Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 62


62
Katharina Grosse
Ohne Titel, 1988.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 101.600

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 1988.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand mehrfach signiert, datiert "1988" sowie mit einem Richtungspfeil und einer Widmung vom 24.10.1989 bezeichnet. 125 x 180 cm (49,2 x 70,8 in).
[AR].

• Äußerst frühe Arbeit, die das große Potenzial der Künstlerin zeigt.
• Ihr spezifischer Farbauftrag wird hier bereits zur Methode.
• Die Herstellungsweise dieses frühen Bildes zeigt den körperlich intensiven und nachvollziehbaren Prozess.
• Großformatige Arbeiten der 1980er Jahre sind von größter Seltenheit auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Aktuell zeigt Katharina Grosse in der Wiener Albertina die großartige Show "Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden" (1. November 2023 bis 1. April 2024)
.

Die Arbeit ist unter der Archivnummer "1988_1014M" im Studio Katharina Grosse, Berlin, verzeichnet. Wir bedanken uns für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland.
Privatsammlung Schweiz (2005 von Vorgenanntem erworben).

"Painting allows me the most direct transmission of thinking into action."
Katharina Grosse, zit. nach: Stephanie Buhmann, Berlin Studio Conversations, Berlin 2017, S. 248.

Das vorliegende Werk entsteht 1988, als Katharina Grosse Meisterschülerin bei Gotthard Graubner in Düsseldorf ist. Es ist ein frühes Werk der heute so erfolgreichen Künstlerin, die über die Jahre zu ihrem eigenen künstlerischen Ausdruck findet. An der Kunstakademie in Münster studiert sie zunächst unter Norbert Tadeusz, der sich in seinen figurativen Arbeiten intensiv mit Farbe als Gegenstand auseinandersetzt. In Düsseldorf dann findet Grosse in den 1980er Jahren zu einer ungegenständlichen, auf die Wechselwirkungen der Farben konzentrierten Malerei. Schon damals ist die Herstellung eines Bildes für die Künstlerin ein körperlich intensiver und nachvollziehbarer Prozess. So überträgt sie mit dem Pinsel die Körperbewegung in ihre Malerei. "Ich habe ein halbes Jahr bei Ulrike Rosenbach Performance studiert. Als ich zur Malerei zurückkehrte, war mir bewusster, was der Körper vor der Leinwand tut, bevor er Spuren darauf hinterlässt", erklärt Katharina Grosse und macht dadurch verständlich, was ihre Malerei für uns so mitreißend wirken lässt (zit. nach: Ausst.-Kat. Farbe absolut. Katharina Grosse. Gotthard Graubner, Küppersmühle Duisburg, 2019, S. 81). Auch die sichtbar belassene Überlagerung der Farben, ein zentrales Element ihrer Vorgehensweise, ist in unserer frühen Arbeit bereits angedeutet und eröffnet eine zeitliche Ebene im Bildraum. Ende der 1990er Jahre tritt schließlich die Sprühpistole in ihr Schaffen, durch die sich ihre Arbeitsweise radikal verändert, was ihr letztlich zu ihrem großen Erfolg verhilft. Ihre Entscheidung, sich ganz und gar der Farbe zu verschreiben, in einer Zeit, als die Malerei für beendet erklärt wurde und neue Medien wie Fotografie und Videokunst die Kunstszene beherrschten, wird auch von ihrer großen Überzeugungskraft getragen und von ihrem Mut, unmöglich scheinende Projekte immer wieder möglich zu machen. Grosses Kunst ist laut und präsent, hat keine Angst vor neuen Wendungen und ist dadurch voll von Überraschungen. Sie ist Ausgangspunkt einer schier unendlichen Fülle an Möglichkeiten, der Farbe eine Bühne zu bieten. Die Künstlerin selbst sagt: "I think color is amazing; it's not linked to space, to locality, or to objecthood. It's not linked to any kind of specific hierarchy. Nobody can tell me that yellow is more important than green [..] It's more what it is not and that's why I think it gives me so many possibilities." (Katharina Grosse, zit. nach: Stephanie Buhmann, Berlin Studio Conversations, Berlin 2017, S. 242f.). [AR]



62
Katharina Grosse
Ohne Titel, 1988.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 101.600

(inklusive Aufgeld)