Auktion: 563 / Modern Art Day Sale am 07.12.2024 in München Lot 221


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Otto Mueller
Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad), 1926/27.
Farblithografie von drei Steinen und in Grün aq...
Schätzpreis: € 30.000 - 40.000
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Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad). 1926/27.
Farblithografie von drei Steinen und in Grün aquarelliert.
Verso mit dem Nachlassstempel (Lugt 1829d). Eines von 60 Exemplaren. Auf bräunlichem Velin. 70 x 50,4 cm (27,5 x 19,8 in), fast blattgroß.
Gedruckt von Lange, Akademie Breslau. [CH]

Die "Brücke": Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers
Weitere Werke der Sammlung werden in unserem Evening Sale am Freitag, den 6. Dezember 2024, sowie im zeitgleich stattfindenden Online Sale (Auktion endet am 15.12.2024) angeboten.

• Im Februar/März 1928 wird die "Zigeunermappe" neben Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Lithografien in einer Ausstellung in der Galerie Ferdinand Möller, Berlin, erstmals öffentlich präsentiert.
• Die "Zigeunermadonna" ist das zentrale Motiv der 9 Blätter umfassenden Mappe.
• Werke aus der "Zigeunermappe" gelten als wichtigste grafische Arbeiten Otto Muellers.
• Unikat, eines der wenigen vom Künstler aquarellierten Exemplare.
• Seit nahezu 60 Jahren Teil einer hessischen Privatsammlung.
• In den vergangenen 20 Jahren sind nur vier weitere Exemplare dieser aquarellierten Farblithografie auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten worden (Quelle: artprice.com)
.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlassstempel, Lugt 1829d).
Domgalerie Köln.
Privatsammlung Hessen (1966 vom Vorgenannten erworben).
Seitdem in Familienbesitz.

LITERATUR: Florian Karsch, Otto Mueller. Das graphische Gesamtwerk, Berlin 1974, WVZ-Nr. 168.

Aufrufzeit: 07.12.2024 - ca. 14.48 h +/- 20 Min.

Die Erfahrung verschiedener Reisen Otto Muellers auf den Balkan verarbeitet der Künstler in der von ihm so benannten "Zigeunermappe“ mit neun Farblithografien, die er 1927 als monumentales Denkmal für Sinti und Roma vollendet. Die "Zigeunermadonna", das letzte Blatt in dieser Mappe, zeigt eine Pfeife rauchende Frau mit glatzköpfigem Kind auf dem Schoß. Das zentral eingebrachte Wagenrad im Hintergrund bildet gleichsam das titelgebende Symbol eines Heiligenscheins. Gegenüber den anderen Blättern dieser Mappe, die sich mit dem Alltäglichen beschäftigen, lässt sich hier ein sehr persönlicher Bezug zur Biografie des Künstlers herstellen. Nach der Scheidung von Maschka, die nicht mit ihrem zum Professor ernannten Mann 1919 nach Breslau mitzieht, sondern in Berlin verbleibt, und einer leidenschaftlich, doch vergeblich geführten Affäre mit seiner Schülerin Irene Altmann, lernt Mueller 1921 Elisabeth Lübke kennen. Diese heiratet er 1922, um sich 1924 wieder von ihr zu trennen, obwohl sie von ihm ein Kind erwartet, den 1925 geborenen Sohn Josef. Nach der Geburt reist Mueller erneut nach Ungarn mit Aufenthalt in Szolnok an der Theiß. 1927 reicht Mueller die Scheidung ein, Elsbeth heiratet noch im selben Jahr den Maler Otto Herbig, der Sohn Josef wächst bei der Mutter auf. So gesehen könnte die "Zigeunermadonna“ die Allegorie eines fragmentarischen Familienbildes ohne leibliche Mutter sein: der (auch in Wirklichkeit) Pfeife rauchende Vater Otto Mueller mit seinem Sohn.

Längst ist geklärt, dass Otto Mueller weder von Sinti oder Roma abstammt und auch nicht unter ihnen aufwächst. Die Wurzel des Mythos "Zigeuner-Mueller“ ist in Carl Hauptmanns Roman "Einhart der Lächler“ aus dem Jahr 1907 zu suchen, mit dem der Autor und väterliche Freund das Leben des Künstlers Einhart Selle alias Otto Mueller nachzeichnet, der sich von gesellschaftlichen Erwartungen löst und in Naturbetrachtung zu sich selbst findet. Abgesehen davon leistet der Künstler selbst Vorschub für diesen Mythos in seinem Werk, in dem er etwa Symbole der Sinti und Roma wie Liebesamulette und Pentagramm zum Schutz gegen das Böse zitiert, damit auch sein Interesse an Okkultismus und Magie spiegelt und nicht zuletzt mit der sogenannten "Zigeunermappe“ die Welt der Sinti und Roma und ihre antibürgerliche, gleichwohl aufgezwungene Lebensform am Rande der Gesellschaft verehrt. Einige Motive der Mappe, wie hier die Mutter mit Kind, malt der Künstler mit seiner ihm eigenen Technik auch in Leimfarbe auf Rupfen. [MvL]


Die "Brücke": Expressionismus auf Papier – Passion eines deutschen Sammlers

Seine erste Begegnung mit expressionistischer Kunst ist dem Sammler aus Hessen noch heute gegenwärtig: Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs fielen ihm bei einem Besuch im Frankfurter Kunstkabinett Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff auf. Die Galerie bot als eine der ersten in Deutschland wieder die Gelegenheit, Arbeiten der von den Nationalsozialisten als entartet verfemten „Brücke“-Künstler zu sehen. Diesen Malern nach den dunklen Jahren der Nazi-Herrschaft ein Forum zu geben und sie der Öffentlichkeit neu vorzustellen, war eines der Hauptmotive, die Hanna Bekker vom Rath 1947 bewogen, das Kunstkabinett am Frankfurter Börsenplatz zu eröffnen. „Ich war hin und weg von diesen Arbeiten“, beschreibt der Sammler, was er damals beim Anblick der Exponate empfunden hat. Er mochte den schroffen, holzschnittartigen Stil Schmidt-Rottluffs und entdeckte in der Folge auch die anderen Mitglieder der „Brücke“ für sich, war begeistert von ihrer Art zu malen, die so gänzlich anders war als das, was in den Jahrzehnten zuvor als „schön“ zu gelten hatte. Gemeinsam mit seiner Frau – der es vor allem die Werke von Otto Mueller und Emil Nolde angetan hatten – besuchte er viele weitere Ausstellungen im Frankfurter Kunstkabinett und später auch in anderen Galerien.

Und es blieb nicht beim Betrachten allein. 1962 ersteigerte das Ehepaar das erste expressionistische Werk bei einer Auktion in Stuttgart – bei Roman Norbert Ketterer, dem Onkel des heutigen Inhabers von Ketterer Kunst: Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt „Drei Akte im Walde“ aus dem Jahr 1933 markierte den Auftakt einer umfangreichen Sammlung des Ehepaars mit Grafiken der „Brücke“-Künstler.

Ein spezielles System habe er nicht verfolgt, sagt der Sammler. Aber er habe versucht, nicht nur das zu erwerben, „was auch viele andere hatten“. Sein besonderes Interesse weckten dabei vor allem jene Werke, die nur in kleiner Stückzahl vorhanden waren, etwas Außergewöhnliches hatten, einen zusätzlichen Farbauftrag etwa oder dem Künstler als Probedruck dienten. In erster Linie jedoch, sagt der Sammler, „habe ich nach Gefallen gekauft“.

Weitere Werke der Sammlung werden in unserem Evening Sale am Freitag, den 6. Dezember 2024, sowie im zeitgleich stattfindenden Online Sale (Auktion endet am 15.12.2024) angeboten




Aufgeld und Steuern zu Otto Mueller "Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad)"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

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