Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 43


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Erich Heckel
Fränzi stehend (Stehendes Kind), 1910/11.
Farbholzschnitt vom zersägten Stock in Schwarz,...
Schätzpreis: € 100.000 - 150.000
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Fränzi stehend (Stehendes Kind). 1910/11.
Farbholzschnitt vom zersägten Stock in Schwarz, Grün und Rot.
Signiert und datiert "1911". Im Druckstock monogrammiert. Eines von 44 bekannten Exemplaren dieses Druckzustands. Auf festem Velin. 37,4 x 27,6 cm (14,7 x 10,8 in). Papier: 53,8 x 40 cm (21,1 x 15,7 in).
Blatt 1 aus der VI. Jahresmappe der "Brücke", herausgegeben 1911. Der Holzschnitt entsteht wohl im Spätjahr 1910 nach einer Zeichnung. [CH]

Die "Brücke": Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers
Weitere Werke der Sammlung werden in unserem Modern Art Day Sale am Samstag, den 7. Dezember 2024, sowie im zeitgleich stattfindenden Online Sale (Auktion endet am 15.12.2024) angeboten.

• Ikonischer Farbholzschnitt aus der besten "Brücke"-Zeit.
• Im kommenden Jahr ehrt die Neue Galerie in New York Erich Heckel mit einer ersten Einzelausstellung in einem amerikanischen Museum (9.10.2025-12.1.2026).
• Prachtvolles, kräftiges und farbfrisches Druckbild in sehr guter Erhaltung.
• Seit über 50 Jahren Teil einer hessischen Privatsammlung.
• Abzüge dieses berühmten Farbholzschnitts befinden sich u. a. im Städel Museum, Frankfurt a. Main, im Museum Folkwang, Essen, im Los Angeles County Museum of Art und in der National Gallery of Victoria, Melbourne
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen (1970 erworben, Kornfeld & Klipstein, Bern).
Seitdem in Familienbesitz.

LITERATUR: Renate Ebner, Andreas Gabelmann, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 1: 1903-1913, München 2021, WVZ-Nr. 423 H b 1 (von b 2).
Gerhard Söhn, Handbuch der Original-Graphik in deutschen Zeitschriften, Mappenwerken, Kunstbüchern und Katalogen, Bd. 2, Düsseldorf 1990, WVZ-Nr. 216-2.
Annemarie und Wolf-Dieter Dube, Erich Heckel. Das graphische Werk, Bd. 1: Holzschnitte, New York 1964, WVZ-Nr. H 204 b 2 (von c).
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Kornfeld und Klipstein, Bern, 137. Auktion, Moderne Kunst, 17.-19.6.1970, Los 531 (m. Farbtafel).

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 18.24 h +/- 20 Min.

"Fränzi stehend“ ist sicher einer der bedeutendsten Farbholzschnitte des Künstlers, in den ausgewogenen Farben Schwarz, Grün und Rot gedruckt, mit dem inzwischen bekanntesten und auch am häufigsten dargestellten Modell von Heckel, Kirchner und Pechstein. Wohl Ende 1910, vielleicht auch erst Anfang 1911 skizziert Erich Heckel Fränzi als stehendes Kind in seinem neuen Atelier Falkenbrücke 2a in Dresden, das er Ende Oktober oder Anfang November 1910 bezieht. Im Hintergrund sehen wir einen für das neue Atelier frisch genähten Wandbehang. Dieser zeigt eine hügelige Landschaftsszene mit charakteristischen Pinien, eine kreative Auseinandersetzung des Künstlers mit der "etruskischen Kunst" während der Italienreise im Jahr 1909. Die Zeichnung mit diesem auffallenden Hintergrund verwendet Heckel offensichtlich auch hier für den Farbholzschnitt "Fränzi stehend“ in Schwarz, Rot und Grün, der in der ihm gewidmeten Jahresgabe der Künstlergruppe 1911 erstmals erscheint.

Das Besondere an diesem Holzschnitt ist die jüngst ausgedachte Drucktechnik: Vor der Einfärbung werden die für Farbe vorgesehenen Flächen aus dem Holzstock ausgesägt, separat eingefärbt und für den Druckvorgang wieder zusammengesetzt. Damit verhindert Heckel eine Überlappung der gedruckten Farben an den Rändern und kann so diese unerhörte Brillanz und flächige Reinheit erreichen. Dargestellt ist Lina Franziska Fehrmann (1900–1950), genannt Fränzi. Sie ist etwa 10 Jahre alt, als sie von den "Brücke"-Künstlern entdeckt und als Modell engagiert wird. Max Pechstein erinnert sich 1945/46 noch deutlich und sichtlich beeindruckt: "Als wir in Berlin beisammen waren [1909] vereinbarte ich mit Heckel und Kirchner, daß wir zu dritt an den Seen um Moritzburg nahe Dresden arbeiten wollten […] Als ich in Dresden ankam und in dem alten Laden in der Friedrichstadt abstieg, erörterten wir die Verwirklichung unseres Planes. Wir mußten zwei oder drei Menschen finden, die keine Berufsmodelle waren und uns daher Bewegungen ohne Atelierdressur verbürgten. Ich erinnerte mich an meinen alten Freund, den Hauswart in der Akademie […] Er wies uns an die Frau eines verstorbenen Artisten und ihre beiden Töchter. Ich legte ihr unser ernstes künstlerisches Wollen dar. Sie besuchte uns in unserem Laden in der Friedrichstadt, und da sie dort ein ihr vertrautes Milieu vorfand, war sie damit einverstanden, daß ihre Töchter sich mit uns nach Moritzburg aufmachten [..] Wir lebten in absoluter Harmonie, arbeiteten und badeten. Fehlte als Gegenpol ein männliches Modell, so sprang einer von uns dreien in die Bresche. Hin und wieder erschien die Mutter, um als ängstliches Huhn sich zu überzeugen, daß ihren auf dem Teich des Lebens schwimmenden Entenküken nichts Böses widerfahren sei." (Max Hermann Pechstein, Erinnerungen, hrsg. von Leopold Reidemeister, Wiesbaden 1960, S. 41–43.)

Die Werke sind so zahlreich, dass man diesem Mädchen und ihrer Schwester Marcella nicht nur Kapitel, sondern eine ganze Ausstellung gewidmet hat. (Der Blick auf Fränzi und Marcella, Zwei Modelle der Brücke-Künstler Heckel, Kirchner und Pechstein, hrsg. von Norbert Nobis, Sprengel Museum, Hannover, 2010) Fränzi erreicht mit ihrer Gegenwart etwas doch Außergewöhnliches: Sie schafft es, dass die engsten Künstler der "Brücke" – außer Schmidt-Rottluff, der damals in Dangast weilt – zusammen malen und sich die Blicke auf das Geschehen an den Moritzburger Teichen sowie in den Ateliers in Dresden gleichen und in den Bildern weiterleben. Sie wird damit zur unverwechselbaren Ikone des eigentlichen "Brücke"-Stils um 1910. Der Holzschnitt "Fränzi stehend“ gehört zu den schönsten, ja ikonenhaften Blättern der Dresdner "Brücke“. [MvL]

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Die „Brücke“: Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers
Seine erste Begegnung mit expressionistischer Kunst ist dem Sammler aus Hessen noch heute gegenwärtig: Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs fielen ihm bei einem Besuch im Frankfurter Kunstkabinett Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff auf. Die Galerie bot als eine der ersten in Deutschland wieder die Gelegenheit, Arbeiten der von den Nationalsozialisten als entartet verfemten "Brücke"-Künstler zu sehen. Diesen Malern nach den dunklen Jahren der Nazi-Herrschaft ein Forum zu geben und sie der Öffentlichkeit neu vorzustellen, war eines der Hauptmotive, die Hanna Bekker vom Rath 1947 bewogen, das Kunstkabinett am Frankfurter Börsenplatz zu eröffnen. "Ich war hin und weg von diesen Arbeiten", beschreibt der Sammler, was er damals beim Anblick der Exponate empfunden hat. Er mochte den schroffen, holzschnittartigen Stil Schmidt-Rottluffs und entdeckte in der Folge auch die anderen Mitglieder der "Brücke" für sich, war begeistert von ihrer Art zu malen, die so gänzlich anders war als das, was in den Jahrzehnten zuvor als "schön" zu gelten hatte. Gemeinsam mit seiner Frau – der es vor allem die Werke von Otto Mueller und Emil Nolde angetan hatten – besuchte er viele weitere Ausstellungen im Frankfurter Kunstkabinett und später auch in anderen Galerien.

Und es blieb nicht beim Betrachten allein. 1962 ersteigerte das Ehepaar das erste expressionistische Werk bei einer Auktion in Stuttgart – bei Roman Norbert Ketterer, dem Onkel des heutigen Inhabers von Ketterer Kunst: Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt "Drei Akte im Walde" aus dem Jahr 1933 markierte den Auftakt einer umfangreichen Sammlung des Ehepaars mit Grafiken der "Brücke"-Künstler.

Ein spezielles System habe er nicht verfolgt, sagt der Sammler. Aber er habe versucht, nicht nur das zu erwerben, "was auch viele andere hatten". Sein besonderes Interesse weckten dabei vor allem jene Werke, die nur in kleiner Stückzahl vorhanden waren, etwas Außergewöhnliches hatten, einen zusätzlichen Farbauftrag etwa oder dem Künstler als Probedruck dienten. In erster Linie jedoch, sagt der Sammler, "habe ich nach Gefallen gekauft".




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Erich Heckel "Fränzi stehend (Stehendes Kind)"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.