Auktion: 547 / Modern Art Day Sale am 09.12.2023 in München Lot 426


426
Willi Baumeister
Mit Amöbenform, 1938.
Öl auf Leinwand auf Holz aufgezogen
Schätzpreis: € 40.000 - 60.000
+
Mit Amöbenform. 1938.
Öl auf Leinwand auf Holz aufgezogen.
Links unten signiert und datiert. Rechts unten unleserlich bezeichnet. Verso datiert, auf einem Etikett typografisch signiert sowie von fremder Hand bezeichnet. 43,7 x 30,4 cm (17,2 x 11,9 in). Holz: 52 x 40 cm (20,4 x 15,7 in).


• Aus der bedeutenden Werkreihe der "Eidos"-Bilder, dem Höhepunkt in Baumeisters Entwicklung der 1930er Jahre.
• Im dynamischen Überlagern von feinen Linien und amöbenhaften Formgebilden zeigt sich der 'reflexive Prozesscharakter' von Baumeisters Malerei.
• Gemälde aus der "Eidos"-Folge befinden sich in zahlreichen Museumssammlungen, wie u. a. im Stedelijk Museum, Amsterdam, der Pinakothek der Moderne, München, und der Staatsgalerie Stuttgart
.

PROVENIENZ: Sammlung Kurt und Vera Deschler, Ulm.
Galerie Gunzenhauser, München.
Privatsammlung Süddeutschland (1977 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (durch Erbschaft vom Vorgenannten).

AUSSTELLUNG: Hölzel und sein Kreis, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 8.9.-5.11.1961, Kat.-Nr. 27 (verso mit dem Ausstellungsetikett).

LITERATUR: Peter Beye/Felicitas Baumeister, Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde, Bd. II, Ostfildern 2002, WVZ-Nr. 817 (m. Abb.).
Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, Kat.-Nr. 527 (m. Abb.).

Aufrufzeit: 09.12.2023 - ca. 18.07 h +/- 20 Min.

Amöbenhafte Wesen, abstrakte Formen und geheimnisvolle Liniengebilde besiedeln Baumeisters Leinwandbühne. Meint man auf den ersten Blick, bekannte Figurationen erkennen zu können, entziehen sich die schwebenden Wesen jedoch auf den zweiten Blick jedweder geläufigen Einordnung. Erst im Zusammenspiel aller es bedingender Kräfte gewinnt das Bild seine endgültige Form. Die "Eidos"-Bilder, zu denen auch das hier vorliegende "Mit Amöbenform" zählt, gelten als Höhepunkt in Baumeisters Schaffen der 1930er Jahre. "Eidos" meint Urbild, jedoch nicht in einem statischen Verständnis, sondern in einem dynamischen Sinne, in einem wandlungsfähigen Formenpotenzial. Die zentrale Form stellt die Amöbe dar, auch Wechseltierchen genannt. Der Name ist hier Programm, da es zur Gestaltänderung fähig ist und zu immer neuen Gestaltungstypen drängt. Diese Maxime weiß Baumeister in der vorliegenden Arbeit sichtbar zu machen. Scheinen das blaue, weiße und dunkelrote Tierchen eine gewisse Verwandtschaft miteinander zu teilen, sind sie doch in ihrer Gestaltungsform eigenständig. Auch legt der Umriss die Gestalt nicht endgültig fest, was besonders schön an den zwei dominierenden Gebilden zu erkennen ist. Es scheint, als modifizieren sich diese surrealistisch anmutenden Kompositionen jeden Augenblick von neuem direkt vor dem Auge der Betrachtenden. Diese Verwandlung ist die bestimmende Kraft in der Entstehung des Bildes und sie bestimmt auch Baumeisters geistige Auseinandersetzung dieser Zeit. Besonders die Metamorphosenlehre Goethes, die dieser anhand seiner morphologischen Studien an Pflanzen und Tieren entwickelte, ist hier als eine grundlegende Komponente zu nennen. Bemerkenswert ist, dass Baumeister trotz dieser sowohl gesellschaftlich als auch für ihn persönlich turbulenten 1930er Jahre konsequent weiterhin künstlerisch aktiv ist und zu neuartigen künstlerischen Ausdrücken findet. "Mit Amöbenform" entstand im Jahr 1938. Ein Jahr zuvor findet die Ausstellung "Entartete Kunst" statt, ein Jahr später beginnt der Zweite Weltkrieg. Diese Zeit ist geprägt von der nationalsozialistischen Ideologie, welche Künstler wie Willi Baumeister diffamiert und ausgrenzt. 1933, kurz nach der Machtübernahme Hitlers, wird der 44-Jährige aus seinem Dienst an der Städelschule in Frankfurt am Main entlassen. Doch trotz dieser widrigen Umstände verfolgt Baumeister weiterhin eine Kunst, die sich aus sich selbst heraus weiterentwickelt. Form und Farbe emanzipieren sich voneinander und entwickeln eine wegweisende Eigendynamik. Der Aspekt des Prozessualen begleitet Baumeister in seiner gesamten künstlerischen Karriere und es ist nur folgerichtig, dass er heute als einer der wichtigsten und bedeutendsten Künstler der Moderne gilt, was dieses Gemälde zu unterstreichen weiß. [AW]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Willi Baumeister "Mit Amöbenform"
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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
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Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.