". Verso unten mittig handschriftlich betitelt sowie mit dem Nachlassstempel und weiteren Beschriftungen von fremder Hand. 44,2 x 34 cm (17,4 x 13,3 in), Blattgröße.
Verso mit einer Tusch-Skizze weiterer Figuren. [AR].

Tumult in der Großstadt: frühe, apokalyptische Zeichnung von George Grosz.
• Aus der wichtigen Berliner Schaffenszeit während des Ersten Weltkriegs.
• Umfangreiche Ausstellungshistorie, verso mit einer weiteren Figurenskizze.
• 1916 künstlerischer Durchbruch: Aus Georg Ehrenfried Groß wird George Grosz, er wird in der Kunstwelt bekannt, u. a. durch einen Aufsatz von Theodor Däubler und die Publikation von zwei Zeichnungen im Magazin "Neue Jugend". Er beginnt mit der Arbeit am Gemälde "Metropolis", das Elemente unserer Zeichnung enthält
.

Mit einer Expertise (in Kopie) von Ralph Jentsch, Berlin, vom 25. Januar 2010. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Œuvre-Katalog der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (1959).
Privatbesitz Berlin.
Galerie Nierendorf, Berlin.
Privatbesitz Berlin.
Sammlung Schweiz.

AUSSTELLUNG: George Grosz 1893-1959, Akademie der Künste, Berlin, 7.10.-30.12.1962, Kat.-Nr. 145 (m. Abb. S. 20).
The Berlin of George Grosz: Drawings, Watercolors and Prints, 1912-1930, Royal Academy of Arts, London, 20.3.-8.6.1997, Kat.-Nr. 35 (m. SW Abb. S. 72).
George Grosz. Kunst als Sozialkritik. Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, Saarlandmuseum Saarbrücken, 24.11.2007-17.2.2008, Kat.-Nr. 3 (m. Farbabb. S. 23).
Fixsterne. 100 Jahre Kunst auf Papier. Adolph Menzel bis Kiki Smith, Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen, Schloss Gottorf, 31.5.-20.9.2009, S. 39 (m. Abb.).
Wunder auf Papier. Über 100 Jahre Zeichenkunst, Kunsthaus Villa Jauss, Oberstdorf, 23.7.-3.10.2010, o. S. (m. Abb.).
George Grosz. Deutschland, ein Wintermärchen. Aquarelle, Zeichnungen, Collagen, Max Ernst Museum Brühl des LVR, 11.9.-18.12.2011; Stiftung Ahlers Pro Arte, Hannover, 17.2.-28.5.2012, S. 74f (m. Abb.).
1914. Die Avantgarde im Kampf, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 8.11.2013-23.2.2014, S. 196 (m. Abb.) u. S. 384.
Grosz, Krieg, Grotesk, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried, 6.7.-2.11.2014, S. 51 (m. Farbabb.).
PAINTING still ALIVE.. On the way to modernity, Centre of Contemporary Art, Torun, Polen, 11.11.2018-13.1.2019, S. 105 (m. Farbabb.).
Gross von Grosz. Die frühen Jahre, Das kleine Grosz Museum, Berlin, 1.3.-24.10.2022.

LITERATUR: Galerie Nierendorf (Hrsg.), 1920-1970. Fünfzig Jahre Galerie Nierendorf. Rückblick, Dokumentation, Jubiläumsausstellung, Berlin 1970, Kat.-Nr. 336 (m. SW Abb. S. 148).
Peter-Klaus Schuster (Hrsg.), George Grosz. Berlin-New York, Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie, Berlin 1995, S. 133 (m. SW Abb.).

"Sehen Sie: Berlin hat doch etwas riesig Tumultuarisches – wie?"
George Grosz, Brief an Otto Schmalhausen, 25.6.1916.

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 18.32 h +/- 20 Min.

Tumult in der Großstadt – George Grosz als Zeichner 1916 in Berlin
Im Januar 1912 kommt George Grosz nach Abschluss seines ersten Studiums in Dresden nach Berlin. Hier beginnt er bei Emil Orlik, an der Kunstgewerbeschule zu studieren, und erhält mit dessen Unterstützung ein Staatsstipendium. Der Fokus seines künstlerischen Schaffens liegt in den frühen Jahren auf der Zeichnung, das erste bekannte Gemälde stammt von 1915. Mit Kriegsbeginn wird seine Ausbildung allerdings jäh unterbrochen. George Grosz meldet sich im November 1914 freiwillig für den Kriegsdienst, wird jedoch nach einem Lazarettaufenthalt und der Operation einer Stirnhöhlenvereiterung bereits im Mai 1915 als dienstuntauglich entlassen. Auch wenn George Grosz nie an der Front eingesetzt war, hinterlässt der Krieg tiefe Spuren, die sich auch in seiner Kunst zeigen. Neben Kriegsszenen und Darstellungen von Schlachtfeldern thematisiert er in den Folgejahren das Berliner Leben, wo die gesellschaftlichen Folgen des Krieges immer deutlicher sichtbar werden. Apokalyptische Straßenszenen und vom Krieg gezeichnete Menschen halten Einzug in seine Zeichnungen und bevölkern in bisweilen tumultartigen Szenen seine Blätter.

In diese Zeit fällt auch die Entstehung der Zeichnung "Tumult". Eindrücklich veranschaulicht diese, wie der Künstler die sozialen Umstände damals wahrnimmt und in seiner Kunst verarbeitet. In einer großen Gleichzeitigkeit treffen in einer Häuserschlucht unter wolkenverhangenem Himmel mit düster wirkender Sonne die Menschenmassen aufeinander. Futuristisch-expressiv mutet die Szenerie an, die feisten Gesichter mit Hüten größtenteils dem Betrachter zugewandt, dazwischen in den Himmel gereckte Fäuste, durchbrochen von zackigen Linien und Schraffuren. Mit der Entstehung derartiger Zeichnungen wird die Kunstszene auf George Grosz aufmerksam. Der befreundete Theodor Däubler veröffentlicht 1916 einen Artikel mit mehreren Zeichnungen und auch in der Zeitschrift die "Neue Jugend" werden zwei von Grosz' Zeichnungen abgedruckt. Noch im selben Jahr beginnt George Grosz mit der Arbeit an seinem Gemälde "Metropolis", in dem Elemente unserer Zeichnung enthalten sind, wie etwa die Unheil verheißende, tiefhängende Sonne über den mit Menschenmassen gefüllten Straßenschluchten der Großstadt. Wie der Künstler sich zu den Kriegsereignissen positioniert, wird im Entstehungsjahr der Zeichnung jedoch nicht nur in seiner Kunst sichtbar. Im Jahr 1916 ändert er aus großer Abneigung gegen die Kriegsführung seines Heimatlandes seinen deutschen Namen Georg Ehrenfried Groß in die amerikanische Version George Grosz. [AR]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu George Grosz "Tumult"
Dieses Objekt wird differenzbesteuert, zuzüglich einer Einfuhrumsatzabgabe in Höhe von 7 % (Ersparnis von etwa 5 % im Vergleich zur Regelbesteuerung) oder regelbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.