Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 65


65
Günther Förg
Ohne Titel, 2005.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 250.000
Ergebnis:
€ 469.900

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 2005.
Acryl auf Leinwand.
Links oben signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett, dort typografisch mit der Werknummer "WVF 05.B.0237" bezeichnet. 195 x 165 cm (76,7 x 64,9 in). [JS].

• Förgs großformatige Gitterbilder sind faszinierende Zeugnisse seines intuitiven Schaffensprozesses und gehören zu den Höhepunkten seines Œuvres.
• Kraftvolle Komposition, die ihre besondere Stärke aus der Leuchtkraft der Farbe und dem Kontrast aus Fläche und Struktur gewinnt.
• Schönes Beispiel für Förgs meisterliches Spiel mit der Adaption kunsthistorischer Traditionen: Bei der Serie der "Gitterbilder" hat sich Förg intensiv mit dem Spätwerk von Edvard Munch beschäftigt und Motive und Gestus in abstrahierter Form übernommen.
• 2014 präsentierte das Museum Brandhorst, München, eine erste postume Werkübersicht des Künstlers, 2018 folgte die Retrospektive im Stedelijk Museum, Amsterdam, und im Dallas Museum of Art, sowie 2023 die große Übersichtsausstellung im Long-Museum, Shanghai
.

Wir danken Herrn Michael Neff vom Estate Günther Förg für die freundliche Bestätigung der Authentizität dieser Arbeit. Das Werk ist unter der Nummer WVF.05.B.0237 im Archiv des Estate Günther Förg registriert.

PROVENIENZ: Galerie Hetzler, Berlin (direkt vom Künstler).
Privatsammlung Deutschland (vom Vorgenannten erworben).

"A Fragile Beauty explores the work of a rebellious artist whose oeuvre embodies a critical, witty, yet rigorous and penetrating critique of the canon of modern art."
Stedelijk Museum Amsterdam zur Ausstellung "Günther Förg. A Fragile Beauty", 26. May-14. Okt. 2018.

Günther Förgs Werk ist eine Hingabe an die Farbe, der unablässige Versuch, ihr Eigenleben und ihren schier unendlichen Variationsreichtum durch immer neue Kombinationen herauszuarbeiten. Seine Malerei bringt das scheinbar Unvereinbare nahezu mühelos auf der Leinwand zusammen, vereint Elemente der konkreten Kunst mit gestischen Komponenten: Geometrische Strenge trifft auf expressive Spontaneität, ein kalkuliertes System auf die spontane Intuition des Farbauftrages. Förg, der seinen Gemälden bis in die 1980er Jahre maximal grobe Konstruktionsskizzen vorausgehen lässt und dessen Arbeiten stets aus nur einer einzigen Malschicht bestehen, hat im Gespräch mit Siegfried Gohr den intuitiv-spontanen Entstehungsprozess seiner Arbeiten mit den folgenden Worten beschrieben: "Es gibt z. B. keinen Ausschuß bei Bildern, also auch nicht beim Bleibild, weil ich notfalls sehr intuitiv etwas entscheide; z. B., um jetzt irgendeine Farbe zu nehmen, male ich etwas Curryfarbenes, aber wenn es überhaupt nicht funktioniert, setzte ich ein Violett daneben und rette das Bild." (G. Förg, zit. nach: G. Förg im Gespräch mit Siegfried Gohr, Köln 1997, S. 41). Egal ob in seinen seriellen Arbeiten, seinen Gitterbildern, Bleibildern oder späten Großformaten, Förgs Malerei muss auf einen Schlag gelingen, in einem Zug muss das Bildereignis in nur einer Malschicht realisiert werden. Immer wieder sucht Förgs Malerei dabei stilistisch die Auseinandersetzung mit anderen Künstlern. Neben Einflüssen der abstrakten Vorkriegsmoderne, des Konstruktivismus und Suprematismus spielt dabei in den 1970er Jahren das Schaffen des früh verstorbenen Blinky Palermo für den Kunststudenten Förg eine prägende Rolle. Später dann tritt das amerikanische Action- und Color-Field-Painting, etwa die Malerei Willem de Koonings, Clifford Stills und Barnett Newmans, als Inspirationsquelle hinzu. Förg adaptiert und transformiert Gesehenes, macht auf diese Weise in farblicher oder formaler Hinsicht immer wieder neuartige Impulse für sein eigenes, facettenreiches Werk nutzbar. Die entscheidende Inspirationsquelle für Förgs seit den 1990er Jahren entstehenden, großformatigen Gitterbilder, zu denen unsere leuchtende Komposition zählt, liefert neben den gitter- oder kreuzartigen linearen Strukturen, die in Paul Klees Aquarellen ab 1913 regelmäßig auftauchen, auch das Spätwerk Edward Munchs. Förgs Gitterbilder transformieren und verfremden diese für die Entwicklung der modernen Malerei so bedeutenden kunsthistorischen Impulse, und überführt Munchs Motivik und Gestik in die abstrakte Malerei. Klees Arbeiten sind klein und zeichnerisch, Munchs Gemälde sind gegenständlich, Förgs Schöpfungen hingegen sind monumental und malerisch. Förg erreicht in seinen berühmten Gitterbildern eine enorme Farbwucht und Stärke, die allein aus der Leuchtkraft der Farbe und dem Krontrast aus Fläche und Struktur gewonnen wird.
2014 präsentierte das Museum Brandhorst, München, eine erste postume Werkübersicht des Künstlers. Im Jahr 2018 folgte dann die Retrospektive "Günther Förg. A Fragile Beauty", die im Stedelijk Museum, Amsterdam, und im Dallas Museum of Art zu sehen war. 2023 zeigt das Long-Museum, Schanghai, eine große Übersichtsausstellung. Förgs Gemälde befinden sich in zahlreichen internationalen Museumssammlungen, wie u. a. dem Museum of Modern Art, New York, und der Pinakothek der Moderne, München. [JS].



65
Günther Förg
Ohne Titel, 2005.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 250.000
Ergebnis:
€ 469.900

(inklusive Aufgeld)